Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
du?«
»Nein. Sie sind Barbaren, die ohne zu fragen alles auf sich nehmen, was das Schicksal ihnen schickt. Das einzige, was für sie zählt, ist ihrem Namen Ehre zu machen, damit er in die Geschichte ihres Clans eingeht. Ich, dagegen ... Ihr erinnert Euch doch, daß man mich als Junge hierherschickte, um die taianische Chronik zu studieren. Danach reiste ich mehrere Jahre sowohl durch Stygien als auch durch Shem, um mehr über die Zivilisation zu lernen. Ich fürchte, deshalb sehe ich die Dinge nun zu klar.«
»Aber nicht tief genug, mein Sohn. Komm mit.« Parasan erhob sich und hinkte zur Tür. »Was ich dir und den anderen erzählen möchte, ist dir nicht neu, und viel davon kennen auch die anderen. Trotzdem werde ich erneut die Prophezeiung über die Axt kundtun.«
Ausar gehorchte, teils unwillig, teils nur allzu gern, falls es dem Priester vielleicht doch gelingen sollte, ihm neuen Mut zu machen. Sie traten hinaus auf den Portikus des Bauwerks. Der einst weiße Marmor war zu einem tiefen Goldton nachgedunkelt. Die Friese waren vom Alter fast geglättet und kaum noch erkennbar, ebenso die Kannelierung der Säulen. Nur Trümmerstücke und der unebene Abschluß verrieten, daß sich hinter diesem noch einigermaßen erhaltenen Tempelstück ein oder sogar zwei Flügel befunden hatten. Der Duft von sonnengedörrtem Gras hing über diesem verträumten Fleckchen.
Die Krieger – Männer und einige ihre Keuschheit hütende Jungfrauen – lagerten auf dem Hang dahinter, zwischen Mauerruinen und zerborstenen Säulen. Eine warme Brise trug den Rauch ihrer Lagerfeuer zum Himmel auf, wo der Sonnenschein sich auf dem glänzenden Gefieder von beutesuchenden Falken spiegelte. Als die Krieger ihren Führer mit seinem Begleiter kommen sahen, erhoben sich alle und formierten sich unterhalb der zerfallenen Treppe zu geordneten Reihen.
Parasan hob eine Hand. So dünn seine Stimme auch war, verstand doch jeder sie klar und deutlich.
»Hört, ihr, die ihr für unser geliebtes Taia kämpft! Hört, auch wenn sie euch wohlbekannt ist, die Geschichte eures Vaterlands.
Mächtig waren eure Vorfahren. Sie kamen von weither, herab aus dem eisigen Norden, aus dem Hyborien der Legenden, als Wanderer zuerst, dann als Eroberer und schließlich, um sich hier anzusiedeln. Barbaren waren sie mit einer großen Bestimmung, denn sie verehrten Mitra, und der Sonnengott hatte sie dazu erkoren, seinen reinen, unbefleckten Glauben in dieses Land zu bringen, wo man Tiergötter anbetete, Menschenopfer brachte, der Schwarzen Magie huldigte und unbedenklich Greuel geschahen.
Einige eurer Ahnen überquerten das Hochland und ließen sich in Keshan nieder. Dort errichteten sie Städte, die blühten und gediehen, doch mit der Zeit zehrte das schwüle Klima an ihrer Kraft, sie ergaben sich ihm, und ihr Wesen veränderte sich. Der Dschungel griff nach ihren Städten und überwucherte die meisten. Nichts blieb von ihrer Größe als ein primitives schwarzes Königreich – das jedoch noch heute als Bollwerk gegen unerwünschte, grausame Eindringlinge steht.
Besser erging es den Hyboriern in diesen kühleren, trockeneren Bergen. Varanghi führte seine Abteilung zum Sieg und setzte sich selbst gegen Zauberei und das schreckliche Erbe alter, in der Vergangenheit verlorener Rassen durch, die nicht menschlich gewesen waren. Das gelang ihm, weil er eine Axt in die Schlacht trug, die Mitra persönlich ihm gegeben hatte. Solange ihr Träger sich ihrer würdig erwies, machte diese Waffe ihn unbesiegbar.
Sie wurde zum größten Schatz und zum Wappenzeichen des Herrschergeschlechts, das mit Varanghi begann. Lange blühte sein Königreich Taia in immer neuen Erfolgen, Reichtum, Glück und der Gunst Mitras. Doch dieses strahlende Licht des Sonnengottes war für das dunkle Stygien unerträglich. Wieder und immer wieder durch die Jahrhunderte hindurch versuchten die Anbeter Sets Taia zu vernichten, und immer wurden ihre Angriffe zurückgeworfen.
Doch schließlich bestieg ein unwürdiger Erbe Taias Thron. Er ließ sich von stygischer Magie verführen und fiel in der Schlacht. Er starb kinderlos. Euer Führer, Ausar, hier neben mir, ist ein Nachkomme des aufrechten Bruders dieses unwürdigen Königs. Den Stygiern gelang es, Taia zu überrumpeln und an sich zu reißen. Seit Jahrhunderten quält es sich unter ihrem Joch.
Die Axt von Varanghi lag nicht auf dem Schlachtfeld, wo der letzte König fiel. Keine Menschenseele hat sie seit jenen Tagen mehr gesehen. Doch ein heiliger
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