Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
Sprache.
Er sagte, ich sei nicht mehr als ein irdischer Geist und würde nie Einblick in die tieferen Abgründe kosmischer Zauberei gewinnen. Warum auch? Diese Welt hat mir alles zu bieten, was ich begehre: Macht, Prunk, strahlende Feste, gutaussehende Männer und sanfte Frauen als meine Geliebten und Sklaven. Er hat mir auch gesagt, wer ich bin, und er erzählte mir vom Fluch, der auf unserem Haus lastet. Und so bin ich zurückgekehrt, um mir das zu nehmen, was mir genauso zusteht wie dir. Und nun gehört es mir mit dem Recht der Stärkeren!«
»Was willst du damit sagen?« Taramis sprang auf. Der plötzliche Schrecken hatte ihr Angst und Benommenheit wie einen Schleier fortgerissen. »Bildest du dir ein, daß du bereits auf dem Thron sitzt, nur weil es dir gelungen ist, ein paar Mägde in Betäubung zu versetzen und eine meiner Wachen zu täuschen? Vergiß nicht, ich bin die Königin von Khauran! Ich werde dir als meine Schwester einen Ehrenplatz am Hof zuweisen, aber ...«
Salome lachte haßerfüllt.
»Wie großzügig von dir, liebliche Schwester! Doch ehe du versuchst, mich auf meinen Platz zu verweisen, verrätst du mir vielleicht, wessen Soldaten in der Ebene außerhalb der Stadtmauern ihr Lager aufgeschlagen haben.«
»Es sind die shemitischen Söldner Constantius', des kothischen Woiwoden der Freien Getreuen.«
»Und was haben sie in Khauran zu suchen?« fragte Salome süß.
Taramis spürte den heimlichen Spott der anderen, aber sie antwortete mit einer majestätischen Würde, die sie im Augenblick kaum empfand.
»Constantius ersuchte darum, auf seinem Weg nach Turan entlang der khauranischen Grenze reiten zu dürfen. Er selbst erbot sich als Geisel für das gute Benehmen seiner Truppen, solange sie sich in meinem Reich aufhalten.«
»Und Constantius«, – Salome ließ nicht locker –, »hat er dich nicht heute um deine Hand gebeten?«
Taramis warf Salome einen mißtrauischen Blick zu.
»Woher weißt du das?«
Ein Zucken der schlanken entblößten Schultern war die einzige Antwort.
»Du hast ihn abgewiesen, teure Schwester?«
»Natürlich habe ich das!« rief Taramis verärgert. »Du, als askhaurianische Prinzessin, müßtest selbst wissen, daß die Königin von Khauran einen solchen Antrag nur voll Verachtung ablehnen kann. Soll ich vielleicht einen Abenteurer heiraten, dessen Hände blutbefleckt sind? Einen Mann, der wegen seiner Verbrechen aus seinem eigenen Vaterland verbannt wurde? Der der Anführer einer Bande organisierter Plünderer und Mörder ist?
Ich hätte überhaupt nicht zulassen dürfen, daß er seine schwarzbärtigen Räuber nach Khauran bringt. Glücklicherweise ist er so gut wie ein Gefangener. Meine Soldaten bewachen ihn im Südturm. Morgen werde ich ihm befehlen, mit seinen Männern mein Königreich zu verlassen. Er selbst bleibt Geisel, bis seine Truppen die Grenze überschritten haben. Meine Soldaten bemannen inzwischen die Stadtmauer, und ich warnte ihn, daß er für alle Untaten seitens seiner Söldner an unseren Bürgern verantwortlich gemacht wird.«
»Er ist im Südturm eingesperrt?« fragte Salome.
»Das sagte ich doch. Weshalb fragst du?«
Als Antwort klatschte Salome in die Hände und hob ihre Stimme, aus der boshafte Freude klang: »Die Königin gewährt dir eine Audienz, Falke!«
Eine mit goldenen Arabesken verzierte Tür öffnete sich, und eine hochgewachsene Gestalt trat ein, bei deren Anblick Taramis erstaunt und verärgert aufschrie.
»Constantius! Ihr wagt es, mein Gemach zu betreten!«
»Wie Ihr seht, Majestät!« In vorgetäuschter Demut beugte er sein dunkles Geiergesicht.
Constantius, den man auch der Falke nannte, war groß, breitschultrig, schmal um die Hüften und stark wie geschmeidiger Stahl. Er sah nicht schlecht aus, wenn man den grausamen Zug um seinen Mund übersah. Die Sonne hatte sein Gesicht dunkel gebräunt, und sein Haar über einer hohen, schmalen Stirn war rabenschwarz, allerdings etwas schütter. Seine dunklen Augen wirkten wachsam und durchdringend, und der dünne schwarze Schnurrbart vermochte die Härte seiner Lippen nicht zu verbergen. Er trug Stiefel aus kordavanischem Leder, Beinkleider und Wams waren aus schmuckloser dunkler Seide und wiesen Rostflecken von der Kettenrüstung auf, die er gewöhnlich darüber trug. Auch andere Schmutzspuren des Lagerlebens waren nicht zu übersehen.
Während er seinen Schnurrbart zwirbelte, wanderte sein Blick mit einer Unverfrorenheit über die Königin, die sie zurückzucken
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