Conan-Saga 14 - Conan der Schwertkämpfer
schwang seine langen Arme. Der Cimmerier sprang zurück, aber schon hatten die scharfen Krallen der Bestie tiefe blutige Furchen quer über seine Brust gezogen. Der brennende Schmerz erfüllte Conan mit barbarischer Wut und verdrängte jegliche Spur von Zivilisiertheit, die seine glühende Seele in Schach gehalten hatte. Er warf seine zerzauste Mähne zurück, heulte wie ein Wolf und warf sich auf seinen Gegner. Heißer, stinkender Atem schlug ihm ins Gesicht. Spitze Zähne geiferten und schnappten nach seinem sehnigen Hals. Pranken legten sich wie Klammern um seine Handgelenke und hielten ihn.
Conan stieß mit aller Gewalt den Stiefel zwischen die Schenkel des Feindes. Mit einem Schmerzensschrei taumelte die Kreatur zurück und lockerte ihren Griff um Conans Arme. Der Cimmerier riß sich ganz los und warf sich erneut mit einem tierischen Knurren auf die Bestie. Als er seine Hände würgend um den Hals des Ungeheuers legte, befreite es sich und stieß Conan die scharfen Zähne in den Unterarm. Der Cimmerier senkte den Kopf wie ein vor Schmerz toller Bulle und rammte ihn in den Bauch des Gegners.
Die Kreatur war um einiges größer als der Cimmerier und bedeutend schwerer, aber sie wich mit einem gequälten Keuchen zurück und stürzte krachend auf den Boden. Conan riß den Dolch aus der Scheide, faßte ein Büschel des dichten Pelzes und stieß dem Untier die Klinge in den Leib, immer und immer wieder, bis der letzte Funke Leben erloschen war.
Schließlich richtete Conan sich schwankend und ächzend auf. Übelkeit erfüllte ihn. Sein ganzer Körper war mit Biß- und Kratzwunden bedeckt. Er lehnte sich an die Wand, und als er sich ein wenig besser fühlte, wischte er den Dolch an den haarigen Beinen der Bestie ab und schob ihn wieder in seine Scheide. Dann tastete er nach der Lampe. Zwar war sie ausgegangen, aber eine winzige Flamme wiegte sich über einer Lache verschütteten Öls. In ihrem schwachen Schein fand Conan die Lampe und zündete sie wieder an.
Das tote Ungeheuer zu seinen Füßen war ein ungewöhnliches Wesen, weder Tier noch Mensch. Zwar hatte es die Form eines Mannes, war jedoch am ganzen Körper mit schwarzem Haar bedeckt wie ein Bär oder ein Gorilla. Aber zweifellos war es kein Affe, dazu glichen sein Körper und seine Gliedmaßen viel zu sehr denen eines Menschen. Sein Kopf war mit nichts vergleichbar, nie zuvor hatte Conan ein ähnliches Wesen gesehen. Es besaß die fliehende Stirn und vorstehende Schnauze eines Pavians oder Hundes; die wie Gummi aussehenden Lippen waren halbgeöffnet und die scharfen Reißzähne, ähnlich denen eines Hundes, ganz deutlich zu sehen. Und doch mußte es etwas von einem Menschen gehabt haben, denn seine Geschlechtsteile waren hinter einem schmutzigen Lendentuch verborgen.
Zitternd vor Angst lauschte Muriela dem Geschrei, dem Knurren und den Kampfgeräuschen auf dem Gang über ihrem Gefängnis. Als der Lärm aufhörte, rief sie wieder flehend. Conan folgte ihrer Stimme und entdeckte eine Nische im Korridor, wo ein Bronzering aus einer breiten Fliese ragte. Er hob den Stein hoch, beugte sich durch die Öffnung und griff nach den Armen, die sich ihm entgegenstreckten.
Muriela schrie erschrocken auf und wich vor der blutüberströmten Erscheinung zurück, die sie stützte, aber gleich darauf erkannte sie Conans Stimme und ließ sich von ihm über den haarigen Kadaver heben, der den Gang blockierte. Stockend erzählte sie von der mumienähnlichen Greisengestalt, die sie in der Tempelhalle berührt hatte, und von dem Ungeheuer, das sie hochgehoben und davongeschleppt hatte.
Conan nickte. »Das alte Gespenst dürfte die Priesterin oder das Orakel dieses Schreines sein«, meinte er. »Sie leiht der Elfenbeingöttin ihre Stimme. Direkt hinter dem Idol befindet sich, in der Marmorwand gut verborgen, eine Tür zu einer winzigen Kammer. Von dort aus kann sie unbemerkt jene sehen, die rat- und hilfesuchend zur Göttin kommen, und vermag als Nebethet zu ihnen zu sprechen.«
»Und das Ungeheuer?« fragte das Mädchen.
Conan zuckte die Schultern. »Das weiß Crom! Vielleicht ihr Diener oder ein mißgestalteter Mensch, den die Wilden als von den Göttern berührt hielten und in den Tempel brachten. Jedenfalls ist es oder er tot und die Priesterin geflohen. Jetzt brauchen wir uns nur in der Kammer hinter der Statue zu verstecken und zu warten, bis jemand kommt, um das Orakel zu befragen.«
»Da können wir Monde warten. Vielleicht kommt auch überhaupt nie jemand mehr
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