Conan-Saga 33 - Conan der Herausforderer
es schien – völlig unbegründet gewesen. Der Nekromant war entzückt gewesen, hatte auf der Stelle ohne Murren bezahlt und hatte sogar das Siegel einer so guten Flasche Wein erbrochen. Was konnte ein Mann mehr von seinem Herrn erwarten?
Er hatte das Glas fast ausgetrunken, als ihm irgendwie komisch wurde.
»Probleme?« erkundigte sich Neg.
Skeer schüttelte den Kopf. »Ein bißchen schwindlig.«
»Vielleicht noch einen Schluck Wein?«
»N-n-nein. I-i-ch ...«
Neg streckte die Hand aus. Skeer dachte, er wolle ihm helfen, statt dessen nahm ihm der Nekromant nur das Weinglas aus den Fingern. »Das Glas ist sehr kostbar«, erklärte er. »Ich möchte nicht, daß es zerbricht, wenn du fällst.«
Fallen? Was bedeutete das? Da sah er, daß Neg sein Glas unberührt gelassen hatte. Da senkte sich die Erkenntnis auf ihn wie eine schwere Decke: Der Wein! Der Wein war ...
»Vergiftet«, ergänzte Neg, als habe er seinen Gedanken gelesen. »Du hast mir im Leben so gut gedient, daß ich annehme, daß du tot ein noch besserer Diener sein wirst.«
Dann wurde die Welt grau, und Skeer brachte nicht einmal mehr die Kraft zu einem Fluch auf, ehe er zu Boden fiel. Vergessenheit überkam ihn. Skeer weilte nicht länger unter den Lebenden.
Blitze flammten über der Schlucht, Regen floß in Kaskaden über die Moose und Flechten der Felshänge herab und weichte den Boden noch mehr auf. Donner schlug mit harter Faust gegen die Wände, Wirbelwinde trugen den Regen manchmal nach oben, wie man es auf dem flachen Land nie sieht.
Auf der Westseite der Schlucht arbeiteten sich sechs Gestalten über den glitschigen Fels nach oben, ohne sich von Wind, Regen und Gewitter beirren zu lassen. Sie kletterten in großen Abständen, da einige schon mehrmals abgestürzt waren und neu begonnen hatten. Der oberste hatte noch etwa fünf Armlängen bis zum Rand, falls er sich den Rest der Strecke halten konnte. Der letzte hatte zehnmal diese Strecke vor sich.
Der dritte Kletterer verlagerte zu viel Gewicht auf einen Felsvorsprung, verlor den Halt und stürzte schweigend in den vom Regen angeschwollenen Fluß. Keiner seiner Bergkameraden erübrigte auch nur einen Blick für ihn. Stur und verbissen kämpften sie sich nach oben.
Gerade als der dritte Mann ins Wasser stürzte, erreichte eine andere Gruppe den östlichen Rand der Schlucht. Was früher einmal Tausende von Spinnen gewesen war, zählte jetzt noch einige hundert; aber sie hielten an ihrem Ziel ebenso unbeirrbar wie die Zombies fest. Ohne Zaudern machten sich die Spinnen an den Abstieg in die Schlucht. Einige fielen sofort aus der Wand, andere konnten sich auf der nassen Oberfläche halten.
Hoch droben erzählten die Blitze von dem komischen Anblick, der sich in der Schlucht bot. Und die lärmenden Donnerkinder lachten laut darüber.
Conan führte Tuanne durch eine enge Gasse. Ab und zu gewährten überhängende Dächer Schutz vor dem prasselnden Regen; aber Conan kümmerte sich nicht um das Gewitter. Ein Mann löste sich nicht so schnell auf, und es galt, Elashi zu befreien.
»Dort«, sagte Tuanne und zeigte auf ein Haus. »Das ist der Getreidespeicher, zumindest war er es zu meiner Zeit.«
Conan zog das Schwert aus der Saurierhautscheide. Unter einem Dach blieb er stehen und wetzte die Scharte aus der Klinge, die beim Kampf mit Rohling entstanden war. Dann ging er weiter.
»Willst du nicht versuchen, sie zu überraschen?« fragte Tuanne.
»Ich schleiche mich nicht an«, erwiderte der Cimmerier. »Direktes Handeln ist besser.«
»Auch wenn einer Elashi das Messer an die Kehle hält?«
Er zögerte. »Da ist was dran«, meinte er. »Hast du eine Idee?«
»Ja. Laß mich zuerst hineingehen. Ich kann feststellen, ob Elashi dort ist und in welcher Lage sie sich befindet. Wenn alles klar ist, gebe ich dir das Zeichen zum Angriff.«
»Ich möchte lieber keine Frau an meiner Stelle vorschicken«, sagte Conan.
»Es ist sehr lieb von dir, Conan, dich um mich zu sorgen.« Ihre Stimme klang sehr weich. »Aber mich können sie nicht verletzen, falls es dazu käme.«
»Stimmt! Das hatte ich vergessen.«
»Und das war die liebenswerteste Bemerkung, die man mir seit hundert Jahren gemacht hat«, sagte sie lächelnd. Dann stellte sie sich auf Zehenspitzen und küßte den jungen Cimmerier.
Conan blickte ihr nach, wie sie durch den Regen zum Getreidespeicher hinüberging. Sobald sie eingetreten war, ging er hinterher. Er preßte sich mit dem Rücken gegen die nasse Holzwand neben der
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