Conan-Saga 21 - Conan der Barbar
uns das Schlangenauge einbringen wird, genügt, uns unendlich reich zu machen, daß wir wie Fürsten leben können.«
Conan saß gedankenversunken, mit dem Rücken zu Valeria auf dem Bettrand. Das Mädchen rutschte zu ihm hinüber und ließ die Juwelen auf die Bettdecke fallen. Sie strich zärtlich über seine breiten Schultern, küßte ihn auf den Nacken, legte die Arme um seine Brust und schmiegte den Kopf an seinen Rücken.
Doch der Cimmerier achtete nicht auf sie. Er saß reglos und starrte auf seine geballte Hand.
»Nie hatte ich soviel wie jetzt«, murmelte Valeria verträumt. »Mein ganzes Leben war ich allein. Und wie oft blickte ich in den gähnenden Rachen des Todes – und niemand scherte sich darum, ob ich am Leben blieb oder starb. Neiderfüllt starrte ich in die Hütten und Zelte anderer, sah das warme Glühen des Feuers, und Mann und Frau beisammensitzen, während ihre Kinder zu ihren Füßen spielten. Mir blieb nur der einsame Weg.«
Sie blickte zu Conans Gesicht auf. Es war ernst, ja finster.
»Jetzt habe ich dich, und wir schenken uns gegenseitig Wärme, Liebe und Leidenschaft. Und wir sind reich. Nie mehr brauchen wir uns des Goldes wegen in Gefahr bringen. Laß uns gemeinsam an einer hellen Lampe sitzen und die Dunkelheit fernhalten. Soll ein anderer Einsamer uns aus der Kälte beobachten und beneiden ...«
Valeria griff nach den Juwelen und rollte sie verspielt über des Cimmeriers nackte Brust. »Komm, wir wollen leben!«
Stumm schüttelte er den Kopf. Dann öffnete er langsam die Faust. Auf der Handfläche lag das Bronzemedaillon vom Altar des Schlangengotts, das mit dem Feldzeichen Dooms: die beiden Schlangen, die eine schwarze Sonne hielten.
Der Morgen zog in Shadizar ein und hüllte die Spitzen der Palasttürme in sein rosiges und goldenes Licht. Sein weicher Schein weckte Valeria aus ihren Träumen. Verschlafen streifte sie die Seidendecken zurück und räkelte sich zufrieden unter den Küssen der ersten Sonnenstrahlen. Eine Hand streckte sie aus, um den nackten Körper ihres Liebsten zu streicheln – aber er lag nicht mehr neben ihr.
Sofort war sie hellwach und blinzelte ungläubig auf das leere Kissen. Statt der prächtig gebauten muskelstrotzenden Gestalt des jungen Barbaren lag nur eine Handvoll Edelsteine auf seiner Seite des Bettes, sein Anteil an der Anzahlung des Königs. Unwillkürlich griff ihre Hand nach dem Lederband um ihren Hals. Das Auge der Schlange hing noch zwischen ihren Brüsten. Sie schaute sich im Schlafgemach um. Conans Kleidung und Ausrüstung waren verschwunden. Eine Träne rollte über ihre Wange. Sie wischte sie schnell fort. Grubenkämpferinnen weinen nicht, rügte sie sich streng.
Weit im Osten von Shadizar trottete ein einsamer Reiter durch einen Paß im Kezankiangebirge, wo es hinab zu den steinübersäten Steppen Nordturans führt. Der Reiter war Conan, nun kein mittelloser geflüchteter Sklave mehr, wie damals, als er dieses trostlose Land zum erstenmal durchquerte. Jetzt trug der riesenhafte Barbar ein wohlgeschmiedetes Kettenhemd über feiner Kleidung und einen stählernen Helm auf dem Kopf. Von seinem Gürtel hing das alte Schwert aus der Höhle des Skeletts. Seine Klinge war nun rasiermesserscharf geschliffen und steckte in einer herrlichen Scheide aus Reptilhaut. Um sich gegen den kalten Wind des noch jungen Frühjahrs zu schützen, hatte er sich einen Umhang aus weichgegerbtem Wolfspelz um die Schultern geworfen.
Er erinnerte sich seiner Zeit als Grubenkämpfer und schabte sich die kratzigen schwarzen Stoppeln, die sein narbiges Gesicht verfinsterten. Der Kampfmeister Toghrul hatte seine Leute immer dazu angehalten, das Gesicht glatt zu halten, damit sie ihren Gegnern keinen unnötigen Vorteil boten. Conan hatte diese Angewohnheit beibehalten.
Aber er erinnerte sich auch an die bezaubernde Frau, deren liebevolle Umarmung er verlassen hatte. Viele Jahre später erzählte er seinem Hofschreiber:
Ich wußte, daß Valeria mich nicht verstehen würde. Ihre Götter waren nicht die meiner nördlichen Heimat. Ich hatte mich zwar ostwärts gewandt, doch Walhall nicht vergessen. Crom erwartete mit ruhigem Gleichmut, daß ich mich an meinen Feinden rächte. Natürlich war mir klar, daß mein Leben nur an einen dünnen Faden hing, doch ich hatte keine andere Wahl.
Endlose Tage folgte er einem schmalen Pfad, der von duftenden Wildblumen gesäumt war. Sie blühten in Rot, Blau, Lila und Gelb. Manchmal duckte er sich tief über den Sattel,
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