Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
Zitadelle aus grauem Stein, in der der Satrap wohnte. Mit ihren schmalen Fenstern und schweren Kupfertüren wirkte sie zweckmäßig und unscheinbar. Doch wer ihre Innenausstattung kannte, wußte, daß dieser Anschein trog. Sie wies alle nur erdenklichen Bequemlichkeiten auf, prunkte mit ihren Kunstschätzen, und ihre Vorräte an köstlichen Weinen und Delikatessen waren kaum zu übertreffen.
Der Abend brach ein. Der Himmel verdunkelte sich schnell, und da und dort leuchteten bereits Kerzen und Lampen hinter den Fenstern. Schwitzende Wirte schafften für den Abendansturm Weinfässer aus ihren Kellern. Spieler drehten ihre Würfel mit geschickten Fingern. Das farbige Nachtleben einer hyrkanischen Stadt begann.
In den Unterkünften an der Westmauer, die für durchreisende Karawanenleute bestimmt waren, kam es in Conans Gruppe zu Meinungsverschiedenheiten. So gut wie alle waren dafür, daß sie bis zur vereinbarten Zeit hierbleiben sollten, wo sie sicher waren und nicht verdächtigt wurden. Aber Conan hatte anderes vor. Da noch genügend Zeit bis Mitternacht war, wollte er soviel wie möglich über den Feind herausfinden. Er wußte bereits, daß die Unterkünfte der Mannschaft und Offiziere sich nahe dem Haupttor befanden, doch nicht, wie viele Mann die Garnison zählte.
»Der Teufel hole eure Zungen!« knurrte er. »Ich werde tun, was ich mir vorgenommen habe. Im Schenkenviertel wird es Dutzende von dienstfreien betrunkenen Soldaten geben. Von irgendeinem werde ich schon etwas erfahren, und wenn ich es aus ihm herauswinden muß!«
Die eiserne Entschlossenheit des Cimmeriers ließ keine Einsprüche gelten. Er streifte seinen Khalat wieder über, verbarg das Gesicht unter dem Kafiyeh und schritt davon. In dieser Vermummung würde ihn selbst ein Turaner mit gutem Gedächtnis nicht so leicht erkennen.
Der Geruch von saurem Wein, abgestandenem Bier und Schweiß schlug Conan entgegen, als er die erste Schenke betrat. Die Stimmung war bereits auf dem Höhepunkt. Schenkdirnen eilten mit Krügen voll schäumenden Biers und Kannen billigen Weines zu den Gästen, während leichte Mädchen sich an halbbetrunkene Soldaten schmiegten, die ihre Weinbecher leerten und sie sich neu füllen ließen. Es ging hier nicht viel anders zu als in einer Schenke im Westen, nur war die Kleidung weit farbenprächtiger.
Der riesenhafte Barbar wählte einen Tisch in einer dunklen Ecke, ließ sich auf einen knarrenden Stuhl nieder und bestellte einen Krug Bier. Nachdem er seinen ersten Durst gelöscht hatte, schaute er sich um. Zwei betrunkene Lanzer rangen auf dem Boden miteinander, und kichernde Mädchen spornten sie an. Am Nachbartisch war ein Würfelspiel im Gang. Schimmernde Münzen und blitzende Edelsteine wanderten von einer Seite zur anderen über die rauhe Tischplatte mit den unzähligen Weinflecken. Der Cimmerier entspannte sich. Selten plagte ihn Nervosität, aber irgendwie hatte sie sich beim Betreten des Forts bemerkbar gemacht.
Ein Stuhl kippte um und landete krachend auf dem Boden, als ein riesenhafter Bewaffneter sich seinen Weg durch die Stube bahnte. Heftige Verwünschungen folgten ihm. Er ließ sich auf den unbesetzten Stuhl an Conans Tisch fallen und starrte den Cimmerier mit herausfordernden, glasig wirkenden Augen an. Seine vergoldete Kettenrüstung und die Seidenschärpe waren feucht von verschüttetem Wein.
Conans Augen verengten sich. Der Bursche trug den scharlachroten Umhang und weißen Turban der königlichen Garde. Die Pfauenfeder am Turban verriet, daß er Hauptmann dieser Elitetruppe war. Zweifellos gehörte er zu der Schwadron, die den Zuagir aufgerieben und Yin Allal gefangengenommen hatte. Den Mann hatten ihm die Götter geschickt – wenn er die Chance nur nutzen konnte!
Mit plumper Vertraulichkeit beugte Conan sich über den Tisch. Sein Gesicht war immer noch im Schatten seines Kafiyehs verborgen. »Etwas Besonderes gibt es hier ja nicht gerade«, wandte er sich an den betrunkenen Offizier. »Aber ich wollte ohnehin hier nur schnell einen Schluck trinken, ehe ich zu einem Freudenhaus gehe, wo die Frauen so schön und geschickt sind, daß sie sich fast mit den Kurtisanen von Shadizar vergleichen lassen.«
Der Hauptmann rülpste, schüttelte den Kopf und bemühte sich, den verschleierten Blick auf sein Gegenüber zu richten. »Huh? Frauen? Gute Idee. Ah, aber wer bist du überhaupt?«
»Hotep von Khemi, Leibwächter des Kaufmanns Zebah. Kommt doch mit mir, wenn Ihr Lust habt. Nach dem Besuch in diesem
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