Conan-Saga 32 - Conan der Champion
auch in etwa menschliche Gestalt. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Warum haben sie Alcuina entführt? Und warum wollten sie dich auch?« In der Ferne ragte der große Steinkreis auf. Ein seltsamer Schein umgab ihn.
»Ich kann nur raten«, sagte Rerin.
»Dann rate! Sie wollten dich bestimmt nicht um deiner schönen Augen willen oder?«
»Es muß irgendeine Machenschaft Iilmas sein. Totila will Alcuina unbedingt haben, und ich bin ihr einziger Schutz gegen Iilmas Zauberkünste.«
»Verdammt armseliger Schutz, wenn du mich fragst«, schimpfte Conan. »Diesen Totila würde ich gern treffen. Ein Mann, der jetzt schon stärker als seine Feinde ist und jede Menge Krieger hat, aber trotzdem lieber mit Zauberei arbeitet, hat zu lange gelebt.«
Als sie den Kreis aus den Steinmalen erreichten, sahen sie, daß ein ganzes Rudel der seltsamen Geschöpfe neben einem der gewaltigen Tore aus Steinplatten kauerte. Unheimliche Lichtbrücken verbanden die aufrechtstehenden Steine. Ein loderndes Flammenmeer erfüllte den gesamten Innenraum des Steinkreises. Die Monster hielten Alcuina hoch über ihren scheußlichen Köpfen.
»Da ist sie«, sagte Conan und zeigte mit der Schwertspitze auf die Königin. »Wir müssen sie herausholen!« Mit angstvoll aufgerissenen Augen starrten die Männer hinter ihm auf die Szene. Keiner trat vor.
Rerin löste sich aus Conans Griff und raffte seine etwas erschütterte Würde wie eine Robe zusammen. »Ich werde vorangehen«, sagte er mit erhobenem Kinn, das nur leicht bebte. »Folgt mir!«
Mit ausgestrecktem Stab betrat der alte Mann den Kreis. Die Flammenlichter umwirbelten ihn, doch berührte ihn keines. Conan folgte ihm auf den Fersen. Sein Herz raste. Das Licht formte sich zu kleinen, bösartigen Biestern mit Fängen, Klauen und flatternden Fledermausflügeln. Sie griffen ihn an. Er schlug mit dem Schwert nach ihnen. Aber die Klinge glitt durch sie hindurch, ohne Schaden anzurichten. Mit irrem Gelächter umschwirrten sie ihn.
»Verschwende deine Kraft nicht«, sagte der Alte. »Das sind nur Phantome deiner eigenen Phantasie.«
»Dann gib mir was, das ich zerschneiden kann, verdammt noch mal!« brüllte Conan.
»Sie verziehen sich«, erklärte Rerin mit zitternder Stimme.
Conan blinzelte in das Lichtermeer. Hinter dem Tor, das die drei riesigen Steine bildeten, schien Tageslicht heraufzuziehen. Die Biester und ihre kostbare Last zogen durch dieses Tor hindurch weiter.
Rerin blieb vor dem Steintor stehen. »Weiter können wir uns nicht vorwagen«, erklärte er. »Dahinter liegt das Land der Geister.«
»Bei Crom! Ich werde nicht ohne Alcuina in die Halle zurückkehren! Und du auch nicht!« Conan packte den Magier fest am Gewand und hielt in der anderen das Schwert. So schritt der Cimmerier in eine andere Welt.
6. Land der Schemen
6
LAND DER SCHEMEN
Als Conan durch den Torbogen sprang, hatte er plötzlich jeden Orientierungssinn verloren. Einige Augenblicke lang, die zeitlich nicht meßbar waren, fühlte er sich wie in einem gähnenden Abgrund und meinte in eine endlose Leere zwischen zwei Welten zu stürzen. Beinahe schwanden ihm die Sinne. Mit letzter Kraft hielt er Rerin und sein Schwert fest.
Urplötzlich war dieses Gefühl vorbei, und er stolperte auf festem Boden dahin. Sofort ließ er den Alten los und stürzte mit gezücktem Schwert vor, um mögliche Feinde niederzumachen. Sein Kopf war jetzt wieder klar; aber keiner griff ihn an.
»Alcuina!« rief er laut. Keine Antwort.
Voller Wut stürmte er los und suchte nach irgendwelchen Spuren der Dämonen, die sie entführt hatten. Nichts. Er hoffte, daß der Zauberer ihm die Dinge erklären konnte, die ihn so verblüfften. Rerin saß benommen auf der Erde. Der Cimmerier blickte umher, als er zum Alten zurückging.
Statt der schwarzen Winternacht, aus der sie gekommen waren, herrschte hier seltsam düsteres Tageslicht. Conan half Rerin auf die Füße und sagte auf eine für ihn untypische kleinlaute Art: »Es tut mir leid, daß ich dich so hart angepackt habe, Alter. Ich dachte, wenn wir uns beeilen, könnten wir vielleicht die Königin noch retten.«
»Das ist verständlich«, sagte Rerin und glättete sein Gewand. »Ich nehme nicht an, daß uns noch andere gefolgt sind, oder?«
Conan schaute zum Tor zurück. Es sah genauso aus wie das auf der Ebene, stand aber jetzt auf einer Waldlichtung. Dahinter sah man nur den Wald. »Keiner«, meldete Conan. »Das überrascht mich nicht. Die Männer waren tapfer, daß sie
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