Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
Freudenhaus werdet Ihr noch einen ganzen Monat davon träumen.«
Conan war kein guter Heuchler. Ein mißtrauischer, nüchterner Mann hätte vermutlich Verdacht geschöpft. Aber das Stadium, in dem der Turaner sich befand, ließ nur Raum für die primitivsten Instinkte. Seine Phantasie war geweckt. Er atmete schwer und beugte sich rülpsend ebenfalls über den Tisch.
»Ja, nimm mich mit, Mann. Zu lange treibe ich mich schon ohne eine Frau in der Wüste herum.«
»Wart Ihr bei dem Trupp, der den Zuagir den Hinterhalt stellte?«
»Ob ich dabei war? Ich befehligte ihn!«
»Dann kann man Euch ja beglückwünschen!«
»Ja, es war ein ruhmreicher Kampf. Aber die einzige Frau in der Karawane war die Yedka Thanara – Aussatz auf ihre eingebildete Seele!«
»Sie hat sich Euch verweigert?«
»Schlimmer noch! Sie schlug mir ins Gesicht, als ich versuchte, sie in ihrem Zelt zu küssen!«
»So was geht ja wirklich zu weit!« stieß Conan ins gleiche Horn.
»Das war nicht alles! Kannst du dir vorstellen, sie drohte, mir auf dem Hauptplatz von Aghrapur die Haut bei lebendigem Leib abziehen zu lassen, wenn ich so was nochmal versuchte! So etwas mir! Mir, Ardashir von Akif! Als ob ein echter Mann sich noch beherrschen könnte, wenn er eine Frau wie sie sieht!«
»Es ist eine Schande, wie Frauen uns behandeln!«
»Genug davon! Bring mich in dein Freudenhaus, Stygier. Ich möchte dieses Frauenzimmer vergessen und brauche Trost.«
Ein wenig schwankend erhob der Turaner sich und bahnte sich wieder einen Weg durch die dichtbesetzten Tische. Conan folgte ihm. Die kalte Nachtluft auf der Straße wirkte wie ein Schlag mit einem nassen Handtuch. Der Hauptmann wurde mit jedem Schritt sichtlich nüchterner. In plötzlicher Neugier spähte er ins halbverborgene Gesicht seines Begleiters, der an seiner Seite dahineilte.
»Ho!« brummte er. »Wart einen Augenblick, flinkfüßiger Freund. Du hast mir noch nicht gesagt, wo dieses wundervolle Freudenhaus ist, von dem ich noch nie gehört habe, obwohl ich Wakla gut kenne. Laß dein Gesicht mal ein bißchen besser ansehen ...«
Ardashirs weitere Worte wurden durch eine kräftige Hand um seine Kehle abgewürgt. Strotzende Muskeln hielten sie wie in einem Schraubstock. Obwohl er normalerweise der stärkste Mann im Fort war, war er in seinem gegenwärtigen Zustand hilflos gegen den unerwarteten Angriff und die gorillagleiche Kraft des Cimmeriers.
Schnell wurde er in eine dunkle Gasse gezerrt, während er sich verzweifelt gegen die würgende Pranke wehrte. Als er fast das Bewußtsein verlor, fesselte Conan ihn mit seiner eigenen Schärpe und drehte ihn auf den Rücken. Mit funkelnden Augen blickte er ihn an und sagte in zischendem Hyrkanisch mit sehr auffälligem Akzent:
»Du wolltest meinen Namen wissen, Hund aus dem Osten! Hast du schon mal von Conan gehört, den die Zuagir Yamad-al-Aphta nennen, und der früher Hetman der Kozaki und Kapitän der Vilayetpiraten war?«
Der Turaner brachte nicht mehr als einen würgenden Laut aus seiner schmerzenden Kehle. Conan fuhr fort: »Ich bin aus dem Westen zurückgekehrt, und jetzt wirst du mir so allerlei sagen, und wenn ich dir die Augen ausbrennen muß oder Feuer an deine Sohlen legen, um zu erfahren, was ich wissen will.«
Obgleich Ardashir ansonsten ein tapferer Mann war, lähmte der Schock ihn jetzt schier. Vor gewöhnlichen Feinden, wie den Zuagirstämmen, den Kshatriyalegionen oder den Verteidigern der westlichen Länder, in die die Turaner eingefallen waren, hatte er sich nie gefürchtet und sie mit der Härte und dem Fatalismus des erfahrenen Kriegers bekämpft. Doch dieser Barbar, der sich mit dem Dolch in der Hand über ihn beugte, war für die Turaner fast so etwas wie der Schwarze Mann. Die Geschichten über seine tollkühnen Unternehmen hatten ihm magische Kräfte verliehen, gegen die niemand ankam.
Ardashir wußte, daß die Worte des Barbaren keine leeren Drohungen waren. Um sein Ziel zu erreichen, würde Conan ganz sicher zu Foltermitteln greifen. Dabei war es weniger die Angst vor Folterqualen, als die Tatsache, daß dieser Mann tatsächlich der legendäre Conan war, der Ardashirs Zunge lockerte.
Indem er immer wieder die Dolchspitze ganz leicht an die Haut seines Gefangenen drückte, erfuhr der Cimmerier, was er wissen wollte. Die eigentliche Besatzung des Forts war zwölfhundert Mann stark und in den Unterkünften am Haupttor untergebracht, während die hundert Mann der königlichen Garde in der ganzen Stadt verteilt
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