Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
kräftiger Mann mittleren Alters. Conan erkannte ihn nach Beschreibungen als Veziz Shah. Seidendiwane und Tischchen mit kleinen Kostbarkeiten standen in dem teppichbelegten Gemach. Auf einem Tisch befanden sich eine Kanne Wein und zwei gefüllte Kelche.
Auf einem Diwan ruhte eine Frau. Ihre dunklen Augen verrieten keine Angst, als sie dem Eindringling entgegenblickten. Unwillkürlich zuckte Conan leicht zusammen. Das war das Mädchen, das ihn in Khanyria fast in den Tod gelockt hatte.
Doch jetzt war keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Der Satrap hatte fluchend seinen juwelenbesetzten Krummsäbel aus der Scheide gerissen und näherte sich dem Cimmerier mit katzengleicher Geschmeidigkeit.
»Du wagst es, in meine Gemächer einzubrechen, Hund!« brüllte er. »Ich habe schon gehört, daß du wieder auf Raub aus bist, und hatte gehofft, dich von vier wilden Pferden zerreißen lassen zu können. Aber, da du jetzt hier bist ...«
In einem schnellen Schwung stieß er den Säbel vor. Die meisten wären durch seine Worte abgelenkt geworden, und die Klinge wäre durch ihre Kehle gedrungen, aber die pantherhafte Flinkheit der Barbarenmuskeln rettete Conan. Er parierte mit dem Schwertgriff und stieß mit der Klinge zum Gegenangriff zu. Im Austausch von Hieb und Stich stellte er bald fest, daß er einen der geschicktesten Fechter, die ihm je begegnet waren, vor sich hatte.
Doch kein zivilisierter Kämpfer konnte es mit der Geschicklichkeit und Flinkheit Conans aufnehmen, der seit frühester Jugend gegen Feinde aus aller Welt gekämpft hatte. Allein, schon das was er als Söldner gelernt hatte, hätte ihn einem normalen Fechter überlegen gemacht, denn seine Künste waren ihm durch keinen Fechtmeister eingehämmert worden, sondern durch endlose Kämpfe auf immer neuen Schlachtfeldern. Außerdem waren seine barbarischen Sinne und Reflexe nicht durch die Zivilisation gedämpft worden.
Als das Duell immer länger dauerte, ermüdete Veziz Shah, und Furcht machte sich in ihm breit. Plötzlich schrie er wild auf, warf Conan den Krummsäbel an den Kopf und rannte zur gegenüberliegenden Wand. Seine Finger tasteten über die Oberfläche, als suchten sie einen Knopf, der eine Geheimtür öffnen würde.
Conan war dem Geschoß durch einen Ruck des schwarzmähnigen Kopfes ausgewichen. Im nächsten Augenblick hatte er bereits die Arme um den Hals und ein Knie im Kreuz des turanischen Amirs. Seine Stimme klang erschreckend in Veziz Shahs Ohr.
»Hund, erinnerst du dich noch, als du zehn meiner Afghuli abfingst, damals, als du eine Schwadron in Secunderam befehligt hast? Und wie du mir ihre Köpfe, in Gläser eingelegt, mit den besten Wünschen für einen guten Appetit, geschickt hast? Jetzt ist deine Zeit gekommen! Verrott in der Hölle!«
Der zuhöchst ergrimmte Cimmerier zwang den Rücken seines Feindes gegen sein Knie im Kreuz zurück, bis die Wirbelsäule des Turaners wie eine trockene Gerte brach. Er zog sein Knie zurück und ließ den Leblosen auf den Boden fallen. Schwitzend und keuchend wandte Conan sich jetzt der Frau auf dem Diwan zu.
Thanara hatte sich während des Kampfes nicht gerührt. Jetzt erhob sie sich, hob die Arme und kam furchtlos auf den Cimmerier zu, ohne auf das rotbesudelte Schwert in seiner Hand zu achten. Bei ihrem Anblick floß Conan das Blut schneller durch die Adern.
»Ihr seid ein echter Mann!« wisperte sie. Sie schmiegte sich an das rauhe Kettenhemd und legte die Arme um seinen muskulösen Hals. »Kein anderer hätte Veziz Shah zu töten vermocht. Ich bin froh, daß Ihr es getan habt. Durch Drohungen zwang er mich, in sein Gemach zu kommen, damit ich schließlich tun würde, was er verlangte.«
Conan spürte das heiße Verlangen in seinem wallenden Blut. In jüngeren Jahren hätte er die Frau an sich gerissen, ohne sich um die Folgen zu scheren. Doch jetzt meldete sich die Vorsicht langer Erfahrung. Er knurrte warnend.
»In Khanyria warst du ein wenig anders gewandet!« Er nahm ihre beiden Handgelenke in eine Pranke und zog die Frau auf den Diwan neben sich. »Und jetzt erzählst du die ganze Geschichte über jenen Hinterhalt und deine Rolle darin. Und keine Lügen, wenn du weißt, was für dich gut ist!«
Die dunklen Augen unter den langen Wimpern beobachteten ihn ohne Furcht. Eine schlanke Hand löste sich sanft aus seinem Griff und holte sich einen Weinkelch vom Tisch. Sie drückte ihn ihm in die Hand und langte nach dem zweiten, den sie an die Lippen setzte. Sie nippte davon. Die
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