Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
genausowenig wie die unzähligen Narben, die er sich in vielen Kämpfen zugezogen hatte. Sein Gesicht war kantig, von Wind und Wetter gezeichnet, die Nase gebrochen, und die Augen schimmerten wie Metall. Er trug immer, selbst im Staatsgewand, ein Schwert an seiner Seite. Trotz seiner Ehrerbietung gegenüber der Hexe in ihr versuchte er gar nicht, den lüsternen Blick, der ihrer Schönheit galt, zu verheimlichen. Sie hatten ja auch schon des öfteren ein Bett miteinander geteilt.
»Ja, es ist sogar weise von Euch, den Kronprinzen hierzubehalten. O König, möget Ihr für immer leben. Doch nur die Götter wissen, was der nächste Morgen bringt – und ich bringe schlechte Neuigkeiten.«
Ctesphon, der Kronprinz, ein schlanker, nicht mehr ganz junger Mann, verlagerte unruhig sein Gewicht auf dem Sessel. »Mein Lord Vater«, sagte er, »sollten wir nicht vielleicht auch Eure Ratgeber zuziehen? Die Worte von Zauberern sind zuweilen orakelhaft – verzeiht, meine Lady, es ist nicht als Unehrerbietigkeit gedacht –, und mehrere Köpfe finden schneller eine Lösung.«
»Ich ersuchte um eine private Unterredung«, erinnerte ihn Nehekba scharf. »Viel von dem, was ich Eurer Majestät berichten werde, ist nicht für anderer Ohren bestimmt – aus Vorsicht, Eure Majestät, damit nicht die Furcht ihre Ketten bricht und sich in den Herzen der Stygier einnistet.«
Mentuphera bedachte seinen Sohn mit einem zweifelnden Blick, beschloß dann aber, ihn doch nicht fortzuschicken. Ctesphon hatte zwar nie ein Hehl aus seiner Meinung gemacht, daß er eine Expansion des Reiches mit Waffengewalt für unklug hielt, aber da er seinen Vater nicht davon abbringen konnte, beschäftigte er sich als getreuer Sohn mit anderen Dingen. Er jagte Löwen in seinem Streitwagen, forschte nach geheimem Wissen, vor dem Mentupheras kriegerische Seele zurückschreckte, und wagte es sogar, mit Tothapis' exiliertem Rivalen, Thoth-Amon, dem Schrecklichen, zu korrespondieren.
»Sprecht weiter«, brummte der König.
»Eure Majestät kennt die Legende der Taianer von Varanghis Axt?«
»Wunschträume!« schnaubte Mentuphera. Ctesphon horchte auf.
»Wir wollten, sie wären es«, erwiderte Nehekba. Sie berichtete, was geschehen war – doch so, daß ihre und Tothapis' Würde bewahrt blieb – und was sie ausspioniert hatte. »Ich fürchte, es ist unmöglich, auf irdische Weise Pteion noch vor Conan zu erreichen«, endete sie. »Und schickten wir jemanden durch Magie, wären wir nicht in der Lage, einen genügend großen Trupp zu befördern, der gegen Conans Eskorte ankäme – jedenfalls nicht in der kurzen Zeit, die uns bleibt. Und ein kleiner würde schnell von ihnen aufgerieben werden.«
»Bei den Fängen Sets!« Der König schlug mit der Faust auf die Armlehne. »Ein Tölpel wie er der Auserwählte Mitras? Wenn der Herr der Sonne keinen besseren als diesen Conan findet, brauchen wir uns wohl keine Sorgen zu machen.«
»O doch, Vater«, widersprach Ctesphon. »Überlegt nur, was dieser Barbar bereits alles ausgerichtet hat – und ohne übernatürliche Waffe!«
»Ja«, pflichtete Nehekba ihm bei. »Eure Majestät, unser Zaudern mag zum Verlust dieser ganzen Provinz führen, die danach als bewaffneter Feind eine stete Bedrohung darstellt. Was wird dann aus Euren Expansionsplänen?
Mobilisiert an Kräften, was Ihr in so kurzer Zeit könnt, und befehligt sie persönlich – laßt Euch hier inzwischen vom Kronprinzen vertreten –, denn allein Eure Anwesenheit wird den Soldaten Mut geben, gleichgültig, welchem Feind sie sich gegenübersehen. Marschiert umgehend gen Südosten und unterwerft die Aufständischen. Inzwischen werden wir, die wir Set dienen, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dafür sorgen, daß die Axt in ihrem Grab bleibt. Aber verzweifelt nicht, falls Conan sie doch in die Hände bekommt, denn uns bleiben dann immer noch andere Möglichkeiten. Auf die eine oder andere Weise werden wir mit Eurer Hilfe auf dieser Erde, o König, Eure Feinde im Himmel besiegen.«
»So soll es sein!« brüllte Mentuphera.
In einer Krypta unter dem Settempel flackerten bläuliche Kerzenflammen. Auf einem Tisch im Schatten der Wand stand ein Glasgefäß in der Form eines Mutterleibs. Darin schwamm, mit den Knien an den Kopf gedrückt, ein bleiches, noch nicht voll entwickeltes ungeborenes Baby.
Nehekba betrat die Krypta. Ein Akoluth, der hier Wache gehalten hatte, warf sich vor ihr auf den Boden. »Geh!« befahl sie ihm, und er kroch rückwärts
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