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Conan-Saga 32 - Conan der Champion

Conan-Saga 32 - Conan der Champion

Titel: Conan-Saga 32 - Conan der Champion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Hirsch kommt!« sagte der Neffe des Königs.
    »Ich habe selbst Ohren, du grüner Junge«, wies ihn Odoac mürrisch zurecht.
    Er griff nach dem schweren Speer und machte sich bereit. Gemäß einer uralten Sitte stand dem König der erste Wurf zu, danach den Kriegern, ihrem Rang gemäß.
    Inmitten einer Schneewolke tauchte das herrliche Tier auf. Seine Augen rollten wild, die Zunge hing ihm vor Erschöpfung und Panik seitlich aus dem Maul. Dahinter grölten und lärmten die Treiber, um ihn der adligen Jagdgesellschaft zuzutreiben.
    Als der Hirsch vorbeiraste, trat der König vor und warf mit lautem Stöhnen den Speer. Der Wurf war sehr kraftvoll, aber weit daneben. Der Speer prallte am Geweih ab. Durch den Aufprall erschreckt, blieb der Hirsch stehen.
    Während Odoac außer sich vor Wut fluchte, drehte sich der Hirsch, so daß er die Jäger anblickte. Mit gesenktem Kopf lief er auf sie zu und bot damit ein außerordentlich schwieriges Ziel. Der Neffe des Königs, der junge Leovigild, griff zu seinem Speer, holte weit aus und warf nach drei Laufschritten. Unbeirrt sauste die Waffe auf den Hirsch zu, glitt unter dem Geweih am Kopf vorbei und drang tief zwischen Hals und Brust ein. Das stolze Tier sank waidwund zu Boden, da Halsschlagader und Herz durchbohrt waren.
    Lächelnd stand der junge Mann da, während ihm die anderen gratulierten und auf den Rücken klopften. Dann verstummten alle, als der König zu seinem Neffen kam. Sein Gesicht war wutverzerrt. Mit der offenen Hand schlug er den Jüngeren nieder.
    »Du unverschämter Schnösel! Ich hätte ihn getroffen, wenn du mir nicht in den Arm gefallen wärst! Glaubst du, ich hätte dein Vordrängen nicht bemerkt? Du hast mir den Hirsch weggenommen, und ebensogern würdest du dich meines Thrones bemächtigen!«
    Die Krieger blieben bei diesem Wutausbruch stumm. Sie wußten, daß niemand neben dem König gestanden hatte und daß er aus eigener Ungeschicklichkeit den Hirsch verfehlt hatte; aber niemand wagte es, ihn der Lüge zu bezichtigen. Diese wahnsinnigen Wutausbrüche waren immer häufiger in letzter Zeit, da Odoac spürte, wie seine Kräfte durch das Alter und sein übermäßiges Fressen und Saufen schwanden.
    »Ihr seid ungerecht, Herr«, verteidigte sich Leovigild. Sein Gesicht war wegen der Demütigung totenbleich, doch hob er nicht die Hand gegen den Onkel. »Ich warf, weil ich an der Reihe war, und alle Männer können bezeugen, daß ich Euch stets loyal gedient habe.«
    »Dann sorge dafür, daß das auch so bleibt du aufgeblasener Fratz«, sagte Odoac mit kaum erträglicher Verachtung. »Es werden noch viele Jahre vergehen, ehe Ymir mich in seine Halle ruft und du auf dem Thron sitzen darfst.«
    Dann ging der König schnell weg. Am liebsten hätte er seinen Neffen umgebracht, so wie er alle anderen Rivalen getötet hatte, darunter auch seine eigenen Söhne. Aber nach Landessitte mußte er einen designierten Erben haben, und Leovigild, der einzige Sohn seines ermordeten Bruders, war der letzte männliche Sproß der königlichen Familie. Hätte er den Jungen getötet, hätten seine Adeligen sich berechtigt gefühlt, Odoac abzusetzen und einen aus ihrer Mitte an seine Stelle zu wählen. Als Leovigild noch ein Kleinkind war, bedeutete er keine Bedrohung, selbst nicht als Junge. Aber jetzt war er mannbar, und Odoac mußte etwas gegen ihn unternehmen.
    Einige Adlige hatten Leovigild aufhelfen wollen, aber er hatte unwillig die helfenden Hände abgeschüttelt. »Einen solchen Schlag hätte ich nicht hinnehmen dürfen, nicht mal von einem König«, sagte er, weil er befürchtete, in den Augen der Krieger an Achtung verloren zu haben.
    »Was hättest du machen können?« sagte ein grauhaariger Aristokrat. »Es sei denn, du wolltest das Schicksal deiner männlichen Verwandten teilen. Du mußt deine Zeit abwarten, Jüngling. Lange kann es nicht mehr dauern.« Besänftigt ging Leovigild in die Halle zu den anderen Kriegern.
    An diesem Abend schickte Odoac nach dem Festmahl alle weg, bis auf die höchstrangigen und tapfersten Krieger. Mit gefüllten Trinkhörnern warteten sie auf die Worte ihres Herrn. Odoacs fetter Körper füllte den großen Thron aus. Die Schweinsaugen verschwanden fast in dem aufgeschwemmten Gesicht. Einen Moment lang blieb sein Blick auf Leovigild haften. Unerschrocken erwiderte der Jüngling den Blick. Er sah gut aus mit dem Blondhaar und dem kurzen lockigen Bart, der sein festes Kinn umrahmte. Seine Augen waren klar und blau, im Gegensatz zu Odoacs

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