Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer
Wänden wider: »Aller Ruhm ihr, die dem Schlafenden Gott dient!«
Die zehn schwarzgerüsteten Wächter mit ihren Lanzen in exaktem Winkel, die weit genug entfernt standen, um nicht im Weg zu sein, verlagerten unruhig ihr Gewicht. Aus dem Wandelgang kam das Trillern von Flöten. Sie kündeten die Opferung und Salbung an. Am samtschwarzen Firmament glitzerten die Sterne in einer Stellung, die sie so wie heute erst in tausend Jahren wieder einnehmen würden. Der große Augenblick war gekommen.
Macht, dachte Taramis, während die Luft noch unter den Echos erzitterte. Macht und Unsterblichkeiten gehörten ihr.
Conan machte rutschend plötzlich Halt, als ein Mann auf den Korridor trat. Ein Mann in schwarzer Rüstung war es, und noch kräftiger als er selbst war dieser Krieger, der einen blanken Krummsäbel in der Hand hielt.
»Ich wußte, daß du diesen Weg nehmen würdest, Dieb«, sagte Bombatta leise. Sein Narbengesicht unter dem schwarzen Helm mit Nasenschutz war grimmiger denn je. »Als ich die beiden Leichen fand, war mir klar, daß du noch lebst – und daß du zum großen Hof laufen würdest, um sie zu retten. Doch wenn ich Jehnna nicht haben kann, soll kein Sterblicher sie bekommen.« Er hob den Säbel, und die Klinge schimmerte im Lampenschein. »Sie wird dem Gott gehören, Dieb!«
Conan winkte den anderen zu zurückzubleiben und ging auf den Riesen zu. In der Enge des Korridors würden sie ihm nur im Weg sein, statt ihm helfen zu können. Er packte sein Schwert mit beiden Händen und hielt es aufrecht vor sich.
»Hast du die Zunge verloren?« höhnte Bombatta. »In wenigen Augenblicken wird das Mädchen in der Mitte dieses Palasts sterben! Wüte über ihren Verlust, Dieb! Zeig mir deine Verzweiflung und laß mich meine durch deinen Tod verlieren.«
»Keine Zeit für Worte, nur zum Sterben!« brummte Conan.
Die gerade und die krumme Klinge schlugen gleichzeitig zu. Das Klirren von Stahl hallte im Gang, als sie ihr tödliches Netz woben. Angriff und Gegenangriff, Stoß und Gegenstoß folgten einander so schnell, daß die anderen glaubten, Blitze zucken zu sehen.
Plötzlich wurde Conans Breitschwert seinem Griff entrissen. Schadenfreude leuchtete in Bombattas Augen, doch schon schnellte des Cimmeriers Fuß vor, und auch der Schwarzgerüstete hatte keine Klinge mehr. Die beiden Riesen prallten gegeneinander und rangen. Einen Moment versuchten beide, ihren Dolch zu ziehen, und als das nicht möglich war, legten Bombattas Pranken sich um Conans Kopf und drehten ihn, und der Cimmerier faßte den schwarzen Helm mit einer Hand um den unteren Rand und der anderen über dem Nasenschutz. Füße scharrten, um das Gleichgewicht zu bewahren, und nun war das einzige Kampfgeräusch der schwere Atem der beiden. Gewaltige Muskeln quollen, Gelenke knarrten unter der Anstrengung.
Ein mahlendes Knacken erklang, nicht laut, und doch schien es die Stille zu zerreißen, und Conan spürte keinen Widerstand mehr. Einen Herzschlag lang starrte er in die schwarzen Augen, denen der Tod den Glanz raubte, dann ließ er Bombatta fallen.
»Wir haben keine Zeit mehr und wissen immer noch nicht, wo wir Jehnna finden können«, rief Zula.
Conan knetete kurz sein Genick, dann bückte er sich nach seinem Schwert. »Er hat es uns gesagt«, erinnerte er. »Im großen Hof, in der Mitte des Palasts.«
»Er hat auch gesagt, daß sie gleich sterben würde«, warf Malak ein.
»Wir dürfen also nicht noch mehr Zeit mit Reden verschwenden und hier herumstehen. Kommt!« drängte Conan.
»O großer Dagoth«, rief Taramis, »in der Nacht des Erwachens kommen wir, deine Diener, zu dir.«
Die Flöten schrillten ohrenzerreißend, als sie Jehnna am Arm faßte. Xanteres nahm den anderen, und zwischen sich führten sie das Mädchen zu der gewaltigen liegenden Gestalt des Gottes, dessen edle Stirn von einer dunklen, kreisrunden Einbuchtung verunstaltet war. Mit dem goldenen Horn in den Händen ging Jehnna ohne Zögern darauf zu.
»O großer Dagoth«, betete die Prinzessin, »in der Nacht des Erwachens rufen deine Diener dich.« Flüsternd wandte sie sich an das Mädchen. »Das Horn, Kind. Tue, was getan werden muß!«
Jehnna blinzelte, zögerte. Die Furcht, daß die Wirkung des Trunkes nachgelassen hatte, ließ Taramis' Atem stocken. Doch da setzte das schlanke Mädchen das goldene Horn in die Einbuchtung auf Dagoths Stirn.
Ein Zittern durchzog die mächtige Alabastergestalt. Sie verlor die Härte des Steines und nahm den sanften Ton warmer
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