Conan-Saga 16 - Conan der Befreier
... Unstimmigkeiten zur Sprache kamen, die den Tod Eures älteren Bruders, des ehemaligen Grafen, betreffen, der bei einem ... ah ... Jagdunfall ums Leben kam.«
Ascalantes Gesicht lief rot an, er öffnete die Lippen, doch der Zauberer winkte mit erhobener Hand und einem gleichgültigen Lächeln ab.
»Es handelt sich nur um kleinere Unstimmigkeiten, die der Siegeslorbeer gewiß recht bald schon überdeckt. Ich werde dafür sorgen, daß Ihr für Eure Verdienste um die Krone hoch belohnt werdet.« Wieder machte Thulandra Thuu eine bedeutungsvolle Pause, ehe er fortfuhr: »Doch müßt Ihr meine Anweisungen auf den Buchstaben genau befolgen, oder die Grafschaft von Thune wird nie rechtmäßig Euer sein.
Ich weiß natürlich, daß Ihr nur geringe Erfahrung in der Grenzkriegsführung und im Kommando von Männern über Regimentsstärke hinaus habt. Das tatsächliche Kommando der Grenzlegion werde ich deshalb in die erfahrenen Hände eines höheren Offiziers legen, der sich im kürzlichen Piktenkrieg bewährt hat. Er ist ein Bossonier mit Namen Gromel. Ich beobachte Gromel schon längere Zeit und beabsichtige, ihn durch eine höhere Belohnung an mich zu binden. Während er also die Soldaten einsetzen und bei Kampfhandlungen tatsächlich befehligen wird, übernehmt Ihr das nominelle Kommando. Versteht Ihr nun, wie ich es meine?«
»Ja, mein Lord«, preßte Ascalante zwischen den Zähnen hervor.
»Gut. Nun, da Conan tot ist, könnt Ihr und Gromel gemeinsam ohne Schwierigkeiten, dessen bin ich sicher, die restlichen Rebellen südlich des Alimanes kampfunfähig machen, bis diese Horde sich aus Hunger und mangels Erfolgen auflöst.«
Thulandra Thuu streckte Ascalante die Schriftrolle entgegen. »Hier sind Eure Orders. Eine Eskorte erwartet Euch am Südtor. Reitet in aller Eile zur Nogarafurt!«
»Und was ist, mein Lord, wenn Amulius Procas sich weigert, meine Vollmacht anzuerkennen?« fragte der Graf, der gern sicher gehen wollte, daß er auch alle Trümpfe in der Hand hielt.
»Es wäre leicht möglich, daß unserem tapferen General noch vor Eurer Ankunft ein tragischer Unfall widerfährt.« Thulandra Thuu lächelte. »Ein Unfall, der – wenn Ihr ihn offiziell meldet – als Freitod angesehen werden wird: Selbstmord aus Verzweiflung über seine Feigheit im Angesicht eines unterlegenen Feindes, und aus Reue, weil er Feindseligkeiten mit einem befreundeten Reich heraufbeschworen hat. Wenn es soweit ist, dann versäumt nicht, den Leichnam nach Tarantia heimzuschicken. Lebend wäre Procas hier nicht übermäßig willkommen gewesen, doch tot wird er die Hauptrolle in einer prächtigen Bestattung spielen.
So, und nun macht Euch gleich auf den Weg, mein Teurer, und versäumt nicht, die Befehle auszuführen, die Ihr von Zeit zu Zeit über eine gewisse Alcina, eine absolut verläßliche, grünäugige Agentin in meinen Diensten, übermittelt bekommen werdet.«
Ascalante umklammerte die Schriftrolle, verbeugte sich tief und verließ das Sphinxgemach.
Thulandra Thuu sah ihm nach, und ein häßliches Lächeln überflog seine Züge. Die menschlichen Instrumente, die ihm dienten, waren alle schwach und minderwertig, das war ihm klar, aber von einem minderwertigen Werkzeug trennt man sich dafür um so leichter, wenn es nicht mehr gebraucht wird.
7. Tod im Dunkeln
7
TOD IM DUNKELN
Viele Tage hielt die Anwesenheit der Grenzlegion am anderen Ufer des Alimane die Rebellen von einem Versuch ab, den Fluß zu überqueren. Obgleich Procas persönlich durch seine Verwundung nicht in der Lage war, zu reiten oder auch nur zu Fuß zu gehen, achteten doch seine erfahrenen Offiziere wachsam auf jegliche Bewegung von seiten der Rebellen. Conans Männer marschierten tagtäglich das Südufer des Flusses auf und ab und täuschten eine Überquerung an der einen oder anderen Furt vor, doch Procas' Spähern entging nichts, und es geschah auch nichts, was dem Cimmerier und seinen Leuten Anlaß zur Freude geben konnte.
»Ein Patt!« stöhnte der ungeduldige Prospero. »Ich hatte befürchtet, daß es dazu kommen würde.«
»Was wir zum Sieg brauchen«, meinte Dexitheus, »ist eine Ablenkung, aber in großem Stil – ein plötzliches Eingreifen der Götter, vielleicht.«
»In einem Leben, das der Kriegskunst gewidmet ist«, sagte der Graf von Poitain, »habe ich gelernt, mich weniger auf die Götter zu verlassen, als auf meinen eigenen Verstand. Verzeiht mir, Dexitheus, aber mir deucht, wenn irgendeine Ablenkung Amulius Procas
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