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Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Titel: Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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rosigen Rand mit dem ersten Rot des neuen Morgens über der dunstigen Küste. Zwar lag die Morgendämmerung schon eine Weile zurück, aber die frühe Sonne hatte den perlgrauen Dunst, der westwärts über das Wasser trieb, noch nicht aufgelöst.
    Belesa hob das feingeschnittene hübsche Gesicht und blickte auf die fremdartige Umgebung, die sie abstoßend fand und die ihr doch auf ermüdende Weise in jeder Einzelheit vertraut war. Von ihren kleinen Füßen erstreckte sich der braune Sand bis zu den sanften Wellen, die sich westwärts im blauen Dunst des Horizonts verloren. Sie stand am südlichen Bogen einer breiten Bucht, im Süden stieg das Land zu dem niedrigen Kamm an, der ein Horn der Bucht bildete. Von diesem Kamm konnte man südwärts über die trostlose Weite des Wassers blicken, bis in unendliche Ferne, genau wie westwärts und nordwärts.
    Als sie sich landeinwärts wandte, schaute sie abwesend über das Fort, das seit eineinhalb Jahren ihr Zuhause war. Gegen den verschwommen blau und perlweißen Himmel hob sich flatternd das gold- und scharlachfarbige Banner ihres Hauses ab. Aber der rote Falke auf dem goldenen Feld erweckte keine Begeisterung in ihrer jugendlichen Brust, obgleich er siegreich über so manche Schlacht im Süden geblickt hatte.
    Sie sah Menschen in den Gärten und Feldern um das Fort arbeiten, das seinerseits von dem düsteren Wall des Waldes zurückzuschrecken schien, der sich nord- und südwärts erstreckte, so weit sie sehen konnte. Sie fürchtete diesen Wald, und jeder in der winzigen Siedlung teilte diese Furcht mit ihr. Es war keine grundlose Angst. Der Tod lauerte in seinen wispernden Tiefen – ein schrecklicher Tod, ein Tod, langsam und grauenvoll –, versteckt, in Kriegsbemalung, unablässig und gnadenlos.
    Sie seufzte und schlenderte lustlos zum Rand des Wassers. Jeder der sich eintönig dahinschleppenden Tage war von der gleichen Farbe, und die Welt der Städte und Höfe voller Fröhlichkeit schien sich nicht nur Tausende von Meilen entfernt zu befinden, sondern auch in unendlicher Vergangenheit. Wieder grübelte sie vergebens darüber nach, was einen Grafen von Zingara veranlaßt haben mochte, mit seinem Gefolge und Gesinde an diese wilde Küste zu fliehen, Hunderte von Meilen entfernt von dem Land, das ihn hervorgebracht hatte, um den Palast seiner Vorfahren gegen ein Blockhaus zu tauschen.
    Belesas Augen wurden weicher, als sie die leisen Schritte auf dem Sand hörte. Ein Mädchen, ein Kind noch, kam völlig nackt über den niedrigen, sandigen Kamm gerannt. Das flachsfarbige Haar klebte naß an dem schmalen Kopf. Die blauen Augen waren weit vor Aufregung.
    »Lady Belesa!« rief es und verlieh dem zingaranischen Wort einen weichen ophireanischen Akzent. »O Lady Belesa!«
    Atemlos von ihrem Lauf machte die Kleine unverständliche Gesten. Belesa legte lächelnd einen Arm um sie, ohne darauf zu achten, daß ihr feines Seidengewand dadurch feucht wurde. In ihrem einsamen Leben schenkte Belesa alle Zärtlichkeit ihres liebevollen Wesens der armen Waisen, die sie auf der langen Seereise von der südlichen Küste ihrem brutalen Herrn weggenommen hatte.
    »Was gibt es denn, Tina? Hol erst mal tief Luft, Kind!«
    »Ein Schiff!« rief das Mädchen und deutete südwärts. »Ich schwamm im Teich, den die Flut im Sand zurückgelassen hat – auf der anderen Seite des Kamms –, da habe ich es gesehen! Ein Schiff, das aus dem Süden herbeisegelt!« Am ganzen Körper vor Aufregung zitternd, zog sie an Belesas Hand. Auch das Herz der jungen Frau schlug bei dem Gedanken an einen Besucher schneller. Seit sie zu dieser öden Küste gekommen waren, hatten sie noch kein Segel gesehen.
    Tina flitzte vor ihr her über den gelben Sand und wich den tiefen Pfützen aus, die die Flut zurückgelassen hatte. Sie rannte den niedrigen gewellten Kamm hoch und blieb dort abwartend stehen – eine schmale weiße Gestalt, die sich mit flatterndem Haar und einem ausgestreckten Arm vom heller werdenden Himmel abhob.
    »Seht doch, meine Lady!«
    Belesa hatte es bereits gesehen: ein weißes, vom Wind geblähtes Segel, das sich strandaufwärts, nur wenige Meilen entfernt, der Buchtspitze näherte. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Selbst ein unbedeutendes Ereignis kann Farbe und Aufregung in ein eintöniges Leben bringen, aber Belesa hatte das ungute Gefühl, daß es nichts Gutes brachte und daß es nicht durch Zufall hierherkam. Es gab keine Häfen gegen Norden, obwohl man natürlich zu den eisigen Küsten

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