Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
der Budini. »Es ist wirklich ein prächtiger Anblick«, stimmte Bartatua ihm zu. »Aber ich hoffe, daß man mich wegen bedeutenderer Ereignisse in Erinnerung behält. Wenn die anderen Städte vom Schicksal Sogarias hören, werden sie Vernunftgründen sehr viel aufgeschlossener sein.«
»Wohin marschieren wir als nächstes, Ushi-Kagan? « fragte ein Gerul-Führer, dessen grüne Tätowierung im roten Feuerschein seltsam lebendig wirkte.
Bartatua lächelte im stillen. Schon freuten sich seine Männer auf neue Eroberungen! »Meine Pläne behalte ich für den Augenblick noch für mich, mein Freund. Aber es wird bald losgehen. Lange werden wir uns hier nicht aufhalten. Wir müssen nur noch unsere Beute holen. Dann werden Sklaven alles an einen von mir gewählten Ort schaffen, weit draußen in der Steppe an einem großen See. Dort werde ich eine Hauptstadt bauen, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat. In diese große Metropole werden die Krieger aller Stämme kommen und die Beute der gesamten Welt genießen.«
Die Männer jubelten über diese hervorragende Idee. Bartatua wußte, daß sie ihm jetzt aus der Hand fraßen. Sie würden ihm überallhin folgen und jeden seiner Wünsche bedingungslos erfüllen.
»Meine Hauptstadt wird nicht nur ein Marktplatz sein für Bauern, Hirten, Kaufleute und Künstler. Dort soll die gesamte Beute des größten Kriegervolkes unter dem Immerwährenden Himmel zusammengetragen werden. Außer Kriegern dürfen dort nur noch die schönsten Sklavinnen und Sklaven der Welt wohnen, deren einzige Aufgabe es sein wird, die Wünsche der tapferen Krieger zu erfüllen.«
Die Männer konnten sich bei dieser lockenden Vision kaum noch beherrschen. In diesem Augenblick glaubten sie fest, daß sie bald unter der Führung dieses Ushi-Kagan die wahren Herrscher der Welt sein würden.
»Kommt, Freunde!« sagte Bartatua. »Laßt uns mit dem Mahl beginnen. Vor uns liegen noch viele Jahre voller Triumphe und Gelage.«
Lachend traten alle ins Zelt. Die Sklaven tischten große Platten auf und schenkten die Becher voll. Nach einiger Zeit wurden sich die Anführer der Horden so richtig der Bedeutung von Bartatuas Worten bewußt, daß bald jeder einfache hyrkanische Krieger wie ein kleiner Fürst leben würde. Dann würden die Anführer Könige und Bartatua, der Ushi-Kagan, ein Gott sein.
Gerade da hielt Bartatua seinen goldenen Becher – aus dem Schädel eines Feindes gefertigt – hoch, um sich noch Wein einschenken zu lassen. Als er den goldenen Rand an die Lippen setzte, fühlte er, daß seine Schicksalsstunde nahte.
Doch plötzlich verstummten alle. Bartatua schaute erstaunt auf. Ein Vogel schwirrte unter dem Zeltdach. Abergläubisch flüsterten die Männer, was dieses Omen wohl zu bedeuten habe. Bartatua runzelte die Stirn. Warum mußte dieser lächerliche Vogel den Augenblick seines Triumphes stören?
Das Tier sah aus wie eine gewöhnliche Taube. Als sie aber über Bartatua angelangt war, blieb sie in der Luft stehen und schwirrte wie ein Kolibri. Die Männer starrten erschreckt und griffen nach den Schwertern, als der Vogel plötzlich seine Gestalt veränderte. Einige umklammerten Amulette und stammelten Beschwörungen.
Bartatua trank ruhig weiter den Wein aus dem Schädelbecher. Über ihm materialisierte sich die Gestalt eines Mannes in seltsamem Gewand. Er trug einen Turban und einen gespaltenen Bart. In diesem Geist konnte Bartatua immer noch die Taube erkennen.
»Bartatua, Kagan der hyrkanischen Horde der Ashkuz«, erdröhnte eine Stimme. »Ich bin der große Magier Khondemir aus Turan. Ich habe mit einer starken Kavallerieabteilung eure Stadt der Grabhügel besetzt. Wenn du die heiligen Ruhestätten deiner Vorfahren retten willst, komm und stell dich zum Kampf. Andernfalls werden wir die Hügel der Steppe gleichmachen. Wenn du einen Beweis für meine Worte willst, lies die Botschaft, welche die Taube bringt. Komm und kämpf! Wenn nicht, sollst du auf ewig als frevlerischer Feigling verflucht sein!«
Nach diesen Worten wurde die Gestalt schwächer und schwächer. Schließlich fiel die Taube tot auf den Tisch vor Bartatua. Die Anführer sprangen auf und schnatterten aufgeregt. Besonders die Ashkuz waren völlig verstört.
»Kagan!« rief ein Ashkuz-Führer. »Was hat das zu bedeuten? Kann diese unreine Kreatur wirklich den heiligen Ort unserer Ahnen als Pfand halten?«
Bartatua hob die Hand. Als Stille eingetreten war, sprach er: »Ich weiß etwas über diesen Khondemir. Er ist ein Schurke,
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