Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
direkt neben Conan fuhr auf. »Das ist der Ushi-Kagan, du ungehobelter ...« Da fiel dem Mann der Unterkiefer herunter. »Beim Immerwährenden ...« Er wollte aufspringen und zerrte an seinem Schwert.
Ein Dutzend Hände packte Conan, doch er wehrte sich nicht. Widerstand hätte den sicheren Tod bedeutet.
»Halt! Laßt ihn leben!« befahl der Ushi-Kagan. Bartatua erhob sich und trat dicht vor den Cimmerier. »Ich hätte nicht gedacht, dich noch mal zu sehen, Cimmerier.« Er blickte Manzur an. »Und wer ist das? Er trägt sogarische Kleidung.«
»Ein Mann, der nicht sprechen kann, Ka – Ushi-Kagan. Er fand mich, als ich mich in der Steppe verirrt hatte. Er ist ein Karawanenführer. Sein letzter Halt war Sogaria. Daher die Kleidung.«
Die anwesenden Führer betrachteten Conan, als sei er ein Gespenst. Am liebsten hätten sie ihn auf der Stelle umgebracht. Doch Bartatua schien eher nachdenklich als rachsüchtig zu sein.
»Komm, Conan«, sagte er, »gehen wir ein paar Schritte! Laßt ihn los!«
Protestschreie wurden laut. »Nein, Herr! Das ist ein Trick. Dieser Fremde will dich töten.«
Bartatua lachte. »Er ist bis auf drei Schritte an mich herangekommen, ohne daß ich ihn sah. Glaubt ihr, dieser Mann hätte mich nicht töten können, ehe ihr ihn bemerkt hättet?«
»Nehmt mir die Waffen ab, wenn euch das lieber ist«, sagte Conan. »Ich will eurem Ushi-Kagan nichts antun.«
»Uns täuschst du nicht, Conan«, sagte der Führer der Budini. »Wir haben gesehen, wie du mit bloßen Füßen einem Mann das Genick brachst.«
»Dann fesselt mir Hände und Füße«, sagte Conan ungeduldig.
»Nein!« befahl Bartatua. »Nehmt nur seine Waffen und folgt uns in einiger Entfernung. Ich bin sicher, daß er mir Wichtiges zu sagen hat.« Dann wandte er sich wieder an den Cimmerier. »Ich bin neugierig, Conan, aber kein Narr. Komm mit mir! Dein Gefährte soll inzwischen essen und trinken.«
Die beiden Männer gingen ein Stück hinaus, bis sie die Lagerfeuer in der Stadt der Grabhügel sehen konnten. Mit den Händen an den Schwertgriffen folgten die Kagans in gebührender Entfernung.
»Ich gebe zu, daß es mir leid getan hat, dich zum Tode zu verurteilen. Ich war aber nicht allzu wütend, als ich von deiner Flucht erfuhr. Besonders«, – er grinste –, »als ich hörte, wie viele widerliche Schamanen du dabei in die Hölle schicktest.« Dann war er wieder ernst. »Aber es war entsetzlich dumm von dir, über meine Frau herzufallen. Dafür sollte ich dich jetzt noch umbringen.«
»Genau über diese Frau muß ich mit dir sprechen«, sagte Conan.
»Ja?« Bartatuas Stimme klang gefährlich sanft.
»Sie hat dich betrogen.«
Der Ushi-Kagan schaute den Cimmerier an. Sein Ausdruck hätte jeden angreifenden Bullen tot umfallen lassen. »Betrogen – mich? Du meinst mit dir?«
»Nein, nicht diese Art von betrügen«, erklärte Conan. »Und mit Khondemir.«
»Sprich schnell, Cimmerier!« befahl Bartatua. »Dein Leben hängt an einem dünnen Faden.«
»Mein Leben hat schon oft an einem Faden gehangen, und manche waren dünner als dieser.« Dann berichtete er Bartatua alles, was sich in jener Nacht abgespielt hatte, als Lakhme die falschen Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatte. Er erzählte ihm auch von den orgiastischen Tänzen mit den Schamanen. Bartatuas Gesicht verzog sich vor Schmerz; aber Conan konnte ihm dies Leid nicht ersparen.
Dann berichtete er über seine Flucht, den Sandsturm und wie er von Manzur gefunden wurde. Er hielt nichts zurück, außer Manzurs wahre Identität. Am Ende berichtete er auch, was er in der vergangenen Nacht in Khondemirs Zelt gehört hatte. Der Ushi-Kagan konnte eine Zeitlang nicht sprechen.
»Conan«, sagte er schließlich mit heiserer Stimme, »wenn du lügst, wirst du den schrecklichsten Tod erleiden, daß die ganze Welt vom grauenvollen Ende des Cimmeriers noch in tausend Jahren spricht.« Er meinte dies ganz ernst.
»Ich lüge nicht, Kagan «, erklärte Conan. »Oder sollte ich Ushi-Kagan sagen?«
» Kagan ist ein guter Titel«, antwortete Bartatua. »Es gibt keinen vornehmeren unter dem Immerwährenden Himmel. Ushi-Kagan ist nur Prahlerei eines Eroberers. Ich weiß nicht, Conan, aber mein Herz sagt mir, daß ich dir glauben soll. Deine Worte verletzen mich schmerzlicher als jeder Pfeil; aber sie haben den schrecklichen Klang der Wahrheit. Trotzdem fällt es mir schwer, das von Lakhme zu glauben. Vielleicht habe ich ihr mein Herz geschenkt, weil ich mich immer nach einer Frau gesehnt
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