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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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genau auskannte, und vertäute das Boot an einem Felsvorsprung. Ohne zu zögern, stieg er die abgetretenen Stufen hinauf. Seine Sinne waren geschärft, nicht weil er bewußt Gefahr vermutete, sondern weil Wachsamkeit ein Teil seines der Wildnis angepaßten Wesens war.
    Was Ghaznavi als tierischen Instinkt oder einen sechsten Sinn erachtete, waren in Wirklichkeit angeeignete Fähigkeiten und der vom rauhen Leben geschärfte Verstand des Barbaren. Kein Instinkt verriet ihm, daß er von einem Versteck im Ried einer Landspitze aus beobachtet wurde.
    Während er die Treppe hinaufstieg, atmete einer der Beobachter tief ein und hob den Bogen. Jehungir packte ihn am Handgelenk und zischte heftig: »Narr! Willst du unsere Anwesenheit verraten? Merkst du denn nicht, daß er außer Schußweite ist? Soll er die Insel doch erst einmal betreten. Er wird das Mädchen suchen. Wir bleiben einstweilen hier. Es könnte ja sein, daß sein Instinkt ihm sagt, daß wir hier sind, oder daß er unser Komplott ahnt. Vielleicht hat er auch seine Krieger in der Nähe versteckt. Wir warten ab. Wenn die Sonne ein wenig höher steht und sich bis dahin nichts Verdächtiges getan hat, rudern wir zum Fuß der Klippentreppe und warten dort auf ihn. Kehrt er im Laufe des Tages nicht zurück, werden einige von uns vor Sonnenuntergang auf die Insel klettern und ihn in die Enge treiben. Aber wenn es irgendwie möglich ist, möchte ich das vermeiden, denn zweifellos wird er einige von uns in den Tod schicken, wenn wir ihn gestellt haben. Es ist sicherer, ihn aus der Ferne mit Pfeilen zu spicken.«
    Inzwischen war der ahnungslose Conan im Wald verschwunden. Lautlos schlich er in seinen weichen Lederstiefeln dahin, und sein Blick erforschte jeden Schatten nach der bezaubernd schönen Blondine, von der er träumte, seit er sie in Jehungir Aghas Zelt vor Fort Ghori gesehen hatte. Er hätte sie begehrt, selbst wenn sie ihm gegenüber abweisend gewesen wäre. Doch ihr Lächeln und ihre auffordernden Blicke hatten sein Blut in Wallung gebracht. Und nun verlangte er mit aller Wildheit seiner Natur nach dieser weißhäutigen goldhaarigen Frau aus der Zivilisation.
    Er war nicht zum erstenmal auf Xapur. Vor nicht ganz einem Monat hatte er hier eine geheime Zusammenkunft mit den Piraten abgehalten. Er wußte, daß er sich einer Stelle näherte, von wo aus die geheimnisvollen Ruinen zu sehen waren, die der Insel ihren Namen verliehen. Er fragte sich, ob das Mädchen sich wohl irgendwo in ihnen versteckt hatte. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
    Vor ihm erhob sich etwas zwischen den Bäumen, das in der Realität einfach nicht möglich war: ein mächtige dunkelgrüne Mauer, hinter deren Brustwehr Türme emporragten!
    Eine Weile starrte er sie wie gelähmt an. So unwahrscheinlich dieser Anblick war, so zweifelte er doch weder an seinem Verstand noch an seinen Augen. Etwas ging nicht mit rechten Dingen zu! Vor weniger als einem Monat hatte er durch die Bäume hindurch nichts als zerfallene Ruinen gesehen. Vermochten Menschenhände in so kurzer Zeit das zu errichten, was vor ihm lag? Unmöglich! Außerdem hätten die Piraten, die pausenlos durch die Vilayetsee streiften, davon gehört, wenn Bauarbeiten dieses Ausmaßes vorgenommen würden, und sie hätten die Kozaki davon unterrichtet.
    Nein, eine Erklärung für das, was sein Auge sah, gab es nicht. Er befand sich auf Xapur, diese phantastische Mauer befand sich auf Xapur – aber es war widernatürlich, ein Wahnsinn! Trotzdem zweifelte er nicht an ihrer Wirklichkeit.
    Er wirbelte herum, um durch den Wald zur Treppe zu eilen und über die See zum fernen Lager an der Mündung des Zaporoskas zurückzukehren. In diesem Augenblick der Panik war selbst der Gedanke unerträglich, so nahe an diesem Binnenmeer zu bleiben. Er würde weiterhetzen, das Lager und die Steppe verlassen und tausend Meilen zwischen sich und den unheimlichen blauen Osten legen, wo die elementarsten Naturgesetze offenbar keine Gültigkeit mehr hatten, wo wer weiß welche Teufelei sie widerlegte.
    Einen Augenblick befand sich das zukünftige Geschick von Königreichen, das von diesem Barbaren abhing, in der Schwebe. Eine winzige Kleinigkeit neigte die Waagschale – ein Seidenfetzen, der an einem Zweig hing, lenkte Conans Aufmerksamkeit auf sich. Er beugte sich vor, die Nasenflügel gebläht. Von diesem kleinen Stoffetzen ging ein Duft aus, den der Cimmerier weniger durch seine körperlichen Sinne als durch seinen ungewöhnlichen Instinkt als den

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