Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
zur Tür hinaus.
Die Hexe beugte sich über das Glasgefäß. Sie starrte in das blinde Gesicht unter ihrem, beschrieb ein paar Zeichen und murmelte Worte. Der Homunkulus bewegte sich ein wenig. Schmerz verzerrte die noch unfertigen Züge. Von sprudelnden Luftperlen getragen, stiegen Worte aus der kleinen Kehle. »Wer ruft mich? Was wollt Ihr?«
»Ich, Nehekba, rufe Euch«, zischte die Hohepriesterin. »Hört auf meine Worte, Tothapis, und laßt alles andere sein. Ich will nicht behaupten, daß die Götterdämmerung bevorsteht, doch ganz gewiß ist die Zeit gekommen, da Stier und Schlange einander wieder bekriegen.«
Über all die Meilen hinweg, die sie geflogen war, sprach der Zauberer mit Hilfe der kleinen Monstrosität zu ihr: »Berichtet, was Ihr erfahren habt.«
Sie tat es. Schließlich sagte sie eindringlich: »Das Schicksal hängt noch in der Schwebe – und das mag so bleiben, solange Conan lebt.« Ihre Nägel krallten sich in die Luft. »Doch das braucht nicht mehr lange der Fall zu sein. Allerdings bedarf es einer gewaltigen Magie, ihn aufzuhalten. Mein Lord, verkriecht Euch nicht länger in Eurem Haus. Eilt mit Drachenschwingen herbei und bereitet Eure Zauber vor. Inzwischen werde ich zurückkehren, um Conan im Auge zu behalten und meine Zauber an jeder Schwäche in ihm und seinen Kameraden anzusetzen. Mit Mitteln wie diesen gelang es meiner Vorgängerin vor fünfhundert Jahren, jenen verwundbar zu machen, der als letzter die Axt schwang.
Wir treffen uns bei den Ghuls in Pteion, mein Lord. Und dann vernichten wir – Ihr und ich – Conan!«
16. Reise zu den Verdammten
16
REISE ZU DEN VERDAMMTEN
Steine knirschten unter den Hufen. Die blutige Sonne im Westen brannte in den ohnehin vom Staub und Schweiß seit Tagen schmerzenden Augen. Die Wände der Schlucht, durch die sie ritten, warfen das Licht und die unbarmherzige Hitze zurück. Mit jeder Meile, die die Taianer vorankamen, wurden die roten Hänge niedriger, weniger steil und weniger zerklüftet. Doch die Wüste, der sie sich näherten, war keine angenehmere Landschaft. Hin und wieder glaubten sie, voraus Wasser zu sehen, aber es war nur der schimmernde Sand, und danach quälte der Durst sie noch mehr.
Fast ausnahmslos schweigend trieben die Reiter ihre Pferde an. Die Kaftane und Burnusse, die sie gegen die sengende Sonne schützen sollten, hingen schweißgetränkt von ihren hageren Leibern. Die Speere schaukelten im Rhythmus des Hufschlags, und ihre Spitzen blitzten. Obgleich die Männer keine Freunde dieser trostlosen Öde ringsum waren, litten sie weniger als ihr Führer aus dem Nordland, der dieses Klima gar nicht gewohnt war.
Einige Fuß hinter ihm zügelte Daris ihr Pferd neben Falcos. »Wie geht es dir, Freund?« fragte sie. »Du hast während dieses ganzen Rittes noch kaum den Mund aufgetan.«
Der Ophit zuckte die Schultern, wandte ihr jedoch nicht das Gesicht zu, als er aus trockener Kehle krächzte: »Was gibt es denn schon zu sagen?«
»Nun, eine ganze Menge«, antwortete sie weich. »Wir könnten uns über vieles unterhalten. Über unsere Hoffnungen, Träume, Erinnerungen – ja selbst über unsere Ängste, wenn das hilft, sie zu überwinden. Du warst bisher immer so fröhlich, Falco. Was bedrückt dich? Daß wir morgen das schreckliche Pteion erreichen?«
»Ich fürchte mich nicht!« brauste er auf. »Ich kam aus eigenem freien Willen mit.«
»Genau wie ich. Aber schließlich ist Conan mein Lord solange – solange er und Mitra es wollen. Bei dir ist es etwas anderes. Es hätte dich niemand für einen Feigling gehalten, wenn du statt dessen mit meinem Vater geritten wärst, wie Sakumbe und seine Männer es taten, und deine Hilfe wäre ihm genauso willkommen gewesen, wie sie es Conan ist.«
»Der Beute wegen ist Sakumbe mit ihm geritten! Willst du mich mit diesen Wilden gleichstellen?«
»Ich glaube, daß mehr als Habgier in ihren Herzen ist, Falco. Ich meine, daß Liebe für Bêlit in ihnen zu finden ist, und die Schatten ihrer Eltern, genau wie der Wunsch, sich für den gemeinen Überfall an den Stygiern zu rächen.« Daris hielt inne. »Und du bist Conan gefolgt, weil er tief in deinem Herzen ebenfalls zu deinem Lord wurde, für den du mit Freuden dein Leben geben würdest. Habe ich nicht recht?«
Falcos Hände um die Zügel verkrampften sich, daß die Knöchel weiß hervorstachen, aber er antwortete nicht.
»Und doch bedrückt dich etwas jeden Tag mehr«, murmelte Daris. »Warum? Wenn du dich deinen
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