Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
er beabsichtigte sie – vermutlich mit Verstärkung aus der königlichen Hauptstadt – in die Zange zu nehmen. Aber wenn Conan die Axt geholt hatte und mit seinen Männern zurückkehrte, bekamen auch die Rebellen Verstärkung und würden den Stygiern ganz ordentlich einheizen können.
Natürlich blieben König Mentuphera immer noch seine ungeheuren Reserven, und der Verlust einer Armee würde seine Ambitionen nicht zügeln. Doch darüber konnte man sich später Sorgen machen. So viel Erfahrung hatte Conan bereits gesammelt, um zu wissen, daß selbst der bestdurchdachte Schlachtplan gewöhnlich das erste war, das einem Kampf zum Opfer fiel.
Innerlich erregt erhob er sich schließlich, um sich zur Ruhe zu begeben. »Gestattet Ihr, daß ich Euch zum Tempel zurückbegleite?« wandte er sich an Parasan.
»Nein, danke«, lehnte der Hohepriester ab. »Nichts für ungut. Du bist zwar von Mitra auserwählt, doch sind dir seine Mysterien fremd. Ich halte es für besser, wenn Ausar und ich noch eine Weile in Ruhe beten.«
Der Cimmerier fühlte sich nicht beleidigt, und er empfand auch keinerlei Verlangen danach, bekehrt zu werden. Auf seine Weise war Crom ein bedeutend weniger anspruchsvoller Gott. Mit einem ›Gute Nacht‹ trat Conan hinaus in die Dunkelheit.
Obgleich die Sterne hell leuchteten, brauchten seine Augen doch einen Moment, um sich umzustellen. Er sah, wie sein Atem weiß davonschwebte, und ...
Was war das, das sich dort vom Boden erhob, als hätte es sich gerade noch ganz dicht an Ausars Zelt befunden? Ein Adler? Nein, wohl kaum. Adler waren keine Nachtvögel, außerdem mieden sie menschliche Behausungen. Also mußte es irgendein anderer großer Vogel sein.
Er durfte nicht vergessen, daß er sich hier in einem fremden Land befand, und sollte sich nicht von einer zufälligen Begegnung mit einer unbekannten Kreatur beunruhigen lassen. Trotzdem wünschte er sich, er wäre nicht so verdammt ehrenhaft gewesen – die menschliche Wärme Daris' hätte ihm jetzt gut getan. Conan hastete zu seinem einsamen Zelt.
Durch ihre Magie unermüdlich flog Nehekba Hunderte von Meilen, schneller als die körperliche Beschaffenheit eines Vogels es je zuließe. Ein zweites Morgengrauen war nahe, als sie Luxur vor und unter sich sah und tiefer flog.
Am Dach des Settempels, dessen oberste Stufe eine Schlangenbrüstung krönte, glitt sie durch eine Öffnung und nahm ihre menschliche Gestalt an. Im Federgewand stieg sie hinab zu den Gemächern, die für Angehörige des Schwarzen Ringes bereitstanden. Dort durchdachte sie ihre Pläne und ruhte sich bis zum späten Vormittag aus. Dann schickte sie einen Boten mit einem bestimmten Zeichen zum König, das ihm sofortigen Zulaß sicherte, und einem schriftlichen Ersuchen um eine vertrauliche Audienz. Das Ersuchen war reine Höflichkeit, sie hätte auch unangemeldet vor dem König erscheinen können. Das wußte der Monarch sehr wohl und schickte ihr umgehend eine formelle Einladung.
Zur vereinbarten Zeit begab sie sich, ihrem Amt gemäß in Robe und Krone der Hohenpriesterin, über den Platz zum Palast. Um die Wichtigkeit ihres Besuches zu betonen, ging sie nicht zu Fuß, sondern schwebte in einem sänftenähnlichen Sitz, doch ohne Träger und auch ohne Räder, etwa drei Fuß über dem Boden. Ehrfurchtsvolle und insgeheim verängstigte Wächter verbeugten sich tief und achteten darauf, der Sänfte nicht zu nahe zu kommen, nachdem sie auf dem Marmorboden aufgesetzt hatte. Nehekba stieg heraus und befahl einem der Leibgardisten, sie in den Palast zu führen.
Er brachte sie in einen kleinen, aber prunkvollen Raum. Jagdszenen schmückten in kunstvoller Malerei seine Wände. Sein Mobiliar war prächtig geschnitzt und vergoldet. Mentuphera bat sie, sich zu setzen, und füllte selbst einen Silberkelch mit Wein für sie.
»Ich hoffe, meine Lady, die Hohepriesterin Derketas, gestattet die Anwesenheit meines erstgeborenen Sohnes«, sagte er. »Ich möchte, daß er sich auch mit diesen Besuchen vertraut macht, die zum Staatsgeschäft gehören.«
Nehekba zuckte die Schultern. »Wenn Eure Majestät es wünschen«, antwortete sie, bedacht, die Höflichkeit zu wahren. Zwar empfand Mentuphera zweifellos insgeheim Angst vor ihr und den anderen hohen Zauberern, aber er war alles andere denn ein Schwächling – seit Generationen hatte Stygien keinen so willensstarken Monarchen mehr gehabt. Er war ein hochgewachsener Mann, und die einfach geschnittene Tunika verbarg seine kräftigen Muskeln fast
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