Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
sich an das Gestein – eine triefnasse weiße Göttin im schwachen Sternenschein.
    Sie war auf etwas gestoßen, das in den Fels gehauene Stufen sein mochten. Jedenfalls boten sie ihr die Möglichkeit, die Klippe zu erklimmen. Als sie gedämpften Ruderschlag vernahm, preßte sie sich gegen die Felswand und strengte ihre Augen an. Sie glaubte etwas Dunkles an der schilfbewachsenen Landspitze zu sehen, von der sie weggeschwommen war. Aber die Entfernung war zu groß, als daß sie in der Dunkelheit Genaues erkennen konnte. Schließlich verklangen die schwachen Geräusche, und sie kletterte weiter. Falls es ihre Verfolger waren, konnte sie nichts Besseres tun als sich auf der Insel zu verstecken. Sie wußte, daß die meisten Inseln der marschigen Küste gegenüber unbewohnt waren. Natürlich mochte diese hier ein Piratennest sein, aber Piraten waren der menschlichen Bestie immer noch vorzuziehen, der sie entkommen war.
    Unwillkürlich dachte sie an den Kozakiführer, dem sie im Lager vor Fort Ghori (wo die hyrkanischen Lords mit den Steppenkriegern verhandelt hatten) gezwungenermaßen schöne Augen gemacht hatte, und verglich ihn mit ihrem ehemaligen Herrn. Sein brennender Blick hatte sie erschreckt und gedemütigt, aber seine elementare Wildheit stellte ihn über Jelal Khan, der ein Ungeheuer war, wie nur eine übersättigte Zivilisation es hervorbringen konnte.
    Sie kletterte über den Klippenrand und blickte ein wenig ängstlich auf die dichten Schatten vor sich. Die Bäume wuchsen bis nahe an die Klippen und bildeten eine Mauer fast absoluter Schwärze. Etwas schwirrte über sie hinweg, und sie duckte sich, obwohl sie wußte, daß es nur eine Fledermaus war.
    Die dunklen Schatten gefielen ihr gar nicht, aber sie biß die Zähne zusammen und ging darauf zu. Sie versuchte, nicht an Schlangen zu denken. Ihre bloßen Füße verursachten kein Geräusch auf dem feuchten Boden unter den Bäumen.
    Die Dunkelheit schloß sich erschreckend um sie. Schon nach einem Dutzend Schritten konnte sie beim Zurückschauen die Klippen und die See dahinter nicht mehr sehen. Nach ein paar weiteren Schritten hatte sie bereits jegliches Gefühl für die Richtung verloren. Kein Stern drang durch die dichten Zweige. Blindlings stolpernd bahnte sie sich einen Weg – und hielt abrupt inne.
    Irgendwo vor ihr begann rhythmisch eine Trommel zu pochen. Das war das letzte, was sie an diesem Ort und zu dieser Zeit erwartet hätte. Doch dann dachte sie nicht mehr daran, weil sie sich plötzlich bewußt wurde, daß sie nicht allein war. Sie konnte nichts sehen, aber sie zweifelte nicht im geringsten daran, daß etwas oder jemand in dieser Finsternis neben ihr stand.
    Mit einem würgenden Schrei wich sie zurück. Sofort legte sich etwas um ihre Taille, das sie sogar in ihrer Panik als den Arm eines Menschen erkannte. Sie schrie gellend auf und legte ihre ganze geschmeidige Kraft in einen Versuch, sich zu befreien. Der, der sie hielt, hob sie wie ein kleines Kind hoch und achtete kaum auf ihre Gegenwehr. Daß er keinen Laut von sich gab und nicht auf ihren Protest und ihr Flehen antwortete, erhöhte ihre Furcht noch. Gleichmütig trug er sie durch die Dunkelheit, dem fernen Trommelwirbel entgegen.
     
     
    4
     
    Als der erste zögernde Schein der Morgenröte die See tönte, näherte sich ein kleines Boot mit nur einem Mann den Klippen. Ein malerisches Bild bot dieser Ruderer. Er hatte sich ein grellrotes Tuch um den Kopf geknotet, und seine bauschige Seidenkniehose von flammendem Orange wurde von einer breiten Schärpe gehalten, in der ein Krummsäbel in einer Pferdelederscheide hing. Seine goldverzierten Lederstiefel verrieten, daß er ein Reiter und kein Seemann war, trotzdem verstand er es, geschickt mit dem Boot umzugehen. Durch sein geöffnetes weißes Seidenhemd war die mächtige sonnenverbrannte Brust zu sehen.
    Die Muskeln seiner kräftigen Arme spielten geschmeidig unter der bronzefarbenen Haut, als er die Ruder durch das Wasser zog. Eine wilde Kraft, die aus jeder Bewegung sprach, hob ihn von Durchschnittsmenschen ab. Trotzdem wirkte er weder gewalttätig noch finster, allerdings deuteten seine schwelenden blauen Augen darauf hin, daß die angeborene Wildheit in ihm schnell zu wecken war. Dieser Mann war Conan, der mit nichts als seinem Verstand und seinem Schwert in das Lager der schwerbewaffneten Kozaki getreten war und sich bald zu deren Anführer hochgekämpft hatte.
    Er ruderte zu der in die Klippe gehauenen Treppe wie einer, der sich

Weitere Kostenlose Bücher