Conan-Saga 32 - Conan der Champion
hätte ich den Spiegel bei der ersten Gelegenheit schon zerschmettert. Aber das alles wäre nicht nötig gewesen, Weib. Hättest du Alcuina freundlich behandelt, hättest du mich nicht für dein billiges Vergnügen eingesetzt, wären Alcuina und ich jetzt auf dem Weg nach Hause, und du hättest noch deinen Bruder, dein Schloß und deine verfluchten Spiele.«
Conan war nicht der Mann, der an die Mitleid verschwendete, die ihr Unglück selbst verschuldet hatten.
»Es stimmt, was sie sagt«, bestätigte Rerin. »Sie hat ihre ganze magische Aura verloren.«
»Laßt mich zum Schloß zurückgehen, damit ich mit meinen Leuten sterben kann«, bat Sarissa.
»Na schön«, sagte Conan und steckte sein Schwert in die Scheide. »Ich habe keine weitere Verwendung für dich.« Er schenkte ihr keine Beachtung mehr, als sie langsam und niedergeschlagen den Weg zurück zum Schloß einschlug.
Nachdem sie weg war, wandte sich Alcuina an Rerin. »Und jetzt, alter Freund, hast du einen Zauberspruch, der diese magischen Fesseln löst?«
Rerin beugte sich herab und musterte die Stricke, mit denen Alcuinas Hände und Füße gebunden waren. »Habt ihr es schon mit einem Messer probiert?«
»Daran habe ich gar nicht gedacht«, antwortete Conan. Er zog seinen Dolch. Ganz mühelos schnitt er die Stricke entzwei.
»Nie daran gedacht!« rief Alcuina. Die Zornesröte ihres Gesichts ergoß sich bis zu den Brüsten. In ihrer Wut schien sie ihre Nacktheit ganz vergessen zu haben. »Du hast mich absichtlich gefesselt gelassen, damit du mit mir im Schloß machen konntest, was du wolltest!«
»Manchmal ist es von Vorteil, wenn eine Königin sich nicht rühren kann, damit ein Krieger seine Arbeit erledigen kann«, meinte Conan ungerührt.
»Du Schwachkopf! Was hätte ich gemacht, wenn sie dich getötet hätten, während ich hilflos war? Hast du je daran gedacht?«
»Ich bin sicher, Ihr hättet Euer königliches Bestes gegeben und Euch wie bisher durchgeschlagen.«
»Schaut!« sagte Rerin, um das abzubrechen, was in eine Fehde zwischen Königin und Krieger auszuarten drohte.
Sie schauten nach oben. Das Schloß, das so stark ausgesehen hatte, begann zu schmelzen, in sich zusammenzusinken. Die Umrisse wurden immer verschwommener, schemenhafter, als sei alles darinnen weich geworden, geschrumpft.
»Wie eine Qualle, die man aufs trockene Land geworfen hat«, bemerkte Conan und kratzte sich das stoppelige Kinn.
»Allein durch ihr Magie hielten sie das unstabile Gebilde zusammen«, meinte Rerin. Dann bemerkte er Conans Bartwuchs. »Wie lange warst du im Schloß?«
»Na, so drei oder vier Tage«, antwortete Conan erstaunt.
»Nein«, protestierte Alcuina. »Es müssen mindestens neun oder zehn Tage gewesen sein.«
»Aber ich habe nur eine einzige Nacht hier im Wald verbracht, seit Conan die Mauer hochkletterte. Selbst die Zeit ist in diesem Dämonenland verschwommen.«
»Wir müssen den Heimweg finden«, erklärte Alcuina. »Und schnell! Dieser Ort macht mir Angst, außerdem mache ich mir um meine Leute daheim Sorgen. Wie mag es ihnen ergangen sein?«
»Ich habe Hunger«, sagte Conan. »Rerin, mach Feuer! Ich werde gleich mit einem Braten zurück sein.« Dann verschwand er im Unterholz.
Rerin setzte sich neben Alcuina ans prasselnde Feuer. Sie trug seinen Umhang als behelfsmäßiges Gewand. »Wie denkst du jetzt über deinen Champion?« fragte er.
»Er ist wie ein Mann aus einer alten Sage. Ich habe noch nie einen Krieger wie ihn gesehen. Aber er ist so wild und eigensinnig, daß ich mich frage, ob er mir dient oder nur seinen Launen nachgibt.«
»Er besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten. Du brauchst einen König neben dir in der Halle. Und keiner der Nachbarkönige gefällt dir, Alcuina. Du könntest eine schlechtere Wahl treffen, als diesen Cimmerier zu nehmen. Er hat kein Königreich, das deines verschlingen könnte, und mit ihm an der Spitze deines Heeres brauchtest du keinen Feind zu fürchten.«
»Eine Zeitlang könnte es gutgehen«, sagte Alcuina. »Aber irgendwann würde ich ihn nachts, wenn er schläft, umbringen.«
10. Am Hof der Winterkönigin
10
AM HOF DER WINTERKÖNIGE
Odoac, der König der Thungier, stand da und blies in die Hände. Den massigen Körper hüllten kostbare Pelze ein. Hinter ihm standen einige seiner Elitekrieger, neben ihm steckte im Schnee ein Jagdspeer. Alle warteten auf den großen Hirsch, den die Treiber vorbeijagen sollten. Da hörte man von rechts etwas durch die Büsche brechen.
»Der
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