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Conan-Saga 21 - Conan der Barbar

Conan-Saga 21 - Conan der Barbar

Titel: Conan-Saga 21 - Conan der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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du mein Geschenk – diese Stärke, diesen Mut, diese Willenskraft, die du durch Schmerz und Leid erlangtest und nur mir verdankst – an kleinliche Rache vergeuden. Welch eine Verschwendung! Wie bedauerlich!«
    Scheinbar betrübt über diese Undankbarkeit kaute Doom an seiner Unterlippe, ehe er fortfuhr:
    »Ich verspreche dir eine letzte Chance für dein Leben und deine Freiheit: Woher hast du das Schlangenmedaillon? Und wo ist das Auge der Schlange? Sprich!«
    Conan schüttelte stumm den Kopf.
    »Nun gut«, sagte Doom schließlich. »Du sollst Gelegenheit bekommen, deine Unverschämtheit und deine störrische Widerspenstigkeit am Baum der Pein zu bereuen.«
    Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt, um den Garten zu verlassen. Rexor griff nach den Ketten des Gefangenen. Am Tor blickte Thulsa Doom über die Schulter und rief seinem Unterführer mit sanfter melodischer Stimme einen Befehl zu:
    »Kreuzige ihn!«
     

Der Baum
    Der Baum

D ER B AUM
     
     
    Die Sonne brannte auf eine trostlose Szene nieder. Eine Ebene aus Kalkstein, weiß wie Neuschnee, erstreckte sich in alle Richtungen. Hitzewellen wiegten sich Gespenstern in Leichentüchern gleich im Totentanz und flimmerten in der unbewegten Luft. Einem Reisenden wäre – hätte sich einer durch diese weglose Öde gewagt – der ekelerregende Geruch unbekannter metallischer Verbindungen in die Nase gestiegen.
    Aus diesem bedrückenden Ödland ragte der Baum der Pein: eine verkrüppelte krumme Monstrosität, deren kahle Äste sich wie flehentlich erhobene Hände dem Himmel entgegenstreckten. Früher einmal war er vielleicht ein stattlicher schattenspendender Baum gewesen, der Mensch und Tier angenehme Kühlung schenkte, doch nun war von ihm nichts als ein kahles, häßliches Skelett geblieben, das verbittert Rache für seine Schändung schwor.
    Hoch oben auf dem schwarzen Stamm hing Conan, der Barbar. Pulvriger Kalk und verkrustetes Blut bedeckten seinen nackten Körper, die selbst der strömende Schweiß nicht abzuwaschen vermochte. Das verklebte schwarze Haar hing in filzigen Strähnen in sein zerschundenes Gesicht: eine unbewegte Maske, in der nur die Augen lebten – die wuterfüllten brennenden Augen eines gefangenen Tieres, das am Verenden war.
    Grausam festgezogene Stricke banden seine Arme an zwei weit auseinanderstehende Äste, und seine Beine und Hüften an die rauhe Rinde des Stammes. Doch schlimmer noch als diese straffen Bande waren die zwei Nägel, die durch die Handflächen in die Äste getrieben waren, an denen die Stricke die Arme festhielten. Die breiten eckigen Köpfe sorgten dafür, daß die Hände nicht losgerissen werden konnten.
    Conan wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, seit Dooms Henkersknechte ihn an den Baum genagelt und gebunden hatten. Der Schmerz lähmte seine Kraft zu denken, und immer wieder verlor er für kürzere oder längere Zeit das Bewußtsein. Schier unerträglicher Durst quälte ihn, und die erbarmungslosen Strahlen der Sonne stachen tief in sein brennendes Fleisch. Nichts brach die Eintönigkeit seiner Schmerzen, nur die Schatten der Geier, die lange schon geduldig über ihm kreisten und darauf warteten, daß er endlich starb, damit sie zu ihrem Festmahl kamen. Diese Aasfresser schienen, von dem jungen Barbaren abgesehen, die einzigen lebenden Wesen in dieser Kalkwüste zu sein.
    Ein Geier flatterte langsam herab und ließ sich auf einem Ast über des Cimmeriers Kopf nieder. Er streckte den nackten Hals weit vor, um den Gekreuzigten zu beäugen, dessen Kopf auf die breite Brust hing. Der Vogel war ziemlich sicher, daß kein Leben mehr in diesem zerschundenen Körper war. Er drehte den Kopf von Seite zu Seite, um zuerst mit dem einen, dann dem anderen Auge seine Beute zu betrachten.
    Conan verhielt sich völlig reglos. In einem klaren Moment hatte er erkannt, daß er ohne einen Schluck Flüssigkeit den Sonnenuntergang nicht mehr erleben würde. Und es gab auf dieser ganzen brennenden Ebene nur eines zu trinken.
    Der Geier verließ den Ast. Er flog hoch, um für seinen Sturzangriff Geschwindigkeit zu gewinnen. Als er herabsauste, hatte er die Krallen ausgestreckt, bereit, sie in die Augen des Menschen zu schlagen. Sein Schatten fiel über das Gesicht des Cimmeriers. Der nahm all seine schwindende Kraft zusammen und riß den Kopf nach hinten. Er rührte sich auch nicht, als der Vogel sich flatternd in seine Brust krallte und mit dem Schnabel nach ihm hacken wollte.
    Jetzt schoß Conans Kopf vor. Seine Kiefer schnappten zu,

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