Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
den Fuß des Grabhügels loderten die turanischen und sogarischen Lagerfeuer. Dahinter zog sich ein breiter dunkler Gürtel, ehe die kleineren Feuer der hyrkanischen Streitmacht kamen. Sie waren kleiner, dafür aber so zahlreich, daß ihr beim Anblick dieses riesigen Feuerkreises der Atem stockte.
»Jetzt verstehe ich, warum du niemand nach Einbruch der Dunkelheit heraufkommen läßt«, sagte sie. »Dieser Anblick würde das Herz des tapfersten Kriegers zu Eis erstarren lassen.«
»Es gibt noch andere Gründe«, meinte Khondemir. »Dieser Ort ist jetzt geheiligt. Niemand außer mir, dir und Prinzessin Ishkala darf ihn betreten. Die Sterne zeigen die richtige Konstellation. Die Mondphase ist ebenso korrekt. Der Fokus der Ereignisse ist jetzt genau hier. Morgen abend werde ich eine große Macht herbeirufen. Wenn ich den heiligen Dolch in Ishkalas Brust stoße und das noch schlagende Herz herausreiße, werden sich alle unsere Pläne erfüllen. Ich werde völlige Herrschaft über Bartatua gewinnen. Sobald sich die Schwierigkeiten gelegt haben, werde ich der wahre Befehlshaber einer alles erobernden Streitmacht sein und bald darauf König von Turan.«
Er lächelte wohlwollend. »Und du, meine Liebe, sollst dann mit mir den Thron besteigen. Natürlich nicht als meine Königin. Die Turaner würden nie eine vendhyanische Freudensklavin als Königin akzeptieren. Aber du sollst meine erste Konkubine sein.«
»Natürlich«, sagte Lakhme und lächelte verführerisch wie immer. »Nie würde ich eine so hohe Stellung wie die einer Königin anstreben. Allerdings«, – sie ließ den Blick über die zahllosen Feuer schweifen –, »hatte ich gehofft, du würdest deinen Zauber heute nacht vollbringen. Vielleicht lebst du morgen nicht mehr. Die hyrkanische Armee ist riesig, und alle Soldaten sind empört, daß Fremde die heiligen Grabstätten ihrer Vorfahren entweiht haben. Selbst ohne Bogen und Pferde sind sie allein durch ihre Überzahl in der Lage, euch zu überrennen.«
Khondemir lächelte überlegen. »Keine Angst. Meine Männer haben Erfahrung und werden ihre Waffen hervorragend einsetzen. Außerdem sind nicht alle Hyrkanier so versessen, die Entweihung dieses Ortes zu rächen. Nur den Ashkuz, Bartatuas Volk, ist diese Stadt heilig. Die anderen machen nur aus Treue Bartatua gegenüber mit. Wenn sie morgen auf eine Weise kämpfen müssen, die ihnen von Grund auf zuwider ist, werden sie nicht übereifrig sein. Zu Pferd mit ihren hervorragenden Bogen sind sie unbesiegbar, zu Fuß dagegen kaum mehr als Pöbel.«
Lakhme erinnerte sich an Bajazets Worte. »Da hast du vielleicht recht.«
»Bestimmt sogar. Und dann werde ich König von Turan sein. Das ist der Lauf des Schicksals.« Als Lakhme ihn in seiner Robe hoch oben auf dem Grabhügel stehen sah, glaubte sie es ihm beinahe.
»Ich kenne Bartatuas Schlachtplan für morgen«, sagte sie. »Willst du ihn hören?«
»Komm mit in mein Zelt, damit meine Offiziere ihn ebenfalls erfahren!«
Sie stiegen vom Grabhügel herab. Lakhme störte es nicht, daß Khondemirs Offiziere sie sahen, da diese sie nie Bartatua verraten konnten. Sollte Khondemirs Plan fehlschlagen, würde kein Feind mit dem Leben davonkommen. Sollte Bartatua einige gefangennehmen, um sie zu befragen, würde sie schon dafür sorgen, daß sie starben, ehe ihre Zungen sie verrieten.
Sie kamen an einem Feuer vorbei, wo die Männer ihre Waffen ölten und schärften. Unbewußt, instinktiv lauschte Lakhme, was sie sprachen.
»Da geht unser zukünftiger Monarch«, sagte einer. »Er sagte, daß die Hyrkanier heute nacht nicht angreifen würden. Sieht so aus, als behielte er recht. Bis Tagesanbruch haben wir Ruhe.«
»Stimmt!« meinte ein anderer und grinste boshaft. »Wir sind vor einem mitternächtlichen Besuch Conans des Cimmeriers sicher.« Die Männer lachten lauthals über diesen Scherz.
Lakhme hatte das Gefühl, als preßten eiskalte Finger ihr Herz zusammen. Sie verstand den rauhen Dialekt der turanischen Soldaten nicht ganz; aber dieser Name traf sie wie ein Schlag. Sie blieb jählings stehen und wandte sich an Khondemir.
»Conan der Cimmerier! Was wissen deine Männer über ihn?«
Khondemir war erstaunt. »Conan der Cimmerier? Warum beunruhigt dich dieser Name so?«
»Sag schon!«
»Das ist nur das neueste Schreckgespenst der Männer. Gestern nacht kam ein Kerl ins turanische Lager, der sich so nannte. Er wollte spionieren. Es war noch einer mit ihm, der sagte aber nichts. Meine Männer erwischten die
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