Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
Constantius unterhalten hatte, und ging zu dem Piedestal mit der Kristallkugel, in der mit Rot durchzogener Dunst wallte. Sie beugte sich leise fluchend darüber.
»Zang!« rief sie. »Zang!«
Der Dunst in der Kugel zog sich ein wenig zusammen und offenbarte unerkennbare schwarze Gestalten. Stahl glitzerte in dem trüben Dunst. Dann hob sich Zangs Gesicht ganz deutlich ab, und es sah aus, als blickte er Salome direkt in die Augen. Blut sickerte aus einer klaffenden Kopfwunde. Die schweißperlende Haut wirkte aschfahl. Die Lippen öffneten sich. Für alle anderen, außer Salome, mochte es scheinen, als verzögen sie sich nur stumm, aber sie hörte genau, was sie zu sagen hatten, als befände der Priester sich im selben Gemach mit ihr, obwohl er viele Meilen entfernt in die kleine Kristallkugel brüllte. Nur die Götter der Finsternis wußten, welcher Zauber die beiden Kugeln miteinander verband.
»Salome!« schrillte der blutige Kopf. »Salome!«
»Ich höre!« rief sie. »Sprich! Wie steht die Schlacht?«
»Wir sind dem Untergang geweiht!« schrillte der Priester zurück. »Khauran ist verloren! Mein Pferd liegt am Boden, und ich kann nicht mehr aufstehen! Rings um mich fallen die Männer. Sie sterben wie die Fliegen in ihren silbernen Rüstungen!«
»Hör auf zu jammern und berichte, was geschehen ist!« rief Salome.
»Wir ritten den Wüstenhunden entgegen, und sie griffen sofort an«, wimmerte der Priester. »Ganze Pfeilwolken schossen in beide Richtungen, und die Nomaden begannen zu wanken. Da befahl Constantius den Sturmangriff. In dichtgeschlossenen Reihen donnerten wir auf sie los.
Da wich die Nomadenhorde nach rechts und links aus, und durch die Lücke brausten gut dreitausend hyborische Reiter, von denen wir nicht einmal etwas geahnt hatten. Khauraner waren es, von Haß getrieben! Männer in voller Rüstung auf mächtigen Streitrossen. In einem massiven Keil aus Stahl walzten sie uns nieder und brachen unsere Reihen, ehe wir überhaupt wußten, wie uns geschah. Und dann griffen die Wüstenhunde von beiden Flanken an.
Sie haben uns in die Flucht geschlagen, in alle Winde verstreut. Es war ein Trick dieses Teufels Conan! Die Belagerungsmaschinen sind gar nicht echt – bloß Attrappen aus Palmenstämmen und bemalter Seide, die unsere Kundschafter aus dieser Entfernung täuschten. Ein Trick, um uns in den Untergang zu locken! Unsere Krieger fliehen! Khumbanigash ist gefallen – Conan hat ihn getötet. Ich sehe Constantius nicht. Die Khauranier wüten wie blutdürstige Löwen unter unseren Soldaten, und die Wüstennomaden spicken uns mit Pfeilen. Ich – ahhh!«
Etwas wie ein Blitz war zu sehen, vielleicht war es auch glitzernder Stahl, dann ein Schwall Blut. Gleich darauf schwand das Abbild wie eine platzende Seifenblase, und Salome starrte in eine leere Kristallkugel, die nur ihre eigenen wutverzerrten Züge widerspiegelte.
Eine kurze Weile stand sie absolut reglos und starrte hochaufgerichtet blicklos in die Ferne. Dann klatschte sie in die Hände, und ein anderer Priester mit totenschädelähnlichem Kopf betrat so lautlos wie der erste das Gemach.
»Constantius ist geschlagen«, sagte sie schnell. »Wir stecken in der Klemme. Innerhalb einer Stunde wird Conan unsere Tore einrennen. Wenn er mich in die Hände bekommt, mache ich mir keine Illusionen, was mir bevorsteht. Aber zuerst werde ich dafür sorgen, daß meine verfluchte Schwester nie wieder den Thron besteigt. Begleite mich. Komme, was mag, Thaug wird nicht leer ausgehen.«
Als sie sich die Treppen und Korridore des Palastes hinabbegab, hörte sie ein schwaches, doch allmählich lauter werdendes Echo von der fernen Mauer. Den Menschen dort wurde klar, daß Constantius die Schlacht verloren hatte. Durch die Staubwolken wurden Schwadronen sichtbar, die auf die Stadt zugaloppierten.
Palast und Verliese waren durch einen langen Bogengang miteinander verbunden. Die falsche Königin und ihr Sklave eilten hindurch und durch eine schwere Tür am anderen Ende, die in die schwachbeleuchteten Gewölbe der Verliese führte. Sie waren auf einem breiten Korridor an einem Punkt herausgekommen, wo steinerne Stufen sich in der dunklen Tiefe verloren. Plötzlich zuckte Salome fluchend zurück. In der düsteren Halle lag eine reglose Gestalt – ein shemitischer Wärter, dessen kurzer Bart der Decke zugeneigt war, da sein Kopf halbdurchtrennt nach hinten gekippt war. Als sie keuchende Stimmen von unten vernahm, drückte sie sich in die dunklen Schatten
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