Conan-Saga 40 - Conan der Held
Babrak war! Und nie hatte er erlebt, daß einer vom Rauschgift wieder loskam, der so tief im teuflischen Bann der Drogen steckte, wie es der in die Irre gegangene Sohn Tarims anscheinend über Nacht geschafft hatte. Bestimmt war es besser, ihn später mit einer Abteilung Bewaffneter herauszuholen ... oder vielleicht, anstatt den Freund zu befreien, als Rache ein paar Eingeweide mehr aus Phang Loons Innerem zu reißen! Die traurige Wahrheit war, daß der Junge im Augenblick für ihn noch verlorener als Juma war. Und vielleicht steuerte er selbst auch auf diesen langsamen Tod zu.
In seiner Verzweiflung war Conan wieder in die Dunkelheit hinausgewandert. Es verging einige Zeit, bis er sich entschloß umzukehren und zu versuchen, den willenlosen Freund von der elenden Lotuspfeife und weg von der schmutzigen Pritsche zu zerren. Doch die trügerischen Rauchschwaden spielten ihm immer wieder böse Streiche. Jene, die jetzt neben ihm aufstiegen, waren nicht die, welche er soeben verlassen hatte. Die durchsichtigen Flammen, die von den Kohlebecken emporkräuselten, waren höher und unheimlicher, ihre Farbe wirkte gespenstisch blau. Langsam schob der Cimmerier sich weiter.
Die Gestalt inmitten der bläulichen Pracht schlug sofort Conans Aufmerksamkeit in ihren Bann. Obgleich ihn eine quälende Vorahnung in Panik versetzte, mußte er sich durch die erstickenden Dämpfe hindurchschleppen, um Gewißheit zu erlangen. Doch dann stellte er durch die Tränenschleier vor den Augen fest, daß Phang Loons drittes Opfer in der Tat seine geliebte Sariya war.
Sie lag auf den Satinpolstern eines mit Samt bezogenen, kostbar geschnitzten und bemalten Diwans. Ihre lang hingegossene schlanke Gestalt schien auf Schlaf oder weniger passive Vergnügen zu warten. Die Kleidung war der Hitze der Kohlebecken angepaßt – aber auch für anderen Zeitvertreib geeignet: Der schimmernde Schleier sollte wohl als Rock dienen, jetzt aber bedeckte er nur den Nabel. Das hauchdünne Oberteil verhüllte nichts. Kostbare Ohrgehänge, Ketten, Armbänder und Fußkettchen sowie enge juwelenbesetzte Schuhe, welche ihre schmalen Füße mehr schmückten als bedeckten.
Aber Sariya lebte und war voll Verlangen, wie die sinnlichen Bewegungen zeigten. Ob sie auch unter dem Einfluß von Drogen stand oder durch landesübliche Sinnenfreuden aufgeputscht war, vermochte er nicht zu sagen. Auf alle Fälle lag sie wie eine Haremssklavin da und starrte mit verträumtem Blick in die blauen Rauchschwaden, als warte sie sehnsüchtig auf das Kommen ihres Paschas. Geistesabwesend streichelte sie den Samt des Diwans und die eigene samtene Haut, die, von leichtem Schweiß bedeckt, verführerisch schimmerte.
Ihre ganze Weiblichkeit, ihre liebenswerte Offenheit und Frische waren in dieser bizarren Aufmachung und Umgebung verflogen. Dennoch regte sich Conans männliches Verlangen heftig. Er mußte sich zwingen, Sariya mit Worten zu begrüßen und nicht sofort mit seinem geschundenen und mit Drogen vollgepumpten Körper über sie herzufallen, um ihre irdischen Gelüste zu stillen.
»Sariya! Phang Loon hat dich also auch hergeschleppt – zweifellos meinetwegen!« Leidenschaft und noch verzehrendere Gefühle machten seine Stimme heiser. »Komm, Mädchen, wir erkämpfen uns den Weg aus diesem Gefängnis und kehren in unsere kleine Hütte zurück! Die heutige Nacht ist zwar grauenvoll und tragisch, aber wir können das Beste noch retten. Das schwöre ich dir.«
Die Frau hörte zwar die Stimme, denn sie hörte sofort auf, sich selbst zu liebkosen. Doch anstelle freudigen Erkennens las der Cimmerier auf ihrem Gesicht nur Verwirrung, als sie mit ihren Mandelaugen durch die Rauchschwaden etwas zu erkennen versuchte. Dann schürzte sie nervös, fast abweisend die rubinroten Lippen. Als ihre Augen Conan erfaßten, weiteten sie sich angstvoll.
»Sariya! Ich bin's, Conan! Komm, laß uns fliehen! Ich brauche deine weiche Schulter als Krücke.«
Dann streckte er die Hände nach ihr aus. Doch sie griffen ins Leere, da sie blitzschnell an den äußersten Rand des Diwans zurückgewichen war. Verzweifelt bemühte sie sich, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Mit offenem Mund starrte sie Conan an. Ihr Blick wurde wild, und sie stieß einen gellenden Angstschrei aus.
»Sariya, Mädchen, was ist denn? Still, still, beruhige dich doch, Kind!« Hilflos stand der Cimmerier da, während ihre monotonen Schreie an seine schmerzenden Trommelfelle drangen. Als sie die Grenze zum Wahnsinn zu
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