Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
ersten ähnelte, und er war durch eine Tür gegenüber der gekommen, die zur Halle führte.
Seine Augen leuchteten auf beim Anblick des Mannes auf dem Boden, und er sagte etwas mit Stakkatostimme, das wie »Chicmec!« klang. Doch der auf dem Boden rührte sich nicht.
Der eben erst gekommene Mann trat schnellen Schrittes zum ersten, beugte sich über ihn, packte ihn an den Schultern und drehte ihn um. Ein würgender Schrei entrang sich ihm, als der Kopf des anderen zurückfiel und nun zu erkennen war, daß der Hals von einem Ohr zum anderen aufgeschnitten war.
Der Mann ließ die Leiche zurück auf den blutbefleckten Teppich fallen und sprang auf. Er zitterte wie ein Blatt im Wind. Sein Gesicht war aschgrau, das Antlitz der Furcht. Mit einem Knie zur Flucht abgewinkelt, erstarrte er plötzlich und starrte so reglos wie ein Statue mit aufgerissenen Augen quer durch das Gemach.
Im Schatten unter der Galerie begann ein gespenstisches Licht zu erglühen und anzuschwellen – ein Licht, das nicht von den Feuersteinen kam. Ein eisiger Schauder lief über Valeries Rücken, als sie es beobachtete, denn – wenn auch nur vage in dem pulsierenden Leuchten zu erkennen – schwebte hier ein Schädel – ein Menschenschädel und doch irgendwie erschreckend mißgestaltet – und er schien dieses gespenstische Licht auszustrahlen. Er hing offenbar körperlos in leerer Luft, aus Nacht und Schatten herbeibeschworen, und allmählich wurde er immer deutlicher. Ja, er war menschlich und doch nicht das, was sie unter menschlich verstand.
Der Mann stand absolut reglos, vor Grauen gelähmt, und starrte auf die Erscheinung. Sie löste sich aus den Schatten der Wand und ein eigener, grotesker Schatten begleitete sie. Langsam wurde er als mannesähnliche Gestalt erkennbar, deren Nacktheit weiß, wie gebleichte Gebeine schimmerte. Der Totenschädel auf ihren Schultern grinste augenlos inmitten seines unheiligen Scheines, und der Mann gegenüber wirkte wie gebannt und vermochte seinen Blick nicht von dieser furchteinflößenden Gestalt zu nehmen. Der Krummsäbel drohte den kraftlosen Fingern zu entgleiten, und sein Gesicht wirkte wie das eines Mannes, dem ein Zauberer seinen Willen aufzwingt.
Da wurde Valerie klar, daß nicht allein die Furcht ihn lähmte. Eine teuflische Eigenschaft dieses pulsierenden Glühens hatte ihn der Kraft zu denken und zu handeln beraubt. Obgleich sie sicher und unbemerkt ein Stockwerk höher war, spürte sie doch vage die unbeschreibliche Ausstrahlung der gespenstischen Erscheinung, die eine Bedrohung für den Verstand war.
Das furchterregende Knochenwesen näherte sich seinem Opfer. Endlich rührte sich der Mann – doch nur, um seinen Säbel fallen zu lassen und auf die Knie zu sinken. Mit einer Hand bedeckte er die Augen und erwartete den Streich der Klinge, die nun in der Hand der Erscheinung glimmte, als sie sich über ihn erhob wie das Bild des Todes, der über die Menschheit triumphiert.
Valerie folgte dem Impuls ihres ungestümen Wesens. Geschmeidig wie eine Katze schwang sie sich über die Brüstung und landete hinter der schrecklichen Gestalt auf federnden Ballen. Bei dem sanften Aufprall ihrer weichen Stiefel wirbelte die gräßliche Erscheinung herum, doch noch im Drehen traf sie die scharfe Klinge des Mädchens. Wilde Freude erfüllte Valerie, als sie spürte, wie die Schneide tief in Fleisch und Knochen drang.
Die Erscheinung schrie gurgelnd auf und ging mit gespaltenen Schultern, Brustkorb und Rücken zu Boden. Im Fallen löste sich der glühende Totenschädel und rollte davon. Ein dunkles, im Tod verzerrtes Gesicht kam zum Vorschein, das von einer Mähne schwarzen Haares umrahmt war. Unter der furchterregenden Maske hatte sich also ein Mensch befunden, ein Mann ähnlich dem, der gebückt auf dem Boden kniete.
Als er den knochenberstenden Schlag und den abgewürgten Schrei gehört hatte, hatte er aufgeblickt, und nun starrte er mit wildem Staunen auf die weißhäutige Frau, die mit blutbesudeltem Schwert über der Leiche stand.
Er taumelte hoch und stammelte verwirrt bei diesem Anblick, der ihm fast den Verstand raubte. Valerie staunte, als ihr bewußt wurde, daß sie ihn verstand. Er bediente sich des Stygischen, wenn auch eines Dialekts, der ihr nicht vertraut war.
»Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr? Was macht Ihr hier in Xuchotl?« Und dann fuhr er sich fast überschlagend fort, ohne auf eine Antwort zu warten: »Aber Ihr müßt uns wohlgesinnt sein – ob nun Göttin oder Teufelin, was macht
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