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Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Titel: Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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glänzten.
    »Mein Ring!« wisperte er in freudiger Erregung. »Ich habe meine Macht wieder!«
     
    Wie lange er mit dem todbringenden Ring in den Händen reglos wie eine Statue gestanden und dessen schreckliche Aura auf seine schändliche Seele hatte einwirken lassen, hätte nicht einmal der Stygier selbst zu sagen vermocht. Als er seine Andacht beendete und seinen Geist aus den finsteren Abgründen zurückholte, in die der Ring ihn hatte blicken lassen, stand bereits der Mond am Himmel und warf lange Schatten über die glatte Lehne der Marmorbank, vor der der dunklere Schatten lag, der einst der Herr von Attalus gewesen war.
    »Und jetzt mache ich Schluß mit Ascalante!« flüsterte der Stygier, dessen Augen in der Düsternis rot wie die eines Vampirs glühten. Er bückte sich, schöpfte eine Handvoll Blut aus der Lache, in der sein Opfer lag, und tauchte die Augen der Kupferschlange hinein, bis das glitzernde Gelb dick mit dem verkrusteten Lebenssaft überzogen war.
    »Verdunkle deine Augen, o mystische Schlange«, sang er mit wispernder Stimme, die einem Zuhörer das Blut in den Adern hätte stocken lassen. »Verschließe sie dem Mondschein und lasse sie die schwärzesten Abgründe erschauen! Was siehst du, o Schlange Sets? Wen rufst du aus den Tiefen der Finsternis? Wessen Schatten fällt auf das schwindende Licht? Bring ihn zu mir, o Schlange Sets!«
    Mit einer kreisenden Bewegung, die seine Finger immer wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückführte, strich er über die spürbaren Schuppen des Schlangenrings, dazu flüsterte er erschreckende Namen und leierte Beschwörungen, wie sie auf der Welt längst vergessen waren, außer im Hinterland des finsteren Stygiens, wo monströse Gestalten durch die dunklen Grüfte schleichen.
    Die Luft über ihm geriet in Wallung, ähnlich dem Wasser, wenn ein großer Fisch auftaucht. Ein eisiger Luftzug strich über ihn, und dann spürte Thoth etwas hinter sich, aber er drehte sich nicht um. Er richtete den Blick auf den monderhellten Marmor vor sich, auf dem sich ein kaum merklicher Schatten abzeichnete. Während er weiter seine Beschwörung leierte, wuchs dieser Schatten und wurde immer deutlicher, bis er sich ganz klar abhob. Die Umrisse ähnelten denen eines gigantischen Pavians, doch einen solchen Pavian gab es nirgendwo auf der Erde, nicht einmal in Stygien. Auch jetzt drehte Thoth sich nicht um. Aus seinem breiten Gürtel zog er eine Sandale seines Herren – die er seit langem schon immer bei sich trug, in der Hoffnung, sie vielleicht doch einmal benutzen zu können, wie ihm nun endlich vergönnt war – und warf sie hinter sich.
    »Mach dich gut mit ihr vertraut, Sklave des Ringes!« rief er. »Suche denjenigen, der sie trug, und vernichte ihn! Schau ihm in die Augen und zerspreng seine Seele, ehe du ihm die Gurgel zerreißt! Töte ihn!« Und nach kurzer Überlegung fügte er in seinem Grimm hinzu: »Und alle, die bei ihm sind!«
    Auf der Marmorwand vor sich sah Thoth, wie die Kreatur des Grauens den unförmigen Schädel senkte und wie ein Bluthund an der Sandale schnüffelte. Dann schwang der gräßliche Kopf zurück. Thoth spürte, wie die Kreatur sich umdrehte und wie der Wind durch die Bäume verschwand. In höllischem Triumph warf er die Arme in die Luft, und seine Augen und Zähne glänzten im Mondschein.
    Ein Posten außerhalb der Mauer schrie erschrocken auf, als ein schwarzer Schatten mit flammenden Augen über die Mauer brauste und mit dem Rauschen des Windes über ihn hinwegflog. Doch so schnell war er verschwunden, daß der verwirrte Posten sich bald fragte, ob es Wirklichkeit gewesen war oder er nur geträumt hatte.
     
     
    4
     
    Als die Welt noch jung und die Menschen schwach, und es herrschten die Dämonen der Nacht,
    Da zog ich mit Feuer und Stahl und dem Saft des Upasbaums gegen Set in die Schlacht.
    Und jetzt, da ich im dunklen Herzen des Berges liege in dem die Zeit mich begraben hat –
    Vergeßt ihr ihn, der mit der Schlange rang und den uralten Erzfeind der Seele zertrat?
     
    König Conan lag allein in dem großen Schlafgemach mit der hohen goldenen Kuppeldecke und träumte. Durch wallenden grauen Nebel hörte er schwach wie aus weiter Ferne einen seltsamen Ruf. Er verstand ihn nicht, aber er konnte ihn auch nicht einfach überhören. Mit dem Schwert in der Hand tastete er sich durch den Nebel wie durch eine dicke Wolke. Mit jedem Schritt wurde die Stimme deutlicher, bis er das Wort verstand, das sie rief – es war sein eigener Name, der über

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