Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
entgehen, der
ihn geköpft hätte.
Die
Nackenhaare sträubten sich ihm. Sein letzter Schlag hatte den Gegner innehalten
lassen – was zu erwarten gewesen war, denn immerhin lag der Krummsäbel mitsamt
der Hand um ihn auf dem Teppich –, aber offenbar nur flüchtig. Das
ausdruckslose Gesicht hatte keine Miene verzogen, und die dunklen stumpfen
Augen warfen nicht einmal einen Blick auf den Armstumpf, aus dem nicht ein
Blutstropfen sickerte. Zauberei, dachte der Cimmerier. Plötzlich empfand er die
Stille, mit der der andere kämpfte, als gespenstisch. Und dann begann der
mörderische Angriff aufs neue.
Auch
wenn der verhexte Krieger es gewöhnt war, mit zwei Klingen zu kämpfen, war er
nun mit nur einer kaum weniger geschickt. Conan parierte jeden blitzschnellen
Hieb, aber auch seine Schläge wurden alle abgewehrt. Der andere war ihm nun
nicht mehr überlegen, das wußte er, aber konnte ein normaler Sterblicher die
Ausdauer eines Verhexten haben?
Der
Armstumpf traf Conans Kopf mit einer Kraft, wie er sie für unmöglich gehalten
hätte, und warf ihn durch die Luft, als wäre er ein Kind. Diesmal landete er
auf dem Rücken, inmitten der Tischtrümmer. Doch ehe er aufstehen konnte, war
sein Gegner bei ihm. Verzweifelt blockierte Conan einen herabsausenden Hieb,
der ihm den Schädel gespalten hätte. Da berührte seine Hand unter den
Tischtrümmern einen Klingengriff. Seine Hand schloß sich um ihn, und ehe der
andere ein zweitesmal zuschlagen konnte, stach er zu. Der Verhexte wand sich
wie eine Schlange, als die fremde Klinge die Lederrüstung durchdrang und in die
Rippen glitt. Als würden seine Knochen zerschmelzen, sackte der dunkle Krieger
auf Conan.
Schnell
stieß der Cimmerier den anderen von sich und sprang hoch, die Waffe stoßbereit
in der Hand. Doch sein Gegner rührte sich nicht. Die stumpfen schwarzen Augen
wirkten leblos.
Staunend
blickte Conan auf die Waffe in seiner Hand. Er fluchte und hätte sie fast
fallenlassen. Sie sah aus wie ein Kurzschwert, doch der Griff war lang genug,
zwei Hände darum zu legen, und sowohl der Griff als auch die spitze Klinge
waren aus einem eigenartigen silbrigen Metall geschmiedet, das in einem
unirdischen Licht glänzte.
Ein
Gestank stieg ihm in die Nase, und wieder fluchte er. Es war Verwesungsgestank.
Die Leiche seines Gegners war in der Lederrüstung bereits halb zerfallen:
weißes Gebein schimmerte durch sich zersetzendes Fleisch. Ein verzauberter
Krieger durch eine offenbar ebenfalls verzauberte Klinge getötet! Am liebsten
hätte Conan den Silberdolch von sich geworfen, aber etwas sagte ihm, daß er
eine nützliche Waffe gegen einen Zauberer wie Naipal sein mochte. Hexer ließen
sich gewöhnlich nicht so leicht töten wie normale Sterbliche.
Er
steckte das Breitschwert in die Scheide, riß einen Streifen Seide von der Decke
auf dem Bett, wickelte ihn um die Silberwaffe und schob sie unter den
Schwertgürtel. Im gleichen Moment hörte er Schritte, das schwere Gestampfe
vieler Männer. Der zerschmetterte Tisch, die herumliegenden zerbrochenen
Kästchen und Splitter von Kristallkaraffen und Spiegeln bewiesen, daß der Kampf
doch nicht so lautlos vor sich gegangen sein konnte. Verwünschungen brummelnd,
rannte er zum nächsten Fenster und schwang sich hinaus, gerade als ein ganzer
Trupp vendhyanischer Soldaten ins Gemach stürmte.
Wieder
half das reichliche Zierwerk ihm, die Palastwand zu erklimmen, doch hinter sich
hörte er, wie Alarm geschlagen wurde. Schnell kletterte er höher und griff nach
einer Balustrade, um sich auf einen Balkon zu ziehen – und hielt mit einem Bein
in der Luft an, als sein Blick auf weitere Soldaten fiel. Ein Wurfspeer zischte
dicht an seinem Kopf vorbei. Hastig warf er sich zurück, da weitere Waffen
gezückt wurden.
Obwohl
er die Knie anzog, erschütterte der Aufprall ihn bis in die Knochen. Weitere
Stimmen schlugen Alarm, und eilige Schritte waren von links und rechts zu
hören. Ein Speer schoß von oben herab und bohrte sich zitternd keinen Fuß von
ihm entfernt in den Boden. Er sprang von der Wand fort. Einen Herzschlag später
ragte ein Speer hoch, wo er gerade noch gewesen war. Tief geduckt rannte er in
den Garten zwischen den lichtspiegelnden Becken und wurde eins mit den
Schatten.
»Wachen!«
schrillten Schreie. »Wachen!«
»Durchsucht
den Garten!«
»Findet
ihn!«
Mit
gefletschten Zähnen beobachtete Conan vom Rand der Bäume aus das Geschehen.
Soldaten schwärmten um den Palast wie Ameisen um ihren zertretenen
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