Conan-Saga 33 - Conan der Herausforderer
nicht«, sagte Tuanne. »Das wiegt die anderen Sachen keineswegs auf.«
»Da hast du recht. Ich bin gleich wieder da.«
Obwohl Elashi ihren Dolch bei sich hatte, wurde sie vom Angriff der beiden kleinen Männer völlig überrascht. Ehe sie sich verteidigen konnte, drückte ihr der eine schon seine Dolchspitze gegen die Kehle. »Eine falsche Bewegung und du bist tot!« erklärte er.
»Was wollt ihr? Ich habe kein Geld ...«
»Es geht nicht um Geld, du Dreckstück. Wir wollen dir auch nicht an die Wäsche. Unser Herr möchte ein Wörtchen mit dir wechseln.«
Der andere fragte: »Wirst du allein mit ihr fertig?«
»Na klar, du Depp! Hol die andere!«
Die Tür öffnete sich. Tuanne hatte erwartet, Elashi zu sehen. Statt dessen kam ein fremder Mann herein. Zuerst dachte sie, er sei einer von Negs Männern; aber ihm fehlte das sichere Auftreten, das die Sklaven des Nekromanten in seiner sicheren Nähe zeigen würden. Der Mann zielte mit einem kurzen Dolch auf sie.
Conan hatte Tuanne auch einen Dolch besorgt, ehe sie Opkothard verließen. Jetzt holte sie die Klinge und stellte sich vor den Eindringling. Er grinste bösartig und kam langsam auf sie zu.
Da wurde Tuannes Lächeln auch zu einem Grinsen, und bösartig war gar kein Ausdruck dafür. Dieser vertraute auf seine Klinge. Dieses Vertrauen konnte zerstört werden.
Langsam hob Tuanne den linken Arm, so daß der Ärmel zurückglitt und man die elfenbeinerne Haut sah. Dann hob sie ebenfalls ganz langsam den Dolch, so daß die Klinge den weißen Arm berührte.
Der Eindringling hielt inne. Sie konnte seine Gedanken beinahe hören: He, was soll das?
So schnell, daß er vor Schreck zurücksprang, schnitt sie in den Arm. Die Wunde öffnete sich weit, doch kam kein Blut. Sie spürte den kalten Stahl und wie die Wundränder sich wieder schlossen. Das ganze dauerte nur Sekunden.
»Große Asura!« Der Mann hielt schützend die Arme vor sich, den Dolch hatte er aus Angst offenbar ganz vergessen.
Tuanne warf ihren Dolch von unten an die nächste Wand. Zitternd blieb die Klinge im Holz stecken. Dann ging sie auf den verängstigten Mann zu. »Komm her!« sagte sie. »Komm in meine Arme, damit ich dein Blut und dein Leben trinken kann.«
Der Mann drehte sich um und rannte in seiner Panik noch gegen die Wand, ehe er durch die Tür entfliehen konnte. Noch ehe Tuanne einen zweiten Schritt getan hatte, war er wie ein Hase vor einem Bluthund davongerannt.
Sie lächelte über den Vorfall. Doch da fiel ihr ein, daß Elashi noch nicht wieder da war. Sofort lief sie auf den Gang hinaus und suchte die Gefährtin. Doch ein schneller Rundgang durch die Schenke bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen: Elashi war verschwunden.
Am Rande des Schloßgrabens hockte Conan in einem Rohrdickicht und studierte die Mauern der Festung. Die Felsblöcke waren ohne Mörtel aufeinandergetürmt, und der Regen von Jahrhunderten hatte die Oberfläche geglättet. Jeder normale Mensch hätte nie eine Chance gehabt, diese Mauern zu erklimmen; aber Conan fühlte sich dazu schon imstande, auch wenn es selbst für ihn nicht leicht sein würde.
Oben patrouillierten Wachposten, die Blinden, in stattlicher Zahl. Da sie nicht sehen konnten, war ihr Gehör um so schärfer. Bestimmt hörten sie, wenn er die Wand hochkletterte. Es sah schlecht aus. Wie eine Fliege an der Wand zu kleben, war keine gute Position, sich zu verteidigen. Selbst ein mittelmäßiger Schütze würde ihn mit der Armbrust von oben herunterholen, sollten sie seinen Aufstieg ›sehen‹. Eine wunderbare Verteidigung war auch, einen Topf mit kochendem Öl auf den hilflosen Kletterer zu kippen.
Nachdem die Wachen vorbeimarschiert waren, nahm der junge Cimmerier einen großen Stein und warf ihn in hohem Bogen in die Mitte des Schloßgrabens.
Der folgende Tumult im Wasser, der Sprung eines Riesenfisches sagte Conan alles, was er wissen wollte. In dem Wasser würde nur ein kompletter Idiot schwimmen.
Leise schlich sich Conan aus dem Schilfdickicht in ein Gebüsch in der Nähe. Wie Tuanne gesagt hatte: Der Zugang zum Schloß würde nicht leicht sein. Ihr Fluchttunnel war bestimmt zugeschüttet, der Graben voller Ungeheuer und die Mauern kaum rauher als ein Kinderpopo. Dunkelheit bot bei blinden Wachposten auch keine Deckung. Die Sache war in der Tat mehr als verzwickt.
Conan arbeitete sich durchs dünne Unterholz bis zu der Stelle, wo er sein Pferd angebunden hatte. Nein, wirklich keine leichte Aufgabe! Er konnte sich natürlich
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