Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
ist eure Königin!« schrie Valerius donnernd, um über den Lärm hinweg gehört zu werden. Die Menschen brüllten durcheinander. Sie hatten ihn nicht verstanden, und Valerius versuchte vergebens, sich Gehör zu verschaffen. Die Shemiten ritten zum Tempelaufgang, indem sie sich mit ihren Lanzen brutal Platz verschafften.
Und dann wuchsen Verwirrung und Verstörung noch, als hinter Valerius eine schlanke weiße blutüberströmte Gestalt aus dem Tempel trat. Die Menschen schrien auf. In den Armen Valerius' hing die Frau, die sie für ihre Königin hielten, und doch taumelte eine andere aus der Tür, die ihr genaues Ebenbild war. Sie wußten nicht, was sie denken sollten. Valerius glaubte, sein Blut müßte ihm in den Adern gefrieren, als er die torkelnde Hexe anstarrte. Sein Schwert war durch ihren Busen gedrungen, hatte ihr Herz durchbohrt. Nach allen Naturgesetzen müßte sie tot sein. Und doch stolperte sie auf ihn zu in ihrem schrecklichen Bemühen, am Leben festzuhalten.
»Thaug!« schrie sie und stützte sich an den Türstock. »Thaug!« Als Antwort erdröhnten ein donnerndes Krächzen und das Bersten und Krachen von Holz und Metall aus dem Tempel.
»Das ist die Königin!« brüllte der Hauptmann der Shemiten und hob seinen Bogen. »Schießt den Mann und die andere Frau nieder!«
Aber ein Heulen wie von einer Meute Jagdhunde stieg nun von der Menge auf. Sie hatte endlich die Wahrheit erkannt, verstand nun Valerius' verzweifelte Worte und wußte, daß das Mädchen, das schlaff in seinen Armen hing, ihre wirkliche Königin war. Mit wütendem Gebrüll stürzten die Khauranier sich auf die Shemiten. Alle aufgestaute Wut löste sich. Mit Zähnen, Nägeln und bloßen Händen rissen sie an ihren Feinden. Über ihnen schwankte Salome und stürzte die Stufen hinab. Nun endlich war sie tot.
Pfeile schwirrten an ihm vorbei, als Valerius zurück durch die Säulen des Bogengangs rannte und die Königin mit seinem Körper schützte.
Mit Pfeilen und Schwertern wehrten die berittenen Shemiten sich gegen die aufgebrachte Menge. Valerius rannte zur Tempeltür. Als er bereits einen Fuß auf der Schwelle hatte, zuckte er zurück und schrie vor Entsetzen und Verzweiflung auf.
Aus der Düsternis am anderen Ende der großen Halle löste sich eine dunkle gewaltige Form und kam in riesigen froschähnlichen Sprüngen auf Valerius zu. Er sah das Glühen großer unirdischer Augen und das Schimmern von Fängen oder Krallen. Er wich von der Tür zurück, doch ein Pfeil, der dicht an seinem Ohr vorbeischwirrte, warnte ihn, daß der Tod sich auch hinter ihm befand. Verzweifelt wirbelte er herum. Vier oder fünf Shemiten hatten sich zu der Treppe durchgekämpft und trieben nun ihre Pferde die Stufen hoch. Sie hatten ihre Bogen gespannt, um ihn niederzuschießen. Hastig sprang er hinter eine der Säulen, an der die Pfeile zersplitterten. Eine gnädige Ohnmacht hatte sich Taramis' bemächtigt. Wie eine Tote hing sie in seinen Armen.
Ehe die Shemiten die nächsten Pfeile abschießen konnten, füllte eine gewaltige Gestalt die Türöffnung. Mit Schreckensschreien wendeten die Söldner ihre Pferde und hieben sich einen Weg durch die Menge, die durch den furchterregenden Anblick kurz erstarrte und dann panikerfüllt die Flucht ergriff, wobei Unzählige niedergetrampelt wurden.
Aber das Ungeheuer schien sich im Augenblick nur für Valerius und das Mädchen zu interessieren. Es zwängte seinen unförmigen, massigen Körper durch die Tür und sprang auf die beiden zu. Valerius rannte hastig die Stufen hinunter. Er spürte, wie es sich als riesiges Schattenwesen hinter ihm erhob, wie aus dem Herzen der Nacht geschnitten, eine schwarze Formlosigkeit, von der nur die glühenden Augen und schimmernden Fänge deutlich erkennbar waren.
Da erschallte Hufgedröhn. Fliehende Shemiten mit blutigen Wunden kamen vom Südtor her angerast und drängten sich blindlings durch die dichtgedrängte Menge, die sich in Sicherheit zu bringen versuchte. Hinter ihnen brauste ein gewaltiger Trupp Reiter her, die in einer vertrauten Sprache brüllten und ihre blutigen Schwerter schwangen – die Vertriebenen kehrten zurück! Mit ihnen ritten fünfzig schwarzbärtige Wüstenreiter, von einem Riesen in schwarzer Kettenrüstung angeführt.
»Conan!« schrillte Valerius. »Conan!«
Der Riese donnerte einen Befehl. Ohne im Galopp innezuhalten, hoben die Wüstensöhne ihre Bogen und schickten die Pfeile ab. Über die dichtgedrängte Menge hinweg schwirrte ein Pfeilhagel
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