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Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Titel: Conan-Saga 08 - Conan der Pirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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und schwer, er bekam sie nicht durch die Wunden. Zum erstenmal in seinem Leben erfüllte den riesenhaften Mann die Qual absoluter Hilflosigkeit. Er rührte sich nicht mehr, nachdem er den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen hatte, um sie vor den immer noch brennenden letzten Strahlen der Abendsonne zu schützen.
    Hügelschlag ließ ihn hochblicken, als ein gefiederter Schatten aus dem Himmel herabschoß. Ein scharfer Schnabel, der nach seinen Augen hackte, stieß schmerzhaft in seine Wange. Er riß den Kopf zur Seite und schloß unwillkürlich wieder die Augen. Doch sein krächzender, verzweifelter Schrei erschreckte die Geier. Sie ließen von ihm ab und kreisten erneut wachsam über seinem Kopf. Blut tropfte von der Wangenwunde über Conans Lippen. Er fuhr mit der Zunge darüber, doch dann spuckte er das leicht salzige Naß aus.
    Der Durst begann ihn daraufhin noch stärker zu quälen als zuvor. Er hatte in der vergangenen Nacht ziemlich viel Wein getrunken und war dann nicht einmal mehr zu einem Becher Wasser gekommen, ehe sie sich im Morgengrauen auf dem Palastplatz hatten sammeln müssen. Dann folgte die blutige Schlacht, die ihn viel salzigen Schweiß gekostet und ihm seinen Durst erst richtig zu Bewußtsein gebracht hatte. Er starrte auf den fernen Fluß und dachte, wie herrlich es wäre, hineintauchen zu können. Gegen seinen Willen erinnerte er sich an riesige Krüge, aus denen kühles Bier schäumte, und an Becher voll spritzigen Weines, den er, ohne ihn recht zu würdigen, in sich hineingegossen oder unachtsam auf den Tavernenboden geschüttet hatte. Er mußte sich auf die Lippen beißen, um seine unerträglichen Qualen nicht wie ein Tier hinauszubrüllen.
    Die Sonne versank wie eine leuchtende Kugel in einem feurigen Meer aus Blut. Gegen diesen Hintergrund aus roter Glut am Horizont wirkten die Türme der Stadt unwirklich wie in einem Traum. Vor seinem verschleierten Blick schien sogar der Himmel blutig getönt zu sein. Er fuhr sich über die ausgedörrten Lippen und starrte wieder mit blutunterlaufenen Augen auf den fernen Fluß, der ihm nun ebenfalls wie ein Strom aus Blut vorkam. Und die Schatten, die aus dem Osten kamen, waren schwarz wie Ebenholz.
    Durch seine Benommenheit hindurch hörte er erneuten Flügelschlag. Er hob den Kopf und beobachtete mit den glühenden Augen eines Wolfes die über ihm kreisenden Schatten. Er wußte, daß selbst seine lautesten Schreie die Geier nun nicht mehr verjagen würden. Einer tauchte herab, immer tiefer. Conan zog seinen Kopf so weit wie möglich zurück und wartete mit grimmiger Geduld. Der Vogel schwang mit gewaltigem Flügelrauschen herbei. Sein Schnabel hieb herab und riß die Haut an Conans Kinn auf, als der Cimmerier seinen Kopf zur Seite warf. Dann, noch ehe der Geier wieder davonflog, schnellte Conan den Kopf auf ihn zu und grub seine Zähne wie die eines Wolfes in den nackten Geierhals.
    Sofort hieb der Vogel erschrocken mit den Flügeln um sich und krächzte heiser. Die Schwingen peitschten in Conans Gesicht, und die Krallen rissen seine Brust auf, aber seine Zähne schlossen sich nur noch fester, während sich die Kiefermuskeln wie Stränge abhoben. Da brachen die Halswirbel des Aasfressers knirschend zwischen den kräftigen Zähnen des Mannes. Nach kurzem Zucken erschlaffte der Vogel. Conan ließ ihn los und spuckte sein Blut aus. Die anderen Geier flohen erschrocken über das Geschick ihres Artgenossen zu einem entfernten Baum. Aus Conans Sicht sah es aus, als hielten schwarze Dämonen dort eine Beratung ab.
    Wilder Triumph brandete durch Conans benommenes Bewußtsein. Das Leben floß wieder stark und heiß durch seine Adern. Er konnte sich immer noch wehren, und er lebte! Alles in ihm, auch die brennenden Schmerzen, waren eine Verneinung des Todes.
    »Bei Mitra!« Entweder war das wirklich eine Stimme gewesen, oder er litt unter Halluzinationen. »In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nie gesehen!«
    Conan schüttelte Blut und Schweiß aus den Augen und starrte auf vier Reiter, die im Zwielicht zu ihm hochblickten. Drei waren hagere Männer mit Habichtgesichtern und weißen Burnussen, zweifellos Zuagirnomaden von jenseits des Flusses. Der vierte trug einen weißen Khalat mit breitem Gürtel und eine bis zu den Schultern fallende Kopfbedeckung, die mit einem geflochtenen Kamelhaarband um die Schläfen gehalten wurde. Aber er war kein Shemit. Es war noch nicht so dunkel und Conans Blick nicht so getrübt, daß er nicht die charakteristischen

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