Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Howard
Conan, der jetzt Anfang oder Mitte vierzig ist, hat die Hauptstadt von Aquilonien gestürmt und König Numedides auf den Stufen seines Thrones in Selbstverteidigung erwürgt. Er beansprucht den Thron für sich selbst und wird zum König der größten der hyborischen Nationen.
Das Leben eines Königs ist jedoch nicht nur eitel Freud' und Sonnenschein. Innerhalb eines Jahres stimmt der Minnesänger Rinaldo herausfordernde Balladen an, in denen er den »Märtyrer« Numedides preist. Ascalante, Graf von Thune, sammelt eine Gruppe Unzufriedener um sich, mit deren Hilfe er den Barbaren vom Thron zu stürzen beabsichtigt. Conan stellt fest, daß die Menschen ein kurzes Gedächtnis haben und daß auch ihm die Krone Kopfschmerzen verursacht.
1
Die Dunkelheit und Stille, die dem Morgengrauen vorhergehen, hüllten die prächtigen Türme ein. In eine düstere Gasse eines unvorstellbar verwirrenden Gassenlabyrinths traten vier vermummte Gestalten aus einer Tür, die eine dunkle Hand verstohlen für sie geöffnet hatte. Die vier sprachen nicht. Eng in ihre Umhänge gehüllt, hasteten sie dahin und verschwanden lautlos wie die Geister Ermordeter in der Finsternis. Hinter ihnen war flüchtig, in der einen Spalt geöffneten Tür, ein spöttisches Gesicht zu sehen, in dem ein Augenpaar boshaft glitzerte.
»Zieht nur in die Nacht, Kreaturen der Finsternis«, höhnte eine Stimme. »Oh, ihr Narren, das Verhängnis folgt euch auf den Fersen wie ein blinder Hund, doch ihr ahnt es nicht.«
Der Sprecher schloß die Tür, verriegelte sie, drehte sich um und schritt mit der Kerze in der Hand den Korridor hoch. Er war ein finsterer Riese, dessen dunkle Haut sein stygisches Blut nicht verleugnen konnte. Er betrat ein Gemach, in dem ein großer hagerer Mann in abgetragenem Samt wie eine müde Katze auf einem Seidendiwan lag und Wein aus einem schweren goldenen Pokal trank.
»Nun, Ascalante«, sagte der Stygier und setzte die Kerze ab. »Eure Gimpel sind wie Ratten aus ihren Löchern auf die Straße geschlüpft. Mit merkwürdigen Werkzeugen arbeitet Ihr.«
»Werkzeugen?« entgegnete Ascalante. »Aber genau als das erachten sie mich . Monatelang, seit das Rebellenquadrupel mich aus der Südwüste hierher beorderte, lebe ich hier mitten unter meinen Feinden, verstecke mich bei Tag in diesem unscheinbaren Haus und schleiche des Nachts durch dunkle Gassen und noch dunklere Korridore. Und ich habe erreicht, was diese aufrührerischen Edlen nicht vermochten. Durch sie und andere, von denen nur wenige mein Gesicht zu sehen bekamen, habe ich das ganze Reich unterwühlt. Kurz gesagt, ich, der im Dunkeln arbeiten mußte, habe den Sturz des Königs vorbereitet, der sich im Glanz des Thrones sonnt. Bei Mitra, ich war schließlich Staatsmann, ehe ich zum Gesetzlosen wurde.«
»Und diese Gimpel, die sich einbilden, Euch zu benutzen?«
»Sie werden weiterhin glauben, ich diene ihnen – bis wir unsere momentane Aufgabe erledigt haben. Wer sind sie schon, daß sie sich mit Ascalante messen könnten? Volmana, der zwergenhafte Graf von Karaban; Gromel, der riesenhafte Befehlshaber der Schwarzen Legion; Dion, der fette Baron von Attalus; Rinaldo, der schwachsinnige Minnesänger. Ich bin es, der den Stahl in ihnen zusammengefügt hat, doch durch den Ton in ihnen werde ich sie zerschmettern, wenn die Zeit gekommen ist. Aber das liegt noch in der Zukunft. Heute nacht wird erst einmal der König sterben.«
»Vor Tagen sah ich die königlichen Schwadronen aus der Stadt reiten«, sagte der Stygier.
»Sie ritten zur Grenze. Die heidnischen Pikten greifen sie an – dank des starken Branntweins, den ich über die Grenze schmuggelte, um sie aufzustacheln. Das ermöglichte Dions Reichtum. Und Volmana sorgte dafür, daß der Rest der königlichen Truppen in der Stadt aus dem Weg geschafft werden konnte. Durch seine hochgeborene Sippschaft ließ König Numa von Nemedien sich leicht überreden, Graf Trocero von Poitain, Seneschall von Aquilonien, zu sich an den Hof einzuladen. Und natürlich, um seinem hohen Stand gebührend auftreten zu können, wurde ihm eine königliche Eskorte mitgegeben und Prospero, König Conans rechte Hand. Und so befindet sich nur die Leibgarde des Königs in der Stadt – und natürlich die Schwarze Legion. Durch Gromel ließ ich einen durch Glücksspiel verschuldeten Offizier bestechen. Er wird gegen Mitternacht die Wache von des Königs Tür abberufen.
Dann schleichen wir uns mit sechzehn meiner tapfersten
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