Conan-Saga 40 - Conan der Held
überschreiten drohte, machte er kehrt und floh wieder hinaus in die Dunkelheit.
Welche widerwärtige Teufelei fand hier statt? O ihr Götter! Wie konnte Phang Loon nur so leicht alles in seine Gewalt bringen, in den Schmutz ziehen oder vernichten, was ihm am liebsten war? Hatte er die Wirklichkeit gesehen, oder waren es Wahnbilder, welche ihm der Drogenrausch vorgaukelte? Aber wie, grundgütiger Crom, konnte er danach weiterleben? Lieber sterben! Seine Seele war bereits tot und ruhte in der Gruft der kalten schweren Brust. Nur Lotus trieb ihn noch voran, ließ das Herz pumpen und die leblosen Gliedmaßen zucken ... Da tauchten die Umrisse einer Tür vor ihm auf. Ohne eine Sekunde zu zögern, taumelte er hindurch, als sich die Flügel vor ihm wie von selbst öffneten.
Kaum hörbar fiel die Tür hinter ihm ins Schloß. Benommen stellte Conan fest, daß er sich wieder in einem ovalen Raum befand, der durch gelbe Lampen an den Wänden erleuchtet wurde. Aus Rauchfässern in Nischen drang ein ekelerregender Rauch überallhin. Einziges Möbelstück und Schmuck des Raumes – und, bei Crom, wahrscheinlich die nächste Todesfalle – war ein mannshoher Spiegel, dessen geschnitzter, schwarzer Rahmen ineinander verschlungene Schlangen darstellte. Ohne Zögern schleppte Conan sich davor und blickte hinein.
Es war der absolute Gipfel des Grauens! Vor eiskaltem Entsetzen stockte ihm der Herzschlag. Hinter dem Spiegelglas kauerte ein widerliches Wesen ... eine zerrissene Tunika als einzige Bekleidung für die Bestattung und der Körper noch zerfetzter als das Totenhemd. Einziges Lebenszeichen war der aus den Wunden sickernde Eiter. Dieses Ding da war nicht nur unsagbar abstoßend – nein, schlimmer noch: Er selbst war es, Conan! Denn als der Cimmerier die Hand ausstreckte, um zu prüfen, ob das Glas wirklich im Spiegel sei, warf dieser das Bild einer verwelkten, mit Schwären bedeckten Klaue zurück, die sich ihm entgegenreckte.
Das also war der Grund, warum Sariya so geschrien hatte, daß sie fast den Verstand verloren hatte! Conan flehte inständig die Götter an, daß sie ihn nicht genau erkannt hatte – ihren Retter und Geliebten, denn dann mußte sie ihn unfehlbar für ein Ungeheuer halten, eine widerwärtige Perversion; bereits vom Tod gezeichnet, würde sie jedem, den sie umarmte, ebenfalls Tod und Verderben bringen.
Der Cimmerier stand, von abgrundtiefem Abscheu gegen sich erfüllt, vor dem Spiegel und betastete mit zitternden Fingern auf dem Glas die unzähligen Beweise seiner Verwesung: die vielen Schnitte in Gesicht und Kopfhaut, wo sich die entzündeten Wundränder von den Knochen schälten. Die Halswunde war so tief, daß der Kopf jeden Augenblick Gefahr lief, nach vorn zu fallen, da die angefaulten Sehnen ihn nicht mehr halten konnten. Tunikafetzen und Lederriemen überzogen den geschundenen, ausgemergelten Leib wie dicke Spinnweben. Wie knorrige Äste sahen die Arme aus, die Beine ... Das verletzte Bein war angeschwollen und gräßlich verfärbt, jederzeit bereit, zu platzen und das Gift herauszuspritzen ...
Ja! Alles war grauenvoll wahr! Der Cimmerier sah es, fühlte es auch ... Phang Loon hatte ihn vergiftet! Statt die Wunden mit lindernden Salben zu pflegen, hatte der Kriegsherr ihn von Anfang an mit Gift vollgepumpt. Wie ein Idiot hatte Conan dann freiwillig überall das zur Verwesung führende Mittel aufgetragen. Phang Loon hatte ihn dazu gebracht, langsam durch bösen Zauber dahinzusiechen, anstatt sauber und glücklich zu sterben. Jetzt war er in ein Scheusal oder in Phang Loons Sklaven verwandelt, bis sein elender verfaulender Leib sich endlich in seine Bestandteile auflöste ...
»Ich kann dich immer noch heilen, Elender.« Die Stimme war fest und kam vom anderen Ende des Raums. Dort stand Phang Loon, begleitet von Sool. »Das Grauen, welches du gesehen hast, ist das Endstadium der Droge. Man kann diesen Zustand mittels eines Medikaments abwenden, ja sogar rückgängig machen.« Auf eine Handbewegung seines Herrn hin streckte Sool dem Cimmerier einen großen Salbentopf entgegen. »Was du im Spiegel erblickst, ist dein wahres Ich, welches der Lotus von allen schönen Illusionen wie mit einer ätzenden Säure gereinigt hat. Ich habe dir dieses Privileg gewährt, damit du die Hohlheit des eigenen Ichs und die Vorzüge der Unterwerfung unter meinen mächtigen Willen erkennst.« Während dieser Worte war Phang Loon mit seinem gehorsamen Diener um den Spiegel herumgegangen.
»Bedenke, Sklave: Nur ich
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