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Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Titel: Conan-Saga 08 - Conan der Pirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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spöttische Augen blickte und seine Arme wie einen Schraubstock um sich spürte.
    Salome, die den Korridor entlangeilte, lächelte schadenfroh, als ein Schrei, aus Verzweiflung und Qual geboren, durch den Palast schrillte.
     
     
    2
     
    DAS KREUZ
     
    Beinkleider und Wams des jungen Soldaten waren mit verkrustetem Blut befleckt und stellenweise naß von Schweiß und grau von Staub. Blut sickerte aus einer tiefen Schenkelwunde und aus leichteren Schnittwunden an Brust und Schulter. Schweiß glitzerte auf seinem bleichen Gesicht, und seine Finger verkrampften sich in der Decke des Diwans, auf dem er lag. Seine Worte verrieten seelische Schmerzen, die weit schlimmer als die körperlichen waren.
    »Sie muß verrückt sein!« wiederholte er immer aufs neue wie im Schock, der einem schrecklichen, unvorstellbaren Geschehen folgt. »Es ist wie ein Alptraum! Taramis, die von allen Khauraniern geliebt wird, verrät ihr Volk an diesen Teufel von Koth! O Ischtar, weshalb bin ich nicht gefallen? Es wäre besser, tot zu sein, denn unsere Königin als Verräterin und Dirne zu sehen!«
    »Halte dich ruhig, Valerius«, bat das Mädchen, das mit zitternden Fingern die Wunden des jungen Mannes wusch und verband. »O bitte, bleib still liegen, Liebster, sonst fangen deine Verletzungen wieder stärker zu bluten an. Ich wage es nicht, einen Heiler zu holen ...«
    »Nein«, murmelte der Verwundete. »Constantius' schwarzbärtige Teufel suchen alle Häuser nach verwundeten Khauraniern ab und hängen jeden, dessen Verletzungen vermuten lassen, daß er gegen sie gekämpft hat. O Taramis, wie konntest du dein Volk verraten, das dich anbetet?« In seiner Seelenqual wand und krümmte er sich und schluchzte vor Wut und Scham. Das erschrockene Mädchen legte die Arme um ihn und drückte seinen Kopf an ihre Brust. Wieder flehte sie ihn an stillzuhalten.
    »Lieber tot als diese schreckliche Schande zu ertragen, die heute über Khauran kam«, stöhnte er. »Hast du es miterlebt, Ivga?«
    »Nein, Valerius.« Ihre Finger beschäftigten sich wieder damit, seine klaffenden Wunden zu versorgen. »Ich erwachte durch den Kampflärm auf den Straßen, und als ich durch ein Fenster hinausschaute, sah ich Shemiten friedliche Bürger niedermetzeln, und dann hörte ich auch schon, wie du an der Hintertür leise nach mir riefst.«
    »Ich hatte alle meine Kräfte verbraucht«, murmelte er. »Ich stürzte in der Gasse und konnte mich nicht mehr erheben. Ich wußte, daß sie mich jeden Augenblick finden mußten, wenn ich dort liegenblieb – ich hatte drei der schwarzbärtigen Hunde getötet, bei Ischtar. Sie jedenfalls werden nie mehr durch Khaurans Straßen stolzieren! Jetzt schmoren sie in den tiefsten Höllen!«
    Das zitternde Mädchen redete sanft wie zu einem kleinen Kind auf ihn ein und schloß seinen keuchenden Mund mit ihren weichen, süßen Lippen. Aber das in ihm tobende Feuer ließ ihm keine Ruhe.
    »Ich war nicht auf der Mauer, als die Shemiten eingelassen wurden«, murmelte er. »Ich schlief in der Kaserne wie die meisten, die dienstfrei hatten. Kurz vor dem Morgengrauen kam unser Hauptmann herein. Sein Gesicht war bleich unter dem Helm. ›Die Shemiten sind in der Stadt‹, sagte er. ›Die Königin war höchstpersönlich am Südtor und befahl, die ganze Söldnerarmee einzulassen. Sie ließ die Soldaten von der Stadtmauer herabkommen, wo sie Wache hielten, seit Constantius sich im Königreich aufhält. Ich verstehe es einfach nicht, und auch sonst niemand. Aber ich hörte mit eigenen Ohren, wie sie den Befehl gab, und natürlich gehorchten wir wie immer. Dann hieß sie uns, uns alle auf dem Platz vor dem Palast zu sammeln. Wir mußten außerhalb der Kaserne in Reih und Glied antreten und – unbewaffnet und ohne Rüstung, wohlgemerkt – dorthin marschieren. Wir hatten keine Ahnung, was das alles sollte, aber die Königin hatte es höchstpersönlich angeordnet.‹
    Als wir auf dem Platz ankamen, hatten sich die Shemiten zu Fuß gegenüber dem Palast aufgestellt. Zehntausend dieser schwarzbärtigen Teufel waren es zumindest, und bis an die Zähne bewaffnet. Ringsum auf dem Platz streckten die Leute neugierig die Köpfe aus Fenstern und Türen, und auf den Straßen zum Palast drängten sie sich dicht an dicht. Taramis stand oben auf dem Treppenaufgang zum Palast, nur in Constantius' Begleitung, der seinen Schnurrbart strich wie eine Katze, die gerade den Kanarienvogel verschlungen hat. Ein paar Stufen unter ihnen hatten sich etwa fünfzig Shemiten mit

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