Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
fand.
Die Pikten, die den Sack hielten und mit den anderen vorwärtslaufen wollten, blickten furchterfüllt hoch. Ein Bersten war zu vernehmen und eine gewaltige rauchige Masse entquoll dem Sack.
»Auf den Boden!« drängte Hakon dicht neben mir und zog an meinem Arm, als er sich aufs Moos warf. Sofort folgte ich seinem Beispiel.
Der Sack verlor die pralle Festigkeit und hing schlaff von der Stange. Die rauchähnliche Wolke, die aus ihm gedrungen war, breitete sich über die piktischen Streitkräfte aus, die über die Felder rasten und sie zertrampelten. Und während sie sich ausbreitete, nahm die Wolke klumpenhafte Form an. Die Klumpen wandelten sich zu lebenden Wesen: zu großen dünnen Kreaturen mit vogelähnlichem Unterkörper und fast menschlichem Oberkörper. Jede hatte lange dünne Arme mit dürren Klauenhänden. Auch von menschlicher Größe waren sie, doch jeden dieser Dämonen rahmte ein gespenstisches Glühen ein, als wäre er in die kalten Flammen des Marschfeuers getaucht.
Ich habe keine Ahnung, wie viele dieser Geschöpfe es waren. Ich drückte mein Gesicht ins Moos, damit mein Blick nicht etwa gar einen dieser Dämonen auf mich lenkte. Hundert waren es ganz sicher, vielleicht aber auch fünfhundert.
Heulend und kreischend rasten die Dämonen hin und her und metzelten bei jedem Schritt mit ihren Klauen einen Pikten nieder. Noch lauter als die Sumpfdämonen heulend, suchten die Wilden ihr Heil in der Flucht und rannten in alle Richtungen. Doch in jedem Fall waren die Sumpfdämonen schneller. Ganz in unserer Nähe machte ein Pikte, dem die teuflischen Klauen den Kopf abgetrennt hatten, noch zwei Schritte, ehe er tot ins Gebüsch stürzte.
Ein paar Pikten erinnerten sich und warfen sich flach auf den Boden. Doch die meisten waren durch den Überraschungsangriff völlig verwirrt, und da auch niemand ihnen befahl, sich auf den Boden zu werfen, flohen sie, von Panik erfüllt. Gerade das war natürlich ihr Verderben, denn die grauenvollen Dämonen konnten mit ihren langen Vogelbeinen schneller laufen als jeder Mensch.
Nach und nach verschwand der glühende Schein, der die Teufel umrahmte, mit ihnen im Wald, und schließlich sahen wir kein lebendes Wesen mehr.
Hakon und ich erhoben uns und reckten unsere steifen Glieder, ehe wir uns auf den Weg nach Schondara machten. Ein Pikte schoß wie ein verstörtes Kaninchen vor uns hoch. Doch statt sich mit Kriegsgeheul auf uns zu stürzen, wandte er den Kopf ab, als sähe er uns nicht, und lief in den Wald. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Was wir gerade miterlebt hatten, genügte, selbst einem so wilden und kriegerischen Volk wie den Pikten den Mut zu rauben.
Wir entdeckten Valerians Kopf und linken Arm und dann den Rest seines Körpers in der Nähe der Stange mit dem jetzt schlaffen Ledersack. Den Kopf nahmen wir als Beweis unserer Geschichte mit. Kwarada sahen wir nicht.
Ein Waldläufer kam am Stadtrand von Schondara auf uns zu. Dirk Strom, der sich keinen Reim aus dem merkwürdigen Verhalten der Pikten hatte machen können, hatte den Mann zum Kundschaften ausgeschickt. Als er unseren Bericht gehört hatte, rannte er zum Fort zurück und verkündete brüllend die gute Nachricht. Daraufhin dauerte es nicht lange, bis uns eine jubelnde Menschenmenge auf den Schultern ins Fort und quer durch den überfüllten Hof trug.
Was mir jedoch unvergeßlich bleiben wird, ist das Gesicht von Otho Gorms Sohn, der mit dem Rücken zur äußeren Palisadenwand im Fackellicht stand. Er war tatsächlich nach Schondara gekommen, um mir die vermeintliche Beschimpfung heimzuzahlen. Ein noch dümmeres Gesicht hätte er wahrhaftig nicht machen können, als er mich als einen der beiden Retter der Provinz erkannte. Ich hätte ihn ganz gern deswegen aufgezogen, aber offenbar wollte er gerade das vermeiden, und so kehrte er lieber umgehend nach Fort Kwanyara zurück.
Bald darauf erreichte uns die Neuigkeit, daß der elende Numedides tot und Conan König war. Seither ist es friedlicher an der Grenze, als es seit Menschengedenken je war, denn auf beiden Seiten weiß ein jeder, daß König Conan meint, was er sagt, und es nicht duldet, daß Verträge gebrochen werden, ob nun durch uns oder die Pikten. In Thandara blühen und gedeihen neue Städte und Dörfer.
Aber um ganz ehrlich zu sein, ich fand das Leben damals aufregender, als es noch keine festen Gesetze an der Grenze gab und jeder nach seinen eigenen lebte.
Im Zeichen
des Phönix
I M Z EICHEN DES P HÖNIX
Robert E.
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