Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
Muskeln seines (von einem Lendentuch abgesehen) nackten Körpers zeichneten sich wie Taue unter seiner Haut ab, die von der Sonne tiefgebräunt war. Die schier unerträglichen Schmerzen trieben ihm den Schweiß aus Gesicht und Brust, doch die blauen Augen unter der wirren, tief in die Stirn hängenden schwarzen Mähne loderten in unlöschbarem Feuer. Blut sickerte aus den Wunden in Händen und Füßen.
Constantius salutierte ihm spöttisch.
»Ich bedauere es, Hauptmann«, sagte er, »daß ich nicht bleiben kann, um Euch durch meinen Anblick die letzten Stunden zu erleichtern, aber die Pflicht ruft – ich darf unsere bezaubernde Königin nicht warten lassen!« Er lachte. »Also muß ich Euch Euch selbst überlassen – und jenen hilfreichen Geschöpfen!« Er deutete auf die schwarzen Schatten, die abwartend hoch über ihnen kreisten.
»Ohne sie dürfte es für einen so kräftigen Burschen, wie Ihr es seid, leicht möglich sein, es ein paar Tage auf dem Kreuz auszuhalten. Aber hegt keine falschen Hoffnungen, weil ich Euch unbewacht lasse. Ich habe öffentlich bekanntgegeben, daß jedwedem, der versucht, Euch lebend oder tot vom Kreuz zu bergen, bei vollem Bewußtsein öffentlich auf dem Stadtplatz die Haut vom Leib gezogen wird, und nicht nur ihm, sondern allen Angehörigen seiner Familie. Ich habe Khauran bereits so fest an der Hand, daß keiner es wagt, sich meinem Befehl zu widersetzen. Ich lasse keine Wachen, weil die Geier sich nicht herunterwagen, solange sich jemand in der Nähe befindet, und ich möchte sie ja schließlich nicht unnötig von ihrem Fraß abhalten. Deshalb ließ ich das Kreuz auch so weit außerhalb der Stadt errichten, näher kommen die Wüstengeier ihr nicht.
Also, mein tapferer Hauptmann, lebt wohl! Ich werde an Euch denken, nachher, wenn Taramis in meinen Armen liegt.«
Das Blut rann frisch aus den durchbohrten Händen, als der Gekreuzigte sie zu Fäusten ballte, dabei quollen die Muskeln an den mächtigen Armen noch stärker hervor. Conan bog den Kopf vor, so weit es ging, und spuckte Constantius voll ins Gesicht. Der Woiwode lachte ungerührt, wischte sich den Speichel ab und wendete sein Pferd.
»Denkt an mich, wenn die Geier an Eurem Fleisch hacken«, rief er höhnisch über die Schulter. »Die Aasfresser der Wüste sind eine besonders gierige Brut. Ich sah Männer eine lange Zeit augen-, ohren- und skalplos am Kreuz hängen, ehe die scharfen Schnäbel sich in ihre Eingeweide bohrten.«
Ohne einen weiteren Blick zurück ritt er zur Stadt. Er bot ein beeindruckendes Bild, hochaufgerichtet auf dem Pferd in seiner brünierten Rüstung, mit seinen bärtigen Henkersknechten neben ihm. Staubwolken verrieten dem Mann am Kreuz, wo sie sich befanden.
Er war das einzige vernunftbegabte Geschöpf in einer Landschaft, die am späten Abend besonders trostlos und öde wirkte. Obwohl Khauran sich weniger als eine Meile entfernt befand, hätte die Stadt auf der anderen Seite der Welt oder in einem anderen Zeitalter stehen können.
Conan schüttelte den Schweiß aus den Augen und blickte sich in dem ihm vertrauten Terrain um. Zu beiden Seiten der Stadt und jenseits davon erstreckte sich das fruchtbare Grasland, wo Rinder weideten. Dazwischen befanden sich Äcker und Weingärten. Am westlichen und nördlichen Horizont hoben sich als winzige Tupfen mehrere Dörfer ab. Etwas näher, im Südosten, glitzerte das Silberband eines Flusses, und dahinter begann abrupt die Sandwüste, die sich bis weit über den Horizont ausdehnte. Conan starrte wie ein gefangener Falke auf diese unendliche Weite, die im letzten Sonnenlicht bräunlich schimmerte. Wut schüttelte ihn, als er auf die glitzernden Türme Khaurans blickte. Die Stadt hatte ihn verraten – hatte ihn zu den Handlungen gezwungen, die ihn an dieses Kreuz brachten.
Ein allesbeherrschender Rachedurst vertrieb diese Gedanken. Wilde Flüche zischten aus den Lippen des Gekreuzigten. Alles in ihm, jede Faser seines Seins, konzentrierte sich auf die vier Nägel, die ihn gefangenhielten und sein Leben kosten sollten. Seine gewaltigen Muskeln spannten sich wie Eisenstränge. Während ihm der Schweiß aus der jetzt fahlgrau wirkenden Haut trat, versuchte er, mit den Armen als Hebel, die Nägel aus dem Holz zu ziehen. Aber es war vergeblich, sinnlos. Viel zu tief hatte man sie eingeschlagen. Dann strengte er sich an, die Hände loszureißen. Nicht der grauenvolle Schmerz ließ ihn schließlich aufgeben, sondern die Nutzlosigkeit. Die Nagelköpfe waren breit
Weitere Kostenlose Bücher