Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
dann werde ich die Horde dorthin führen und eine Kreatur heraufbeschwören, welche die Barbaren vom Antlitz der Erde vertilgt, als hätte es sie nie gegeben.«
»Eine Abteilung Kavallerie«, überlegte der Soldat laut, der vorher gesprochen hatte. »Es ist doch töricht, so viele Männer wegzuschicken, wenn die Stadt sie am nötigsten braucht.«
»Aber wenn Khondemir recht hat«, gab der Prinz zu bedenken, »braucht die Stadt dann keinen Schutz mehr.«
»Du sagtest, daß dieser Ort Bartatua heilig ist«, schaltete sich der Bruder des Prinzen ein. »Werden aber auch die anderen Mitglieder seiner Horde die Gräber schützen wollen?«
»Das ist unwichtig«, entgegnete Khondemir. »Bartatua und seine Ashkuz werden kommen. Ohne ihn und seine Leute fallen die anderen auseinander. Ohne seine Führerschaft werden sie nie etwas so Ehrgeiziges wie eine Belagerung unternehmen.«
»Ich könnte vielleicht tausend Mann entbehren«, meinte Amyr Jelair. »Das ist aber gar nichts im Vergleich zu seiner Heerschar.«
»Das sind mehr als genug, Hoheit«, versicherte Khondemir ihm. »Ich weiß noch mehr über diese Völker. Wir werden schon in der Stadt der Grabhügel sein, wenn sie uns erreichen. Diese Steppenvölker haben viele Tabus und sind sehr abergläubisch. Dazu gehört, daß niemand im Gesichtskreis der Gräber ein Pferd reiten darf. Und noch besser, keiner darf einen Pfeil in die Nekropole schießen. Zu Fuß, nur mit Schwert und Lanze bewaffnet, sind diese Barbaren nicht furchteinflößender als irgendein undisziplinierter Haufen von Straßenräubern. Gebt mir gute Schwertkämpfer unter dem Kommando fähiger Offiziere, und wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen.«
»Das klingt durchaus vernünftig, nicht wahr?« meinte der Prinz. Doch dann fiel ihm noch etwas ein. »Mein guter Khondemir, du erwähntest noch andere Gegenstände außer der Kavallerie. Worum handelt es sich dabei?«
»Oh, ein paar Sachen für meine Bequemlichkeit. Ein Pavillon, in dem ich mich meiner Kunst bei einem Halt widmen kann, dazu einige Möbel ... Und noch etwas.«
»Und was ist das?«
»Versteht, Hoheit, daß man einen dieser großen Mächte nicht wie einen Diener mieten kann. Die dafür nötigen Rituale sind sehr kompliziert. Da sie zu Eurem Heil ausgeführt werden, solltet Ihr eigentlich persönlich anwesend sein.« Der Prinz runzelte die Stirn, doch der Zauberer beschwichtigte ihn sogleich. »Ich weiß, daß es undenkbar ist, Euch aus der Stadt zu bringen, wenn eine Belagerung bevorsteht. Ein Blutsverwandter tut es auch. Am besten eines Eurer Kinder.«
Amyr Jelair wurde blaß. »Einer meiner Söhne? Wie könnte ich es ertragen, mich von einem Sohn zu trennen?«
»Ich sagte nicht Sohn, Hoheit. Eine Tochter täte es auch.«
Der Prinz ließ sich erleichtert zurücksinken. »Eine Tochter? Das ist etwas anderes. Ich habe mehrere Töchter. Ishkala ist die älteste. Sie ist sehr schwierig, und ich habe die Hoffnung, einen passenden Gemahl für sie zu finden, beinahe aufgegeben. Sie kannst du mitnehmen.«
»Sehr gut, Hoheit. Aller Voraussicht nach wird sie wohlbehalten zu Euch zurückkehren. Nun, Hoheit, wenn alles nach meinem Plan gehen soll, muß ich mit den Soldaten und Eurer Tochter im Morgengrauen des zehnten Tages von heute an aufbrechen.«
»Das läßt sich einrichten«, erklärte der Prinz. »Und nun, da die Geschäfte erledigt sind, wollen wir uns alle zum Abendessen begeben.«
Als Khondemir an diesem Abend zurück zu seinem Haus getragen wurde, beglückwünschte er sich selbst, weil alles nach Plan verlief. Der Prinz war gutgläubig und an Notsituationen nicht gewöhnt; aber selbst wenn er scharfsichtiger gewesen wäre, hätte das am Ergebnis nichts geändert. Der Plan war gut. Es stimmte auch alles, was der Zauberer gesagt hatte ... Bis auf eine Kleinigkeit: Sein wahres Vorhaben in der Stadt der Grabhügel.
Während Khondemir vom Bankett zurückgetragen wurde, wurde anderenorts in Sogaria noch kräftig gefeiert. Eine Gruppe junger Männer amüsierte sich in einer Schenke in der Nähe des Basars. Die Schenken lebten meist von den durchziehenden Karawanen, doch diese wurde auch von den besseren Schichten der Stadt besucht: von Studenten, Künstlern und den etwas mißratenen Söhnen des Adels.
An einem Tisch ging es besonders laut her. Die jungen Männer saßen schon seit dem frühen Abend da, und der Wein war in Strömen geflossen. Einer führte das große Wort, wenn er auch manchmal mit der klaren Aussprache
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