Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
schon«, brummte er.
4
DIE GOLDENE SKLAVIN
Die Tage vergingen. Der Mond nahm ab und wieder zu. Ein kurzer, spontaner Aufstand der unteren Kasten wurde mit eiserner Hand von Conan niedergeschlagen. Shubba, Tuthmes' Diener, kehrte nach Meroê zurück. Im Gemach des Edlen, wo Löwenfelle den Marmorboden bedeckten, sagte er: »Ich habe die Frau gefunden, die Euch vorschwebte, Herr – eine Nemedierin, von einem argossanischen Kauffahrer geraubt. Ich bezahlte dem shemitischen Sklavenhändler viele schwere Goldstücke für sie.«
»Bring sie hierher, ich will sie sehen!« befahl Tuthmes.
Shubba verließ den Raum und kehrte eine kurze Weile später mit einem Mädchen zurück. Sie war grazil, und ihre weiße Haut bot einen schier blendenden Gegensatz zu den braunen und schwarzen Leibern, die Tuthmes gewohnt war. Ihr Haar fiel in langen Ringellocken weit über die weißen Schultern. Sie trug nur einen zerrissenen Kittel. Shubba nahm ihn ihr ab, und sie drückte hastig die Hände auf den Leib, um ihre Blößen zu bedecken.
Tuthmes nickte gleichmütig. »Sie ist ein annehmbares Stück Ware. Wenn ich nicht auf den Thron aus wäre, wäre ich vielleicht gewogen, sie für mich selbst zu behalten. Hast du ihr Kushitisch beigebracht, wie ich befahl?«
»Ja, ich lehrte es sie in der Stadt der Stygier und später täglich auf dem Karawanentreck. Auf die Art der Shemiter überzeugte ich sie von der Notwendigkeit des Lernens mit dem Pantoffel. Sie heißt Diana.«
Tuthmes setzte sich auf den Diwan und bedeutete dem Mädchen, sich mit überkreuzten Beinen vor ihm auf dem Boden niederzulassen. Das tat sie.
»Ich gebe dich der Königin von Kush als Geschenk«, sagte er. »Es soll so aussehen, als wärest du ihre Sklavin, aber in Wirklichkeit wirst du für mich arbeiten. Du wirst regelmäßig Aufträge von mir erhalten und sie ohne Fehl ausführen. Die Königin ist grausam und unüberlegt, also hüte dich davor, sie zu erzürnen. Du wirst nichts von deiner Verbindung zu mir verlauten lassen, selbst wenn man dich foltern sollte. Wenn du glaubst, im Königspalast sicher vor mir zu sein und deshalb in Versuchung gerätst, meine Befehle zu mißachten, werde ich dir auch dort meine Macht beweisen.«
Er nahm sie an der Hand, führte sie durch einen Korridor, eine Treppe hinunter und in ein längliches, schwach beleuchtetes Zimmer. Der Raum war durch eine Kristallwand in zwei gleiche Hälften geteilt. Das Kristall war trotz seiner Dicke von gut drei Fuß so klar wie Wasser, und fest genug, selbst dem Ansturm eines Elefanten zu widerstehen. Tuthmes führte Diana dicht an diese Wand und befahl ihr, dort mit dem Gesicht zum Kristall stehenzubleiben, während er zurücktrat. Plötzlich ging das Licht aus.
Unerklärliche Panik erfüllte das Mädchen. Sie zitterte am ganzen Leib, als mit einemmal Licht in der Dunkelheit hinter der Scheibe aufglühte. Und da sah sie einen mißgestalteten, gräßlichen Schädel aus der Finsternis auftauchen. Ein kurzer borstiger Rüssel ragte heraus, und darunter stichelspitze Hauer. Als diese Alptraumkreatur auf sie zukam, schrie sie gellend auf und ergriff die Flucht, denn in ihrer Panik hatte sie vergessen, daß ja eine dicke Kristallwand sie von dem Ungeheuer trennte. In der Dunkelheit lief sie geradewegs in Tuthmes Arme. Sie hörte ihn zischen: »Jetzt hast du meinen Diener gesehen. Wenn du nicht tust, was ich befehle, werde ich ihn auf dich hetzen. Und glaube mir, er wird dich finden, wo immer du auch sein magst. Du kannst ihm nirgendwo entkommen.« Als er ihr noch etwas ins Ohr flüsterte, fiel sie in Ohnmacht.
Tuthmes trug sie die Treppe hoch und übergab sie einer Schwarzen mit der Anweisung, sie wieder zur Besinnung zu bringen, ihr Speise und Trank vorzusetzen, sie zu baden, zu kämmen, zu parfümieren und fein herauszuputzen, damit er sie am Morgen der Königin verehren konnte.
5
TANANDAS PEITSCHE
Am nächsten Tag führte Shubba Diana von Nemedien zu Tuthmes' Zweispänner, hob sie hinein und nahm die Zügel. Das Mädchen war kaum wiederzuerkennen. Ihr Liebreiz war durch eine feine Spur von Schönheitsmitteln und Wohlduft noch erhöht worden, und das schleierfeine Seidengewand trug dazu bei, nichts ihres makellosen Wuchses zu verbergen. Ein silbernes Diadem glitzerte in ihrem goldenen Haar.
Aber sie war völlig verängstigt und verstört. Das Leben war ein einziger Alptraum für sie, seit die Sklavenhändler sie geraubt hatten. In all den langen Monaten seither hatte
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