Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
offenbar Schwierigkeiten mit dem Ahnen hatte.
»Sagt dem Statthalter, wenn er sich mir widersetzt, werde ich ihm das Fleisch
an den Knochen schrumpfen und ihn als zungenlosen Bettler auf die Straße
treiben lassen, damit er zusehen kann, wie seine Frauen und Töchter in die
Freudenhäuser gezerrt werden. Sagt es ihm!« Und der Wazam von Vendhya floh wie
ein Diener vor dem Zorn seines Herrn. Naipal zwang seinen Blick zurück zu den
Spiegelscherben, die alle das gleiche Bild zeigten.
»Du
wirst mich nicht besiegen, Pan-kur «, wisperte er. »Ich werde über dich
triumphieren!«
21.
Hordo
hat mit seiner Meinung über die Straße der Träume recht, dachte Conan, als er
sie im Morgengrauen zum erstenmal sah. Der Hengst trottete auf der Lehmstraße
zwischen schmutzigen Lachen, Unrathaufen und unkrautüberwucherten Trümmern
dahin. Die Häuser erinnerten an Totenschädel mit leeren Fenstern als
Augenhöhlen. Wo die Dächer nicht ganz eingefallen waren, hingen sie in der
Mitte durch. Die Wände waren windschief und einige eingestürzt, ihre Lehmziegel
lagen im Schmutz der Straße verstreut, und im leeren Hausinnern hausten Ratten.
Hin und wieder zeigten sich flüchtig zerlumpte Gestalten an einer Tür oder
huschten hinter ihm über die Straße. Die Bewohner der Straße der Träume waren
wie die Ratten, sie fürchteten sich, sich im Licht zu zeigen. Moder- und
Verwesungsgestank hing in der Luft. Straße der Alpträume, dachte Conan.
Der
aufgegebene Tempel war nicht schwer zu finden. Er war ein Kuppelbau, aus dessen
gähnenden Löchern im Dach Tauben flatterten. Einst hatten acht kannelierte
Marmorsäulen am Eingang gestanden, doch nun waren drei davon eingestürzt. Die
Trümmer von zweien lagen auf der Straße, die Ränder bereits von Unkraut
bedeckt. Von der dritten war lediglich ein Stumpf geblieben. Auch ein Teil der
Vorderwand war eingestürzt, dadurch war zu erkennen, daß alles, was einst wie
Marmorblöcke ausgesehen haben mußte, in Wirklichkeit nur eine Steinvertäfelung
über Lehmziegeln war. Durch diesen eingefallenen Teil war der Eingang nun hoch
und breit genug, daß selbst ein Berittener mühelos ins Innere gelangen konnte.
Von den Schmugglern war nichts zu sehen, doch war es so düster im Tempel, daß
sich alle leicht hätten verbergen können, ja selbst zehnmal soviel wie die Zahl
der Bewohner dieser Gegend. Conan zog sein Schwert. Er mußte den Kopf ein wenig
einziehen, als er durch den erhöhten Eingang ritt.
Der
staubige Fliesenboden im Innern wies zahlreiche Sprünge auf, und Lehmziegel der
eingestürzten Wand lagen um den Eingang herum. Die dicken Säulen hier waren aus
Holz und alle weitgehend verrottet. Am hinteren Ende des Raums stand ein
Marmoraltar, mit zahlreichen Sprüngen und abgeschlagenen Ecken, doch aus ihm
ging nicht hervor, welcher Gott hier verehrt worden war.
Ehe
der Hengst drei Schritte im Innern getan hatte, kam Hordo hinter einer Säule
hervor. »Wird auch allmählich Zeit, daß du auftauchst, Cimmerier. Ich war schon
nahe daran, dich diesmal als tot aufzugeben.«
Auch
Enam und Shamil eilten herbei, die gespannten Bogen in den Händen. Bei beiden
verrieten Verbände, daß sie verwundet worden waren. »Wir wußten nicht, daß du
es bist«, sagte der Turaner und senkte den Bogen. »Falls du Hunger hast, wir
braten ganz hinten Tauben auf dem Spieß.«
»Wir
versuchen den Bratenduft zu vertuschen«, erklärte Enam und spuckte aus. »Die
Leute hier sind schlimmer als die Ratten. Jedenfalls sehen sie aus, als würden
sie über jeden herfallen, der nur ein bißchen was zu essen hat.«
Conan
nickte und saß ab. Als er neben dem Rapphengst stand, mußte er sich flüchtig am
Steigbügel festhalten, um nicht zu fallen. Zwar plagten ihn momentan weder
Schmerzen noch Schwindelgefühl, aber er war entsetzlich schwach. »Leute wie sie
habe ich noch nirgendwo sonst gesehen«, sagte er. »In Turan oder Zamora ist
zwischen Edlen und Bettlern zwar ein haushoher Unterschied, aber hier ist, als
lebten beide in völlig anderen Welten.«
»Ja,
Vendhya ist ein Land krassester Gegensätze«, erklärte Kang Hou, der aus dem
hinteren Teil der Tempelruine herbeikam.
»Wie
eine Melone, die von innen her verfault«, brummte Conan. »Wie eine überreife
Frucht.« Die Schwäche legte sich allmählich, offenbar kam sie abwechselnd mit
den Schmerzen. »Eines Tages werde ich mit einer Armee zurückkehren und sie
pflücken.«
»Das
wollten schon viele«, entgegnete der Khitaner. »Doch immer noch
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