Conan-Saga 33 - Conan der Herausforderer
Nekromanten wartete.
»Geh in die Bibliothek und hole mir das BiblioNecrum, das Buch der Verdammten und den Schwarzen Folianten. Schnell!«
Skeer blickte seinen Herrn aus dumpfen Augen an und sagte: »Wie du befiehlst, Herr.« Dann drehte er sich um und ging.
So nahe! dachte Neg. So nahe! Er konnte nicht versagen. Nie und nimmer.
Der Körper, welcher der lebendige Skeer gewesen war, funktionierte als toter Skeer eigentlich noch besser. Allerdings hatte Skeer nicht volle Herrschaft über ihn. Gut, er befahl seine Handlungen – gehen, stehen, sprechen –; aber nur mit Negs Erlaubnis.
Dieser Zustand war Skeer so zuwider wie nichts in seinem bisherigen Leben. Eine Wut, die schon das frühere Leben hindurch in ihm geschmort hatte, loderte jetzt heiß in seiner kalten Brust. So behandelt zu werden – nach allem, was er für Neg getan hatte! Es nagte, es brannte, es fraß an seiner Seele wie ätzende Säure auf weichem Fleisch. Hätte er die Herrschaft über sich, würde er Neg tausendmal umbringen und jeden Tod schlimmer als den vorigen machen. Welch ein Entzücken wäre jedes Stöhnen seines Opfers, welche Ekstase jeder Schmerzensblick des Nekromanten. Ja, wenn er ...
Doch da lag das Problem! Er hatte diese Herrschaft nicht. Negs Stimme befahl, und er mußte gehorchen. Der Donner einer göttlichen Stimme konnte Skeer nicht mehr antreiben als das leiseste Flüstern Negs. Er war ein Sklave des Zauberers, gebannt! Bis er es am eigenen Leibe spürte, hatte er die wahre Bedeutung dieses Wortes nicht gekannt.
Beim Eintritt in die Bibliothek mußte er kurz an die Zombie-Frau denken, die er mit Salzwasser übergossen hatte. Jetzt verstand er, warum sie den Talisman so unbedingt haben wollte. Eine innere Stimme sagte ihm, daß die Quelle des Lichtes für jemand, der unter dem Fluch der Wiederbelebung litt, wie er jetzt, den Schlüssel zum wahren Tod darstellte. Eine Berührung der Macht, die in diesem Ding wohnte, und er würde in die Grauen Lande eingehen.
Und war der Tod nicht eigentlich etwas Gutes? dachte er und holte ein schweres Buch aus dem kostbaren, aus Ebenholz geschnitzten Bücherschrank. Sicher bedeutete es auch große Macht, wenn man auf der Erde herumlief, ohne daß einem Gift oder Schwert etwas anhaben konnten. Aber die Nachteile wogen für jemanden wie Skeer die Macht nie auf. Der Rauch des Hanfsamens brachte für jemand, der nicht atmete, keine Visionen. Auch Frauen konnten ihn nicht mehr in derselben Weise fesseln wie vorher. Einige Teile von ihm schienen noch mehr tot zu sein als andere.
Jetzt zog er den zweiten Band neben der Buchstütze aus einem menschlichen Schädel mit Messingbeschlägen heraus. Nun noch das dritte gewünschte Buch. Nein, ein Zombie zu sein, hieß, nicht in der Lage zu sein, alle die Freuden genießen zu können, für die er sein ganzes Leben geschuftet hatte. Aber selbst wenn er sie genießen könnte, nutzte das nichts, da er als Negs Sklave nicht fort konnte. Der Nekromant entließ niemals einen seiner Schlafwandler. Manche dienten ihm schon Hunderte von Jahren.
Skeer bezweifelte keine Sekunde lang, daß auch ihm dies Schicksal zugedacht war.
Endlich hatte er auch das dritte Buch gefunden und trottete nun lustlos zurück in das Kristallgemach. Schoßhund Skeer, dachte er verdrossen, als er die Lederbände durch die Gänge schleppte. Für welches Verbrechen wurde er so bestraft? Na schön, er hatte bestimmt so viele Götter beleidigt wie jeder andere Dieb. Die Leichen seiner Opfer würden aufgestapelt höher als sein Kopf sein. Er hatte Frauen geschändet, Schätze gestohlen und anderes Unheil angerichtet, über die anständige Bürger Alpträume hätten. Aber andere hatten noch viel schlimmere Verbrechen begangen und waren nicht zu diesem grausamen Schicksal verdammt!
Negs Stimme hallte durch den Korridor: »Beeil dich, verdammt noch mal!«
Auf diesen Befehl hin setzten sich Skeers Beine in Bewegung. Er lief los. Im Innern verfluchte er Neg mit jedem Gottesnamen, den er je gehört hatte.
Doch auch das nützte nichts.
Er konnte nur das tun, was Neg befahl. Das tun und warten und hoffen, daß irgend etwas geschehen möge.
Siebzehn
S IEBZEHN
»Aber sicher, Elashi«, sagte Conan, »ich bezweifle nicht im geringsten, daß die Hälfte der Dämonen der Hölle dir gern eine Tür öffnen. Doch in dieser Sache hier möchte ich meinen Hals lieber nicht im Vertrauen auf deine süße Stimme riskieren.«
Elashi ballte die Fäuste. »Nur weil wir zusammen schlafen,
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