Conan-Saga 32 - Conan der Champion
Euch in den Krieg gezogen sind. Kehrt Alcuina zurück, kann sie wohl kaum Euren Antrag abweisen, da Ihr der Retter ihres Volkes wart. Ja, ihr Volk wird diese Heirat von ihr fordern, da sie ohnehin bald heiraten müßte.« Großer Beifall folgte auf die Worte voll Reife und Weisheit aus dem Munde eines so jungen Mannes.
Wäre dieser Beifall nicht gewesen, hätte der Junge dem Onkel seinen Plan unter vier Augen vorgetragen, hätte Odoac ihn vielleicht akzeptiert und als seinen eigenen ausgegeben. So aber geriet er darüber wieder in entsetzliche Wut. »Was ist das für ein weibisches Gewäsch eines Schwächlings? Nie würden die tapferen Thungier einem solchen Schwachkopf folgen! Ein solcher Feigling kann nicht aus unserem königlichen Geblüt stammen, deshalb werde ich ihn ausmerzen!« Odoac wälzte sich von seinem Thron und packte sein Schwert. Einige Männer hielten ihn zurück und schafften ihn wieder auf seinen Thron.
Ein alter Ratgeber wandte sich an Leovigild. »Es ist besser, wenn du fortgehst, mein Junge. Wir lassen nicht zu, daß der König dir etwas antut; aber bleiben kannst du nicht.« Leichenblaß verließ Leovigild die Halle. Nach geraumer Zeit beruhigte sich Odoac wieder.
»Dieser Bursche hat meine Geduld zu sehr auf die Probe gestellt«, erklärte Odoac. »Er muß in die Verbannung. Er ist nicht nur ein Feigling, sondern auch ein Verräter. Ich danke euch, daß ihr mich zurückgehalten habt«, fügte er noch scheinheilig hinzu. »Niemals möchte ich das Blut eines Verwandten vergießen, ganz gleich wie unloyal er sein mag.« Die Krieger nahmen diese Bemerkung mit beredtem Schweigen hin.
»Aber jetzt habt Ihr keinen Erben, Herr«, sagte ein alter Haudegen mit grimmigem Gesicht. »Wie steht es mit der Sitte unserer Väter? Die Leute müssen einen Thronerben haben, sonst gibt es Ärger.«
Verlegen rutschte Odoac auf dem engen Thron herum. »Hältst du mich für so alt, daß ich das nicht in Ordnung bringen kann? Sobald wir die Angelegenheit mit den Cambrern erledigt haben, werde ich ein neues Weib nehmen, Alcuina oder irgendeine andere. Dann werdet ihr innerhalb eines Jahres einen Erben haben. Das schwöre ich.«
»Das hören wir gern, o König«, sagte der Alte. Odoac war nicht sicher, ob nicht Spott mitklang. »Und was ist mit diesem schwarzhaarigen Champion Alcuinas, von dem wir gehört haben? Wird uns dieser Kerl Schwierigkeiten machen?«
Froh über den Wechsel des Themas, antwortete Odoac: »Ich habe mit dem Händler Dawaz über ihn gesprochen. Er ist nichts als ein Söldner, ein Abenteurer aus fernen Landen, der hier weder Freund noch Feind hat. Er scheint mit seinen Waffen einigermaßen geschickt zu sein. Mit etwas Glück gelang es ihm, Agilulf zu töten. Ich habe ferner gehört, daß er in derselben Nacht verschwand wie Alcuina und der Zauberer Rerin. Alles Gründe, warum wir so schnell wie möglich angreifen sollten. Die Cambrer haben Königin, Magier und Champion verloren. Wann wird eine solche Gelegenheit wiederkommen?« Er blickte in die Runde und sah nur kriegslustige Gesichter. »Nun denn, schärft eure Waffen, Männer!« Er wandte sich an den ihm ergebenen Diener Wudga. »Geh zu allen Außenhöfen und rufe die Krieger zusammen. Es ist schon viele Jahre her, daß wir einen Winterfeldzug führten. Erinnere daher jeden daran, so viel Proviant mitzunehmen, wie er für mindestens zwei Wochen braucht. Danach werden wir uns an den Vorräten der Cambrer mästen.«
Nach diesen Worten ertönte lautes Jubelgeschrei. Der unglückliche Leovigild war vergessen. Odoac lehnte sich zurück und lächelte zufrieden. Nur wenige Probleme, ganz gleich wie schwierig, konnten nicht mit ein bißchen Krieg und der Aussicht auf fette Beute gelöst werden.
Leovigild ritt viele Stunden lang dahin. Er wußte nicht so recht, wohin er sich wenden sollte. Niemand aus der Halle hatte ihn verfolgt. Keiner hatte versucht, ihn aufzuhalten, als er seine wenigen Habseligkeiten auf ein Packpferd schnallte und vom Hof ritt. Vielleicht wäre ein schneller Tod von den Händen von Odoacs Männern besser gewesen. Er war ein Geächteter, von Herd und Hof vertrieben, ohne Schutz der Familie. Im Norden war ein Mann ohne Clan oder Verwandte buchstäblich zum Tode verurteilt.
Geduldig stapfte sein kleines, zottiges Pferd durch den Schnee. Aus den Nüstern stiegen Atemwolken auf, als das Tier mit sicheren Tritten sich einen Weg durch die Schneeverwehungen suchte. Bei der großen Kälte war die oberste Schicht verharscht, so
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