Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
habe, die ich lieben konnte. Aber vielleicht traute ich ihr auch, weil ich mich immer nach einem Freund gesehnt habe, dem ich vertrauen konnte.«
Conan konnte den Schmerz nachempfinden, den seine nächsten Worte Bartatua bereiten mußten. »Überzeug dich selbst, daß ich die Wahrheit spreche, Bartatua! Laß Lakhme rufen oder geh zu ihr! Auf dem Weg hierher sah ich sie zur Stadt der Grabmäler schleichen. Sie hatte einen Mann dabei. Sie bringt Khondemir, was immer er benötigt, um die Herrschaft über dich zu gewinnen.«
Wieder war Bartatua eine Zeitlang sprachlos. »Selbst wenn ich danach den Thron der Welt besteigen sollte, wird der Triumph wie saurer Wein schmecken. Mein Geschick war, rein zu sein, eingesetzt von den Göttern unter dem Immerwährenden Himmel. Jetzt ist alles durch die Falschheit dieses Weibes, durch meine Torheit als Mann und durch meine Taten verdorben. Ich war wie eine Marionette in einem khitanischen Schattenspiel, von Sklaven hinter dem Vorhang bewegt. So habe ich meinen einzigen Freund verraten. Weil ich mich von einem treulosen Weib habe lenken lassen wie ein hirnloser Ochse.«
»Bartatua, mein Freund«, sagte Conan, »du bist nicht der erste Mann, der von einer schönen Frau hinters Licht geführt wurde. Und du wirst bestimmt nicht der letzte sein.«
»Aber wie viele von diesen Männern strebten nach der Weltherrschaft?« fragte der Ushi-Kagan. »Einem Ushi-Kagan verzeiht man so etwas nicht. Komm, laß uns zurückgehen und mit meinen Anführern sprechen. Nichts, was du mir erzählt hast, beeinflußt unseren Angriff auf die Stadt der Grabhügel. Der Angriff wird bei Morgengrauen durchgeführt, wie geplant. Würdest du einen Angriff leiten? Ich weiß, daß ich durch meine Dummheit deine Treue verspielt habe; aber manches kann man wieder in Ordnung bringen.«
»Dazu bin ich gern bereit, Kagan «, sagte Conan. »Aber werden mir deine Männer folgen? Du hast mir in die Augen gesehen. Du und ich sind Männer vom gleichen Schlag, abgesehen davon, daß ich Cimmerier bin und du Hyrkanier. Aber deine Männer werden mehr als mein Wort verlangen, ehe sie mich wieder als Führer anerkennen.«
Bartatua nahm Conan beim Arm. »Komm mit mir, du wahrer Freund! Wir werden alles in Ordnung bringen. Ich weiß, wie ich nicht nur deine Geschichte bestätigen, sondern auch Lakhme des Verrats überführen kann. Du sollst morgen meine Armeen gegen den Feind führen. Dir gebührt die höchste Ehre. Unter dem Immerwährenden Himmel soll Conan der Cimmerier neben dem Ushi-Kagan Bartatua den zweithöchsten Rang einnehmen.«
Die Sterne verblaßten schon im Osten, als Lakhme von der Stadt der Grabhügel zurückkehrte. Sie hörte, wie das Lager langsam erwachte und die Männer die letzten Vorbereitungen für die Schlacht trafen. Sie war zutiefst froh, daß sie bald von den primitiven Lagern der Nomaden erlöst sein würde.
Sie würde in einem Palast in einer reichen Stadt leben. Sklaven würden ihr jeden Wunsch erfüllen. Die größten Männer der Erde würden auf Knien vor ihr liegen und um ihre Gunst flehen. Das war die richtige Ordnung der Welt. Sie, die als Mädchen von den Eltern in die Sklaverei verkauft worden war, würde die höchste aller Frauen sein. Auf dem Thron mochte ein Strohmann wie Khondemir oder Bartatua oder irgendein anderer Mann sitzen, den sie dazu erwählte, aber mit der Zeit würden alle erkennen, wo die wahre Macht saß.
In Gedanken baute sie schon diesen Palast. Türme bis an die Wolken. Gold und Perlen bedeckten den Fußboden. Kein anderer Stoff als reine Seide überall. Nur die allerschönsten Sklaven ... Ein harter Griff am Arm riß sie aus ihrem Traum.
»So trifft man sich wieder, Teuerste«, sagte Conan der Cimmerier.
»Du!« rief sie. »Als Khondemir sagte ...« Sie brach schnell ab. Vielleicht waren Lauscher in der Nähe. »Wenn mein Gebieter dich sieht, wird seine Rache schrecklich sein. Wie bist du hierhergekommen, du Verräter? Was führst du gegen den Ushi-Kagan im Schilde?«
»Du kannst das falsche Getue lassen, Lakhme«, sagte Conan. »Ich habe nämlich schon mit Bartatua gesprochen. Er weiß jetzt alles. Das heißt, inwieweit du ihn verraten hast. Wer kennt schon alle Intrigen einer so schönen Schlange?«
»Welche Lügen hast du ihm in die Ohren gegossen?« Sie sprach jetzt ganz laut, da sie sicher war, daß jemand in der Nähe stand und zuhörte. »Der Ushi-Kagan ist viel zu vertrauensselig. Er sieht Mut und Tapferkeit in der Schlacht und glaubt gleich, daß dieser
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