Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
Clan-Ältesten mit ihren Familien zum Tempel, um Dankesopfer darzubringen, und ihr Weg führte sie auch hierher, wenn sie Rat suchten, Meinungsverschiedenheiten geschlichtet haben wollten und auch anderer weltlicher Geschäfte wegen. Das einfache Volk pilgerte zu diesem alten Ort, um sich von Sünden reinwaschen zu lassen, um den allerheiligsten Eid zu leisten oder Trost in Mitras Mysterien zu finden.
Hierher brachte Ausar seine Männer nach ihrer Niederlage am Helu. Es war der naturgegebene Ort weitere zu treffen, die sich seiner Streitmacht anschließen würden. Die Gefahr bestand kaum, daß die Stygier so weit kamen, und wenn ja, würden sie Schwierigkeiten mit ihrem Nachschub haben, der in diesem dürren, zerklüfteten Hochland leicht abgeschnitten werden konnte. Ja, hier konnte er hoffen, neue Rekruten zu finden.
»Aber ansonsten ist meine Hoffnung nicht groß«, gestand er Parasan.
»Du versündigst dich, schon jetzt zu verzweifeln, mein Sohn«, rügte ihn der Hohepriester. »Du magst eine Schlacht verloren haben, aber der Krieg ist noch in seinem Anfang.«
»Ich habe eine geliebte Tochter verloren«, klagte Ausar.
Parasan legte eine gebrechliche Hand auf die Schulter des Führers. »Sie ist tapferen Herzens für die gute Sache gefallen. Mitra, der selbst ein Streiter ist, nahm sie zu sich.«
»Ja, wenn sie wirklich fiel ... O großer Sonnengott, gewähre mir die Sicherheit, daß sie gefallen und nicht gefangen ist!«
Eine Weile herrschte Schweigen. Die beiden Männer saßen im Wohngemach des Priesters im Tempel. Der Sonnenschein, der schräg durch die Fenster fiel, erhellte zwei steinerne Räume, die kärglich ausgestattet waren. Eine zeitverblichene Wandmalerei stellte einen jungen Mann auf einem Stier reitend dar, zwischen dessen Hörnern die Sonnenscheibe glühte. Ein paar offene Schränke mit uralten Schriftrollen, vergilbten Büchern, Gerätschaften und kunstvollen Figurinen, die aus den Ruinen gerettet worden waren, standen herum. Parasan in seiner blauen Robe wartete geduldig.
Schließlich nahm Ausar sich zusammen und sagte heiser: »Kann Dummheit je gerecht sein? Ich bildete mir nicht ein, daß es uns gelänge, die Stygier ganz aus Taia zu vertreiben, aber ich dachte, unser Widerstand würde es vielleicht zu kostspielig für sie machen, ihre Steuereintreiber und Richter in unsere Berge zu schicken, sie würden uns mit der Zeit in Frieden lassen, und wir könnten vielleicht sogar ein Einvernehmen mit ihnen erzielen. Statt dessen haben sie das Helutal gebrandschatzt, so daß wir noch weiter verarmen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie eine Wiederbesiedelung zulassen werden, ehe wir uns ihnen fügen. Ich glaube sogar, daß sie, sobald sie es ermöglichen können, Feuer und Schwert von einem zum anderen Ende von Taia tragen werden. Sollte ich nicht die Unterhändler meinen in Salz eingelegten Leichnam als Zeichen der Unterwerfung mitnehmen lassen?«
Parasan schüttelte das weiße Haupt. Er war kleiner und dunkler als die meisten seiner Landsleute, es floß mehr Negerblut in ihm, doch alle hörten voll Respekt auf seine sanften weisen Worte. »Nein, Ausar, verlasse uns nicht so früh. Es würde ohnedies nicht helfen. Du bist unser natürlicher Führer, der Häuptling des Varanghi-Clans, und stammst von unserem Herrschergeschlecht ab, so bist du auch durch das Recht der Geburt der Höchste von uns, und jeder kennt deinen untadeligen Ruf. Wenn du stirbst, würde das dem Volk angetane Unrecht nicht mit dir sterben. Ein anderer würde deinen Platz einnehmen und an deiner Stelle weiterkämpfen – für unseren Gott, unser Land und unser Blut.«
Ausar lachte bitter. »Unser Blut? Was ist das? Die Hyborier unter unseren Vorfahren vermischten das ihre bald mit dem der Stygier, Kushiten und Shemiten. Keshan ist nun fast völlig schwarz, und wir können uns selbst kaum weiß nennen, oder? Was unser Land betrifft, einst war es groß, doch nahezu alles, was uns die heutige Zivilisation gibt, haben wir von unseren stygischen Herren.« Er hielt inne. »Und unsere Götter? Es ist nicht als Blasphemie gegen Mitra, den Allerhöchsten gemeint, aber Ihr müßt doch selbst zugeben – und gewiß bekümmert es Euch –, wie sehr sein Kult im Laufe der Jahrhunderte sich mit all diesem Heidentum ringsum verfälscht hat.«
»Ja«, murmelte Parasan. »Doch so sehr seine Flamme auch niedergebrannt sein mag, sie wird nie erlöschen.« Er richtete sich auf seinem Stuhl auf. »Sind deine Männer genauso entmutigt wie
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