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Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger

Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger

Titel: Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erraten. Komm, suchen wir uns einen Tisch und bestellen eine Kanne Wein.«
    Conan schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht einmal den Mund geöffnet, trotzdem wußte er es. Sag mir, Alter, was liegt Wochen vor mir, nicht Jahre?«
    Der Blinde hatte angestrengt zugehört und den Kopf schiefgelegt, um besser zu verstehen. Jetzt kehrte sein zahnloses Grinsen zurück. »Was das betrifft ...« Er hob die Hand und rieb mit dem Daumen die Fingerspitzen, ehe er die Handfläche hob. »Ich bin ein armer Mann, wie du siehst.«
    Der Cimmerier steckte zwei Finger in den Beutel an seinem Gürtel. Er war viel zu leicht, und mehr Kupfer als Silber klingelte darin, und von beidem zu wenig. Trotzdem holte er eine silberne Königinmünze hervor und legte sie in die ledrige Hand des Alten.
    Hordo seufzte mißbilligend. »Ich kenne einen Weissager und drei Sterndeuter, die miteinander nur halb soviel verlangen würden und dir besser dienen könnten als jemand hier.«
    Die Fingerspitzen des Blinden strichen leicht über die Münze. »Ein großzügiger Mann«, murmelte er. Das Silberstück verschwand unter seinen Lumpen. »Gib mir deine Hand, die rechte.«
    »Ein Handleser ohne Augen.« Hordo lachte spöttisch, aber Conan streckte die Hand aus.
    So schnell, wie die Fingerspitzen über die Münze gewandert waren, fuhren sie nun die Linien in des Cimmeriers Handfläche nach und berührten flüchtig ihre Schwielen und alten Narben. Als er zu reden begann, war seine Stimme zwar noch dünn, aber sie raspelte nicht mehr, und erstaunliche Kraft, ja Macht sprach aus ihr.
    »Hüte dich vor der Frau mit Saphiren und Gold. Mit ihrer Gier nach Macht würde sie deinen Untergang besiegeln. Hüte dich vor der Frau mit Smaragden und Rubinen. Aus ihrer Liebe zu dir würde sie Zeuge deines Todes sein. Hüte dich vor dem Mann, der nach dem Thron greift. Hüte dich vor dem Mann, dessen Seele Ton ist. Hüte dich vor der Dankbarkeit von Königen.« Conan schien, als würde seine Stimme immer lauter, doch niemand blickte von seinem Wein auf, als der Alte im Singsang fortfuhr: »Rette einen Thron, rette einen König, töte einen König, daß der Tod nicht dich erwischt. Was immer auch kommt, was immer auch ist, vergiß nicht, daß die Zeit fliegt.«
    »Das ist so düster, daß es den Wein noch saurer macht«, brummte Hordo.
    »Und ergibt außerdem wenig Sinn«, fügte Conan hinzu. »Kannst du es denn nicht ein bißchen verständlicher ausdrücken?«
    Der Blinde ließ Conans Hand los und zuckte mit den Schultern. »Wären meine Weissagungen verständlicher«, entgegnete er trocken, »lebte ich in einem Palast und nicht in einem finsteren Loch im Höllentor.«
    Er stützte sich auf seinen Stock und humpelte zum Ausgang, geschickt wich er dabei Tischen und Gästen aus.
    »Aber laß dir gesagt sein, Conan von Cimmerien«, rief er über die Schulter, als er die Tür erreicht hatte. »Meine Prophezeiungen stimmen immer.« Er verschwand in der lärmenden Menge.
    »Der alte Narr«, sagte Hordo abfällig. »Wenn du wirklich einen Rat brauchst und einen zuverlässigen bekommen willst, dann geh zu einem zugelassenen Sterndeuter, nicht zu einem dieser Straßenscharlatane.«
    »Ich habe meinen Namen nicht einmal erwähnt«, sagte Conan ruhig.
    Hordo blinzelte und fuhr sich mit der schwieligen Hand über die Lippen. »Ich brauche was zu trinken, Cimmerier.«
    Die rothaarige Dirne stand von einem Tisch auf und führte einen stämmigen, ophireanischen Dieb zur Treppe nach oben, wo Kammern für ein oder zwei Glasen zu haben waren. Conan ließ sich auf einen freien Hocker fallen und bedeutete Hordo, sich ebenfalls zu setzen. Während er das Schwertbündel auf den Tisch legte, packte der Einäugige den Arm einer rehäugigen Schankmaid, deren bleiche Brüste und Hinterbacken von zwei Streifen grünen Musselins kaum bedeckt waren.
    »Wein«, bestellte Hordo. »In der größten Kanne, die ihr hier habt. Und zwei Becher.« Geschickt befreite sie sich aus seinem Griff und eilte davon.
    »Hast du schon meinetwegen mit deinen Freunden gesprochen?« fragte Conan.
    Hordo seufzte tief und schüttelte den Kopf. »Gesprochen, ja, aber die Antwort war nein. Die Arbeit hier ist leicht, Conan, und das Gold fließt üppig, aber ich bin hier ein Nichts. Ich muß Befehle von einem Mann namens Eranius entgegennehmen, einem fetten Hundesohn, der schielt und wie eine Kloake stinkt. Dieser dreckige Fettsack erteilte mir eine Lektion – kannst du dir mich vorstellen, wie ich dabei stillstehe und es mir

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