Conan-Saga 40 - Conan der Held
Salbe. Seine Verstand blieb dumpf. Conan hatte kaum die Willenskraft, den schlaffen, gefühllosen Körper weiterzuschleppen. Doch als er mühsam aufstand, stellte er fest, daß das schlimme Bein ihn wieder trug. Er hinkte weiter, ohne sich die Mühe zu machen, nochmals die Klinke der Tür hinter sich zu drücken.
Die Ausmaße des rauchigen dunklen Raumes waren nicht zu erkennen. Von Kohlenbecken auf dem Boden stiegen duftende Rauchsäulen auf. Die Glut der Kohlen verlieh ihnen einen rötlichen Schimmer. Oben im Gewölbe muß es Abzugslöcher geben, dachte Conan, denn sonst könnte ich in diesem Raum nicht atmen. Trotzdem kitzelte der scharfe Geruch der Hölzer auf den Kohlen ihn in der Nase. Hinzu kamen noch die Düfte anderer Substanzen. Nicht Lotus – zumindest nicht nur Lotus. Da war der Cimmerier sicher.
Er ging auf die nächste Ansammlung von Kohlebecken zu, weil er glaubte, in ihrer Mitte einen seltsamen Gegenstand zu sehen. Beim Näherkommen trieb ihm der beißende Rauch Tränen in die Augen, so daß er nur undeutlich sehen konnte. Er hatte das Gefühl, als verdichte sich der Rauch in seinem Kopf. Gebückt lief er zwischen den Rauchsäulen hindurch und wedelte sich mit den Händen Luft zu. Dann stand er vor dem grotesken Ding, welches rötlich beleuchtet war: ein verrenkter Körper auf einer Folterbank aus Bambus.
Der früher einmal sehr stattliche Mann lag jetzt durch langsame und qualvolle Folter entsetzlich entstellt da. Kein Fetzen einer Uniform oder eines anderen Kleidungsstücks war ihm gelassen worden, um seine Menschenwürde zu wahren. Der Tod war zu ihm mit einer Methode gekommen, welche Hwong-Krieger gegen gefangene Turaner anwendeten. Conan kannte diese Methode. Als Vorbereitung wurde ein gebogener schenkeldicker Ast vom Thundee-Dornenbaum in Salzlake gelegt, bis er ganz gerade war. Dann band man ihn hinten an die schräge Folterbank, indem man ein aus Riemen geflochtenes Joch dem Opfer übers Kinn legte. Während der Dornenast langsam trocknete und seine natürliche krumme Gestalt wieder annahm, bohrten sich die scharfen und spitzen Dornen in der Schale in den Rücken des Gefolterten. Gleichzeitig wurde sein Kopf immer mehr nach hinten gezogen, bis er erstickte oder – wenn er Glück hatte – sich das Genick brach.
Die Hitze der Kohlebecken hatte hier das Trocknen des Dornenastes beschleunigt, wie Conan vermutete – falls die Folter wirklich in diesem Raum stattgefunden hatte. Aber das Ende war mit Sicherheit nicht schnell gekommen.
Während er noch voller Entsetzen den gemarterten Leichnam betrachtete, kam ihm der Gedanke, daß die dunklen Umrisse nicht nur auf das schwache Licht des Kohlebeckens zurückzuführen waren. Er bewegte sich näher und sah, daß die blutverkrustete Haut weder gelb noch wüstenbraun, sondern schwarz war. Von dort, wo Conan stand, konnte er das Gesicht des Opfers nicht sehen, da der Kopf über den Rand der Folterbank nach unten gedrückt war. Nichts Gutes ahnend, hinkte der Cimmerier um das Bambusgestell herum. Die entstellten aufgedunsenen Gesichtszüge bestätigten seine schlimmsten Befürchtungen. Der Mann war Juma.
Fassungslos berührte Conan die Wange des toten Freundes. Sie war staubtrocken und unnatürlich warm, da der Rauch der Kohlebecken sie ständig einhüllte.
Der Cimmerier drehte sich um und wollte so schnell wie möglich den Ort des Grauens verlassen. Er erstickte fast – nicht nur wegen der Rauchschwaden, sondern an bitterem Haß. Blindlings hinkte er davon, stieß gegen die rotglühenden Becken, ohne den Schmerz zu spüren. Mit brennenden, tränenden Augen taumelte er in die Dunkelheit. Doch die mörderische Wut in ihm ging bald in abgrundtiefe Verzweiflung über. Was konnte er – allein – ohne Waffen in diesem Gefängnis tun, dessen Ausmaße er nicht einmal erahnte?
Offenbar hatte er stundenlang im Drogenrausch dagelegen. Während dieser Zeit hatte Phang Loon sich Jumas bemächtigt – vielleicht aufgrund von Conans leichtsinnig gestellten Fragen – und hierher verschleppt, um ihn den grauenvollsten Tod erleiden zu lassen, den man sich vorstellen konnte. Es sei denn, der Kriegsherr hatte ihn schon im ersten Raum belogen, da er den Kushiten längst gefangengenommen und getötet hatte.
Na und? Der Cimmerier hatte keine Möglichkeit, sich zu rächen. Was würde er erreichen, wenn er jetzt aufschrie und dem unsichtbaren Beobachter, der mit Sicherheit über ihm lauerte, seine wütende Herausforderung hinaufschleuderte? Es sähe doch nur wie
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