Conan-Saga 32 - Conan der Champion
Sie hoffte, daß die Dämonen sich im Wald nicht zurechtfinden würden. Bis jetzt hatten sie nicht viel Intelligenz gezeigt. Wie ein gehetztes Reh lief die Königin leichtfüßig zwischen den Bäumen hin und her. Die Stimmen der Dämonenmeute klangen immer hektischer, je dichter das Unterholz wurde.
Der Wald war dunkel und geheimnisvoll, doch beschränkte sich Alcuina auf eine Angst. Obwohl die Verfolger leiser wurden, verlangsamte sie nicht ihr Tempo, auch wenn ihre Lungen wie Feuer brannten. Sie überquerte einen Bach, dessen Wasser seltsam langsam floß.
Am anderen Ufer brach sie völlig erschöpft unter einer hohen Pflanze mit dicken, fleischigen Blättern zusammen. Sie kroch so nah wie möglich an den Stamm heran. Sie war ziemlich sicher, daß ihr Vorsprung so groß war, daß niemand gesehen hatte, wo sie sich versteckte. Mit zum Reißen gespannten Nerven lauschte sie, ob die Dämonen nachkamen. Einmal hörte sie ein schlurfendes Geräusch, aber dann nur die Laute, die in diesem Wald offenbar so üblich waren wie die Geräusche in ihren heimischen Wäldern.
Leise Tritte von großen, weichen Füßen rissen sie aus dem Halbschlaf. Sie wußte nicht, wie lange sie beinahe bewußtlos dagelegen hatte. Das Licht wurde schwächer. Alcuina fühlte sich immer noch benommen, ihre Glieder waren schwer wie Blei. Vielleicht war das der nachträgliche Schock. Aus den Blüten des Strauches, unter dem sie Zuflucht gesucht hatte, strömte ein schwerer Duft. Sie wollte die Blüten vor ihrem Gesicht wegschieben, konnte aber die Hand nicht bewegen. Mit wachsendem Grauen stellte sie fest, daß ihr Körper von luftwurzelähnlichen Trieben des Strauches an den Boden geheftet war. Jetzt bot sich auch ihren Augen ein Bild des Schreckens: Unter dem Strauch lagen überall Tierknochen!
So geräuschlos wie möglich kämpfte sie um ihr Leben. Allmählich geben die Pflanzenfesseln nach. Die haarfeinen Wurzeln aus den Trieben hatten sich sogar durch ihr Gewand gebohrt. Beim Abreißen schmerzten sie wie Stiche auf der Haut. Alcuina dankte Ymir, daß die Schritte sie geweckt hatten, ehe die Unheilspflanze sie hatte töten können.
Mühsam riß sie eine Fessel nach der anderen los und kroch hinaus ins Freie. Dann lag sie erschöpft und keuchend auf der Erde.
Die Dunkelheit nahm schnell zu. Langsam wichen die Düfte des Strauches, die ihre Sinne benebelt hatten. Nachdem der letzte Sonnenstrahl vergangen war, herrschte eine Dämmerung, die wie Perlen schimmerte. Was war das nur für ein Ort? Sie hatte vor den Dämonen Angst gehabt, auch vor den Bewohnern oder Tieren der Gegend, aber ihr war nie der Gedanke gekommen, daß sie sich auch vor den Pflanzen in acht nehmen müßte. Jetzt wurde ihr das Ausmaß ihres Alleinseins und der Gefahr, in der sie sich befand, so richtig klar. Niemals zuvor war sie so allein und verloren gewesen! Sie zitterte, nicht nur aufgrund der Kälte. Wohin sollte sie sich wenden? Sie war vollkommen erschöpft, wagte es aber nicht zu schlafen, so sehr es sie auch nach Ruhe verlangte.
Mit zitternden Knien stand sie auf und betrachtete sich. Das pelzbesetzte Gewand war zerfetzt, wo sie die Wurzeln weggerissen hatte, und enthüllte mehr von ihrem schönen Körper als es sich für eine vornehme Dame aus dem Norden ziemte. Die zarte Haut war gerötet und von zahlreichen kleinen Wunden übersät. Wie gut, daß es hier nicht so schrecklich kalt war, dachte sie.
Das Licht wurde stärker, als der Mond über den Baumwipfeln aufgegangen war. Er sah fast wie der Mond aus, den sie kannte, nur viel größer und grünlich. Alcuina war nie weit von daheim weggewesen, war aber ziemlich sicher, daß die Menschen in allen Ländern den Mond sahen.
Von den Dämonen war weit und breit nichts zu hören oder zu riechen. In welche Richtung sollte sie gehen? Sie wählte den bequemsten Weg, der am Ufer des langsam dahinfließenden Baches nach unten führte. Es war still. Nur ab und zu schnellte ein Fisch aus dem Wasser.
Nach einiger Zeit kam ihr etwas an diesem Bach seltsam vor. Sie blieb stehen und warf ein helles Blatt ins Wasser. Tatsächlich, das Wasser floß bachaufwärts! Keiner der Leute, die weit in der Welt herumgekommen waren, hatten ihr je berichtet, so etwas gesehen zu haben.
Vor Erschöpfung fast ohnmächtig, stolperte Alcuina weiter, bis sie vom Pfad abkam und gegen einen Baum stieß. Der plötzliche Schlag weckte sie auf. Jetzt war klar, daß sie sich ausruhen mußte. Aber wo war ein sicherer Platz? Sie kam auf eine Lichtung,
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