Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
hatte ... Aber das tut nichts zur Sache. Jedenfalls hörte Hassan – ein Bursche, der in Koth für die Verbindung arbeitet –, wie ich ein paar Fragen stellte. Er kannte die Rote Falkin aus Erzählungen und bewunderte sie über alle Maßen. Als er erfuhr, daß ich mit ihr geritten war, bot er mir Arbeit hier in Belverus an. Ich war zu dieser Zeit schon so weit, daß ich mir Suppe aus meinem Gürtel gekocht hätte, also nahm ich an. Wenn Hassan hier wäre, könnte ich dich mit einem Fingerschnippen unterbringen, aber, wie gesagt, er ist in Koth.«
»Komisch«, murmelte Conan, »daß er dich nicht auch dort behalten hat, wenn er die Rote Falkin so bewundert. Aber es spielt ja keine Rolle. Tu, was du kannst. Ich komme schon durch.«
»Ich versuche es«, versprach Hordo. Er kniff die Augen zusammen und blickte zur Sonne hoch, die längst nicht mehr im Mittag stand, und scharrte verlegen mit den Füßen. »Hör zu, ich muß was tun. Die Verbindung, du verstehst schon. Ich würde dich ja bitten, mich zu begleiten, damit wir uns unterwegs noch ein bißchen unterhalten könnten, aber die Burschen sind Fremden gegenüber mißtrauisch.«
»Wir haben noch viel Zeit.«
»Sicher. Paß auf. Treffen wir uns doch im ›Ochsen am Spieß‹ in der Trauerstraße, direkt außerhalb vom Höllentor, etwa ein halbes Glas nach Sonnenuntergang.« Er lachte und schlug Conan auf die Schulter. »Dann trinken wir unseren Weg von einem Ende dieser Stadt zum anderen.«
»Von Nord nach Süd und Ost nach West.« Conan nickte.
Als der Einäugige gegangen war, drehte Conan sich mit dem umwickelten Schwert unter dem Arm um – und blieb stehen. Eine prunkvolle Sänfte mit scharlachroten Vorhängen, sonst ganz aus Schwarz und Gold, stand ein Stück weiter unten auf der Straße. Die Menge, ja selbst die Schläger, hielten einen respektvollen Abstand von ihr. Doch es war nicht die Sänfte als solche, die einen solchen Eindruck auf Conan machte – er hatte schon viele andere, kaum weniger prächtige gesehen, in denen feiste Kaufleute und hochnäsige Edle getragen wurden. Während er sich umgedreht hatte, war gerade der Vorhang geschlossen worden, aber er hatte noch eine Frau in graue Schleier gehüllt gesehen, die nur die Augen freigelassen hatten. Trotz des flüchtigen Blickes, der ihm vergönnt gewesen war, hätte er schwören mögen, daß diese Augen ihn angesehen hatten. Nein, nicht angesehen, sondern angefunkelt.
Plötzlich bewegte sich der vordere Sänftenvorhang, und offenbar wurde ein Befehl erteilt, denn die Träger machten sich eilig weiter auf den Weg, fort von dem riesenhaften Cimmerier.
Conan schüttelte den Kopf, während er der Sänfte nachblickte, die schnell in der Menge verschwand. Sich Dinge einzubilden, wäre kein guter Anfang in Belverus. Außer Hordo kannte er hier niemanden. Er klemmte sich das Schwertbündel fester unter den Arm und machte sich daran, sich die Zeit zu vertreiben, bis er Hordo wiedertreffen würde. Er würde sich inzwischen in dieser Stadt umsehen, in der er hoffte, eine Zeitlang zu bleiben.
Kapitel 2
2.
Die Trauerstraße war die letzte Straße außerhalb des Höllentors, des Diebesviertels der Stadt. An dieser Straße klammerten ihre Bewohner sich, um nur ja nicht in die Teufelsküche dieses Elendsviertels zu schlittern. Und doch wußten sie, voll Verzweiflung, daß selbst, wenn es ihnen gelang, sich auf dieser einen Straße außerhalb zu halten, ihre Kinder im Morast versinken würden. Ein paar waren aus dem Höllentor gekrochen und hatten angehalten, nachdem sie sicher oberhalb der Schlitzohrgasse angelangt waren. Sie fürchteten sich davor, weiter in die Stadt vorzustoßen, die sie nicht verstanden. Lieber mißachteten sie den Gestank, den der Südwind mit sich brachte und der verriet, wie wenig weit sie gekommen waren. Jene, die dem Höllentor wahrhaftig entkamen, hielten nicht in der Trauerstraße an, nicht einmal für einen Tag oder auch nur eine Stunde. Doch von ihnen gab es nur wenige.
In einer Straße wie dieser wünschten alle sich nur zu vergessen, was hinter der nächsten Ecke liegt, hinter dem nächsten Morgengrauen, und was viele Nächte zurückliegt. Die Straße der Trauer war ein einziges verzweifeltes Volksfest. Straßenmusikanten mit Lauten, Zithern und Flöten versuchten mit krampfhaft fröhlichen Weisen, das Gelächter zu übertönen, das die Luft erfüllte. Es war ein erzwungenes Lachen, ein hysterisches Lachen, und das grölende der Betrunkenen. Jongleure zeigten mit
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