Conan-Saga 33 - Conan der Herausforderer
auf die Lauer legen und warten, bis Skeer das Schloß mal verlassen würde; aber wenn Tuanne recht hatte, blieb ihnen keine Zeit mehr. Sobald Skeer den Talisman seinem Herrn übergeben hatte, würden die Toten auferstehen. Dieser Gedanke war dem jungen Cimmerier mehr als unangenehm. Außerdem fehlte ihm die Geduld, untätig abzuwarten. Ein Mann der Tat konnte beim Warten alt werden! Nein, es mußte noch einen anderen Weg geben, den er nur noch nicht sehen konnte. Aber wenn er existierte, würde der Cimmerier ihn finden.
Jetzt mußte er zurück zur Herberge.
»Wo ist Elashi?«
»Entführt«, sagte Tuanne.
»Entführt? Wohin? Von wem?«
Sie berichtete ihm schnell. Noch ehe sie fertig war, stürmte Conan nach draußen. Sie folgte ihm.
Die Spätnachmittagssonne war hinter einer dichten Wolkenbank verschwunden. Im Westen braute sich ein Gewitter zusammen. Der Wind hatte schon eingesetzt, die Luft war energiegeladen, als der junge Barbar auf die Straße sprang. Nicht weit von ihm hatte sich ein Mann aufgebaut, größer noch als er, das Breitschwert in beiden Händen, mit der Spitze nach unten. Es war offensichtlich, daß er auf Conan wartete, denn als er den Cimmerier erblickte, hob er das Schwert.
Wortlos zückte Conan sein Schwert ebenfalls. Wenn ein Mann mit der Klinge auf dich zeigt, bedarf das keiner Erklärung – allenfalls hinterher, falls du überlebst und dich nach den Gründen erkundigen kannst.
Der große Kerl gab eine Art erläuternder Begrüßung von sich.
»Conan der Cimmerier, das bist du?«
»Ja. Habe ich mit dir irgendeinen Handel?«
»Allerdings. Mein Herr, den wo du in Opkothard so verspottet hast, läßt dir ausrichten, daß er hofft, du genießt das geklaute Gold, weil es dich das Leben kosten wird.«
»Der Spion?«
»Er nennt sich lieber Meister der Maske.«
»Hat er meine Gefährtin Elashi entführt?«
»Allerdings. Hat er.«
»Dann ist er ein feiger Hund und ein Sohn eines Hundes!« rief Conan.
Der Hüne grinste den Cimmerier an. »So leicht bringst du mich nich in Wut, Junge. Er gehört nicht zu meiner Familie. Er ist nur mein Geldgeber.«
Conan schritt vor, die Schwertspitze auf die Kehle des Gegners gerichtet.
»Sag mir, wo Elashi ist, und ich laß dich leben.«
Der Riese lachte laut. »Trotz deiner Größe bist du gegen mich nur ein kleiner Junge, Barbar. In einer Minute bist du tot. Da spielt es doch keine Rolle mehr, wo dein Weib ist, oder?«
Conan schob sich langsam näher. Er stand fest auf der Straße, die Knie leicht gebeugt, sprungbereit. Die Rederei war zu Ende.
Der große Mann holte aus und schlug mit dem Breitschwert nach Conan, daß dieser den Kopf verloren hätte, wenn der Schlag gelandet wäre. Doch statt zu parieren, duckte sich der Cimmerier und stieß seinerseits zu.
Der Gegner tänzelte schnell zurück, so daß Conans Stich ins Leere ging. Der junge Cimmerier wartete jedoch nicht, sondern ließ einen Schlag von oben folgen, so wie ein Mann die Axt beim Holzspalten führt.
Der Hüne hob seine Klinge, um abzublocken. Peng! Metall schlug auf Metall, mit solcher Wucht, daß selbst im hellen Tageslicht die Funken sichtbar waren. Conan spürte die Vibrationen des harten Schlages. Es fing im Handgelenk an und kribbelte bis in die Schultern. Dieser Mann war stark, das war nicht zu bestreiten.
Jetzt wechselte sein Gegner nach rechts und führte seinerseits einen Schlag von oben. Doch Conan wich schnell ebenfalls nach rechts aus, parierte und traf mit seiner Klinge auf die Breitseite des feindlichen Schwertes. Der Schlag war aber mit solcher Wucht geführt, daß das Breitschwert halbkreisförmig weitergetragen wurde und sich die Spitze in den Lehmboden der Straße bohrte.
Doch ehe Conan nachsetzen konnte, hatte der Mann seine Waffe schon wieder herausgerissen und stellte sich dem Cimmerier.
»Nicht schlecht für einen Barbaren, mein Kleiner«, sagte der Hüne. »Dafür sollst du auch den Namen des Mannes erfahren, der dich schlägt. Man nennt mich Rohling.«
Conan erübrigte für Rohling ein kurzes Nicken, mehr nicht. Der Mann stand zwischen ihm und Elashi. Ganz gleich welchen Respekt er auch vor Rohling als Kämpe empfinden mochte, er mußte ihn als Entführer verachten.
Rohling griff an und schwang die Klinge wie einen Fächer.
Conan wich mit hocherhobenem Schwert zurück. Ein Schritt, zwei, drei. Er erfaßte den Rhythmus von Rohlings mächtigen Hieben. Eins-zwei, eins-zwei. Geistig rüstete er sich zum Gegenangriff.
Statt nach hinten auszuweichen,
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