Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
ließ.
»Bei Ischtar, Taramis«, sagte er, »in Eurem Nachtgewand finde ich Euch noch verführerischer als in Eurer königlichen Robe. Wahrlich, das ist eine sehr verheißungsvolle Nacht.«
Angst erwachte in den dunklen Augen der Königin. Sie war nicht dumm. Sie wußte, daß Constantius sich all das nicht herausnehmen würde, fühlte er sich in seiner Anmaßung nicht sicher.
»Ihr müßt wahnsinnig sein!« rief sie. »Wenn ich in diesem Gemach in Eurer Gewalt bin, seid Ihr es nicht weniger in der meiner Untertanen, die Euch in Stücke reißen werden, wenn Ihr es wagen solltet, mich zu berühren. Verlaßt sofort den Palast, wenn Euch Euer Leben lieb ist.«
Er lachte genauso spöttisch wie Salome neben ihm, die eine ungeduldige Geste machte.
»Genug dieses Getues, kommen wir zum nächsten Akt der Komödie. Hör mir gut zu, teure Schwester. Ich habe Constantius hergeschickt. Als ich beschloß, den khauranischen Thron zu übernehmen, schaute ich mich nach Unterstützung um und wählte den Falken, da ihm absolut alle Eigenschaften fehlen, welche die Menschen gemeinhin als gute bezeichnen.«
»Ich bin überwältigt, Prinzessin«, sagte Constantius spöttisch und verbeugte sich tief.
»Ich schickte ihn nach Khauran, und sobald seine Männer ihr Lager auf der Ebene aufgeschlagen hatten und er sich in der Stadt befand, betrat ich die Stadt durch das kleine Tor in der Westmauer – die Dummköpfe, die es bewachten, glaubten, du seist es, die von einem kleinen nächtlichen Abenteuer zurückkehrte ...«
»Teufelin!« Taramis' Wangen röteten sich, und ihre Wut ließ sie ihre königliche Haltung vergessen.
Salome lächelte ungerührt.
»Sie waren natürlich überrascht und offensichtlich schockiert, ließen mich jedoch passieren, ohne Fragen zu stellen. Den Palast betrat ich auf gleiche Weise. Dann erteilte ich den Wachen den bereits erwähnten Befehl, und jenen im Südturm gab ich den Auftrag, Constantius herzubringen. Danach begab ich mich hierher, nicht ohne mich zuvor deiner Leibmägde anzunehmen.«
Taramis ballte die kleinen Fäuste und erblaßte.
»Und wie geht es weiter?« fragte sie mit zitternder Stimme.
»Horch!« Salome neigte leicht den Kopf. Durch das Fenster war, wenn auch durch die Ferne noch gedämpft, das Klirren und Rasseln von Rüstungen und Waffen marschierender Männer zu hören. Rauhe Stimmen brüllten in einer fremden Sprache, und in ihr Brüllen mischten sich Angst- und Schreckensschreie.
»Die Menschen wachen auf und fürchten sich«, erklärte Constantius spöttisch grinsend. »Du beruhigst sie wohl besser, Salome.«
»Nenn mich ab jetzt vorsichtshalber Taramis«, sagte die Hexe. »Wir müssen uns daran gewöhnen.«
»Was hast du getan?« rief Taramis erschrocken. »Was hast du getan?«
»Ich habe mich zu den Toren begeben und den Soldaten befohlen, sie zu öffnen«, antwortete Salome. »Sie wunderten sich, aber sie gehorchten. Was du hörst, ist die Armee des Falken, die in die Stadt einmarschiert.«
»Du – du Teufelin!« schrie Taramis erneut. »Du hast in meiner Gestalt mein Volk betrogen und mich zur Verräterin gemacht. Oh, ich werde zu ihm sprechen ...«
Mit einem grausamen Lachen packte Salome sie am Handgelenk und riß sie zurück. Die bewundernswerte Geschmeidigkeit der Königin nutzte nichts gegen die Stärke des Hasses, die Salomes schlanke Gestalt stählte.
»Du weißt doch, wie man die Verliese vom Palast aus erreicht, Constantius«, wandte die Hexe sich an den Söldnerführer. »Gut. Nimm dieses Weib und sperr es in die sicherste Zelle. Die Wärter schlafen allesamt, dafür sorgte ich. Niemand darf je erfahren, was heute nacht geschehen ist. Und von jetzt an bin ich Taramis, und Taramis ist eine namenlose Gefangene in einem vergessenen Verlies.«
Constantius lächelte, so daß die weißen Zähne unter dem Schnurrbart blitzten.
»Sehr gut. Aber du bist doch sicher nicht dagegen, wenn ich mich ein wenig – ah – mit ihr amüsiere?«
»Durchaus nicht. Zähme diesen Hitzkopf, wenn du es fertigbringst.«
Mit einem häßlichen Lachen stieß Salome ihre Schwester dem Kothier zu, dann trat sie durch die Tür in den Korridor.
Furcht weitete Taramis' schöne Augen. Sie wehrte sich heftig gegen Constantius' Umarmung. Sie vergaß die Männer, die draußen auf den Straßen marschierten, vergaß angesichts der Bedrohung ihrer Jungfräulichkeit die Schmach, die ihr als Königin angetan worden war. Alles vergaß sie, außer der Angst, als sie in Constantius' brennende,
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