Conan-Saga 32 - Conan der Champion
daß ich doch ein Bündnis mit Odoac eingehen muß.«
Conan konnte sich des Gedankens nicht erwehren, daß die Schlaflosigkeit der Königin vom Mangel an passender männlicher Gesellschaft herrührte. Mit Sicherheit kam sie nicht mitten im Winter nachts herauf, um sich mit Siggeir oder einem anderen Krieger zu unterhalten, da diese nicht in so reichem Maße die Vorzüge aufzuweisen hatten, die den Frauen gefielen, wie er. Gerade wollte er seine Theorie in der Praxis erproben, als Rerin seinen schönen Plan vereitelte. Der alte Mann keuchte die Treppe herauf, als Conan noch einen Schritt näher an die Königin herangetreten war. »Ich dachte, du bist schon im Bett«, sagte Alcuina und entfernte sich schnell ein paar Schritte von Conan.
»Ich auch!« meinte der Cimmerier mürrisch.
»Ein böser Traum weckte mich«, erklärte Rerin. »Ich bin ganz sicher, daß Iilma etwas Böses im Schilde führt. Deshalb wollte ich nachsehen, ob der Posten auch Wache hält. Dich, Herrin, hatte ich hier allerdings nicht erwartet.«
»Das scheint hier ein beliebter Treffpunkt zu werden«, sagte Conan. »Aber wir haben doch diese verdammten Elstern schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Warum sollte Iilma gerade heute nacht tätig sein?«
»Gerade weil wir die Elstern schon tagelang nicht gesehen haben«, erklärte Rerin ungeduldig. »Macht dich das nicht mißtrauisch, junger Mann?«
Conan schüttelte den Kopf. »Je weniger ich von Zauberern sehe, desto glücklicher bin ich«, meinte er anzüglich. »Das trifft auch auf ihre dienstbaren Geister zu. Ich habe schon schlimmere Biester als Elstern bei Zauberern herumlungern sehen. Trotzdem finde ich die Vögel schlimm.«
»Auch ich habe es gespürt«, sagte Alcuina und ignorierte Conans Anzüglichkeiten. »Seltsame Schattenwesen haben mir den Schlaf geraubt.«
»Da wir gerade von Schlaf reden«, unterbrach Conan frech, »wo bleibt eigentlich meine Ablösung? Auch ich brauche manchmal ein paar Stunden Schlaf – mit oder ohne Schattenwesen.«
»Komm, Rerin!« sagte Alcuina verärgert. »Laß uns in mein Gemach gehen, damit wir sprechen können, ohne den großen müden Helden zu stören.«
Die beiden kletterten hinunter. Mit verschränkten Armen schaute Conan ihnen finster nach.
Aber es gab schließlich noch mehr Frauen! Auch andere Mütter haben schöne Kinder, dachte er. Aufgrund der kürzlichen Sterberate gab es jede Menge trauernder Witwen, von denen nicht wenige deutlich zeigten, wie dringend sie männlichen Trostes bedurften. Der Cimmerier hatte schon einigen Schmeicheleien gesagt, aber es war Alcuina, die ihn reizte.
So klein ihr Reich auch war, regierte sie es doch gut und war stets auf das Wohlergehen ihrer Leute bedacht. Das hatte Conan bisher selten erlebt. Die Krieger waren ihrer Herrin treu ergeben, obwohl sie keine ausgesprochene Amazonenherrscherin war. Vor allem aber fand Conan sie wunderschön und war zutiefst verletzt, weil sie sich ihm gegenüber so gleichgültig gab. Selbstverständlich konnte eine Königin nicht die Absicht haben, auf Dauer eine Verbindung mit einem abgebrannten Abenteurer einzugehen; aber ein bißchen Zerstreuung könnte sie sich schon gönnen. Und mit wem besser als mit Conan? Der Stolz des Kriegers war stark angeschlagen.
Von der Halle näherte sich ein Lichtpunkt. Hatte die Königin ihre Meinung geändert? Nein, es war Ataulf, seine Ablösung, mit einer brennenden Fackel. Gähnend kletterte er herauf und streckte die müden Glieder. Dann steckte er die Fackel in das Kohlenbecken unter dem Schutzdach. »Schon irgendwelche Feinde gesehen?« erkundigte er sich verschlafen.
»Das hättest du gehört!« sagte Conan kurzangebunden. »Wieso hast du so lange gebraucht? Ich friere mir hier schon den Arsch ab.«
»Sei friedlich, Conan! Ich bin pünktlich gekommen. Aber auf Wache hat man immer das Gefühl, sie nimmt kein Ende. Jetzt geh und hau dich aufs Ohr!«
Brummelnd stieg Conan nach unten in den Hof. Der hochnäsigen, königlichen Zicke würde er es zeigen! Er überlegte, welches der in Frage kommenden weiblichen Wesen, die ihm schöne Augen gemacht hatten, er als erste beglücken sollte. Nein, jetzt schliefen wohl alle schon und waren nicht in der Stimmung für Tändeleien. Ein guter Kampf würde ihm eigentlich in dieser Stimmung mehr behagen. Nein, am besten würde Schlaf für ihn sein! Er ging in die Halle und suchte seine Schlafstelle auf. Gerade hatte er die Rüstung und Waffen abgelegt, als aus dem Gemach der Königin am Ende der Halle ein
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